Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
VNW-Direktor Andreas Breitner beklagt eine Zunahme von Bürokratie und organisierter Unverantwortlichkeit in den Behörden
„Selbst bei kleineren Umbaumaßnahmen wird von Wohnungsunternehmen inzwischen eine Vielzahl an Unterlagen verlangt. Kaum einer will Verantwortung übernehmen.“
122/2021
Kiel/Hamburg. Die sozialen Vermieter in Schleswig-Holstein haben eine Zunahme der Bürokratie bei staatlichen Behörden beklagt. „In einigen Bereichen würde ich bereits von einer Verwaltungskrise und einer organisierten Unverantwortlichkeit sprechen“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Die Folge ist, dass vor allem der Bau von bezahlbaren Wohnungen verzögert und verteuert wird.“
„Die im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften erleben vermehrt, dass Behörden ihren ‚Spielraum‘ bei der Auslegung von Vorschriften unterschiedlich auslegen. In manchen Ämtern geht es sehr pragmatisch zu. Dort spüren die Unternehmen, dass die Verwaltung beim Bau bezahlbarer Wohnungen mit ihnen an einem Strang zieht.“
Wieder mehr direkte Kontakte und persönlicher Austausch notwendig
Allerdings erleben die Wohnungsunternehmen, dass die in der Pandemie eingeführten Abstand- und Distanzregeln die Bearbeitung von Bauanträgen auch weiterhin beeinträchtigen, sagt der VNW-Direktor. „Wir brauchen wieder mehr direkte Kontakte und mehr persönlichen Austausch zwischen Bauprüfung und Bauherren. Die Verwaltungen müssen jetzt wieder Tritt fassen und zu altem Schwung zurückfinden. Ansonsten wird die Baukonjunktur einbrechen und der bezahlbare Wohnraum zuallererst auf der Strecke bleiben“, sagt Andreas Breitner.
In einigen Ämtern machten die VNW-Unternehmen immer häufiger die Erfahrung, dass Prozesse unnötig verkompliziert würden, so der Verbandsdirektor weiter. „Da dauern Grundstücksvergaben mehrere Jahre. Konzeptausschreibungen führen am Ende oft dazu, dass doch derjenige das Baugrundstück erhält, der den höchsten Preis bezahlt. An Bauvoranfragen werden höhere formale Anforderungen gestellt als früher.“
Selbst bei kleineren Umbauarbeiten muss eine Vielzahl von Unterlagen vorgelegt werden
Selbst bei kleineren Veränderungen im Wohnungsbestand müsse inzwischen eine Vielzahl von Unterlagen beigebracht werden, sagt der VNW-Direktor. „Wenn früher beim Einbau neuer Fenster eine kurze Begehung und die Absprache vor Ort ausreichten, werden heute umfangreiche Unterlagen von Architekten verlangt. Dadurch wird die Bauvorplanung teurer, was für Anbieter bezahlbaren Wohnraum ein Problem ist. Sie können und wollen die Kosten nicht so ohne Weiteres auf die Mieterinnen und Mieter umlegen.
„Manchmal drängt sich der Eindruck auf, als würde es in Behörden eine organisierte Unverantwortlichkeit geben“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Zwar gibt es klare Hierarchien und eine straffe Organisation. Aber für die Lösung eines konkreten Problems fühlt sich oftmals niemand so richtig zuständig und erklärt stattdessen, es gehe ihn nichts an. Hinter dieser ‚Unverantwortlichkeit‘ wird sich dann versteckt und die Verantwortung wird an andere abgeschoben.“
Mangelnde Flexibilität bei Herausforderungen des Umweltschutzes
Angesichts der Herausforderungen des Klimaschutzes fürchten die sozialen Vermieter eine Zunahme der Bürokratie. „Viele Behörden reagieren unflexibel, beispielsweise die Zahl ‚normaler‘ Autostellplätze zu reduzieren und haben zugleich keine Lösungen für die Elektromobilität. Bei der Errichtung von Ladestationen für E-Autos stoßen die VNW-Unternehmen auf hohe Hürden, die das Ziel, CO2-Neutralität bis 2045 zu erreichen, konterkarieren.“
Gerade im aktuell laufenden Bundestagswahlkampf verzichtet kaum ein Politiker darauf, das Übermaß an Bürokratie zu thematisieren, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Im Behördenalltag ist für unsere Mitgliedsunternehmen von entsprechenden Anstrengungen aber bislang zu viel wenig zu bemerken.“
2021/09/19
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 396 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de