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VNW-Direktor Andreas Breitner kritisiert Pläne der Stadt Norderstedt, eine kommunale Wohnungsgesellschaft zu gründen: "Schnellschüsse verpuffen, ohne Wirkung zu hinterlassen."

147/2021

In Norderstedt gibt es politischen Streit über die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft, die sich um die Unterbringung von sozial bedürftigen Menschen und von Flüchtlingen kümmern soll. Die Verwaltung habe in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses einen Antrag eingebracht, demzufolge die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) eine „Gesellschaft für integratives Wohnen Norderstedt mbH & Co KG“ gründen solle, berichtet das Hamburger Abendblatt. Der Antrag wurde von SPD, Grünen und Linken unterstützt. Allerdings verfügen diese drei Parteien nicht über eine Mehrheit im Ausschuss. Die CDU, die Fraktion Wir in Norderstedt (WiN) und die FDP votieren gegen den Plan. Im Januar kommenden Jahres soll das Thema erneut beraten werden.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Das Vorgehen der Stadt Norderstedt wird von den sozialen Vermietern, die seit vielen Jahren in der Stadt für bezahlbaren Wohnraum sorgen, als unfreundlich empfunden. Mit der ADLERSHORST Baugenossenschaft eG und der NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft eG sind in Norderstedt seit vielen Jahren zwei soziale Vermieter aktiv, die sicherstellen, dass Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen sich das Leben in der Stadt leisten können. Die Nutzerinnen und Nutzer der Wohnungen müssen sich keine Sorgen machen: weder vor einem sprunghaften Anstieg der Miete noch vor Verdrängung wegen Eigenbedarfs.

Es ist richtig, dass CDU, die Fraktion Wir in Norderstedt und die FDP sich gegen den Antrag der Stadtverwaltung positioniert haben. Was es jetzt vor allem braucht, ist die Zeit, für Norderstedts Wohnungsprobleme die richtige Lösung zu finden. Schnellschüsse verpuffen, ohne Wirkung zu hinterlassen. Das hat die Mehrheit der Stadtvertretung verstanden und ist auf die Bremse getreten.

Die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft ist aufwändig.

Die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft erfordert hohen Verwaltungsaufwand, viel Zeit und ist sehr teuer. Sie bindet und kostet also viel städtische Energie. Diese Energie der Verwaltung sollte stattdessen in die Verkürzung von Baugenehmigungserfahren und die Bereitstellung bezahlbarer Grundstücke investiert werden. Dann würde Norderstedt rascher seine Probleme auf dem Wohnungsmarkt lösen und sich besser entwickeln können.

Die sozialen Vermieter bedauern es, dass sie bislang nicht in die Diskussion über die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft einbezogen wurden. Die Probleme auf dem Wohnungsmarkt einer so nachgefragten Stadt wie Norderstedt sind komplex und lassen sich nicht durch politische Alleingänge und schon gar nicht gegen die Wohnungswirtschaft lösen. Der Verzicht auf die Erfahrungen der örtlichen Genossenschaften schafft eher neue Schwierigkeiten. Notwendig ist stattdessen der Dialog. Es wäre daher gut, wenn die sozialen Vermieter beim Fortgang der Diskussion im Januar dabei wären.

Ein Bündnis für das Wohnen könnte helfen.

Wie ein konstruktives Herangehen an die Probleme auf dem Wohnungsmarkt aussieht, zeigt das Bündnis für das Wohnen im benachbarten Hamburg. Dort sitzen seit gut einem Jahrzehnt Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft regelmäßig an einem Tisch, diskutieren auf gleicher Augenhöhe die aktuellen Probleme und einigen sich auf verbindliche Ziele. Das Hamburger Bündnis für das Wohnen gilt inzwischen als Vorbild. So will die neue Bundesregierung ein derartiges Bündnis auf Bundesebene schaffen.

Eine städtische Wohnungsgesellschaft, die an ihren Standorten Wohnraum für sozial Bedürftige und Flüchtlinge schaffen soll, birgt die Gefahr der Monostrukturen mit einseitiger Sozialmischung. Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass in derartige Quartiere dauerhaft viel öffentliches Geld gepumpt werden muss, um immer wiederkehrende Probleme zu lösen. Was daran nachhaltig sein soll, ist mir schleierhaft.

Experten sind sich einig: sinnvoller sind durchmischte Quartiere. Die sozialen Vermieter stellen Tag für Tag unter Beweis, dass sie den sozialen Frieden in ihren Quartieren sichern. Das gelingt zum einen dadurch, dass sie auf eine vielfältige Mieterschaft achten. Zum anderen investieren sie viel Geld in die soziale Stadtteilteilentwicklung. Und das, ohne den Haushalt von Norderstedt zu belasten. Was die Stadt überhaupt nicht braucht, ist ein Konkurrenzkampf um bezahlbare Grundstücke und knappe Ressourcen.“

2021/12/09

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 400 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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