Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
VNW-Direktor Andreas Breitner: „Vonovia steht stellvertretend für die Wohnungswirtschaft“
- Im Norden können bis zu 2500 Wohnungen nicht gebaut werden.
- Bundespolitik muss aus dem ‚Ankündigen‘ ins ‚Umsetzen‘ kommen.
- Wir benötigen deutlich mehr staatliche Förderung für den sozialen Wohnungsbau.
103/2023
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet nach eigenen Angaben wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. „Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade“, sagte Vorstandschef Rolf Buch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen.“
Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):
„Vonovia steht stellvertretend für viele im VNW organisierte Wohnungsunternehmen. Bei unseren Mitgliedern ist die Lage ähnlich dramatisch.
So hat eine Anfang September durchgeführte Umfrage ergeben, dass in den drei norddeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein derzeit insgesamt rund 2500 Wohnungen auf der Kippe stehen.
In Mecklenburg-Vorpommern liegen demnach 850 Wohnungen 'in der Schublade'. In Hamburg sind es rund 900 und in Schleswig-Holstein rund 750.“
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr stellten die VNW-Unternehmen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 3549 Wohnungen fertig. (Hamburg: 2095 Wohnungen, Schleswig-Holstein 786 und Mecklenburg-Vorpommern 668).
Hinzu kommt, dass 78 Prozent der Geschäftsführer und Vorstände die aktuelle wirtschaftliche Lage als „sehr schlecht“ bzw. „schlecht“ bewerten. Als Folge wollen 56 Prozent den Neubau von Wohnungen verschieben bzw. darauf verzichten.
Die größten Probleme, die den Neubau von Wohnungen erschweren bzw. ihn verhindern, sind derzeit die hohen Zinsen, hohe Baupreise, eine Vielzahl von Bauvorschriften und (zu) hohe Baustandards.
Vor allem die Bundespolitik muss endlich aufwachen und aus dem ‚Ankündigen‘ ins ‚Umsetzen‘ kommen. Die am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen haben die Probleme seit vielen Jahren umfänglich beschrieben. Wir haben kein Erkenntnisproblem.
Ich möchte ausdrücklich die Landesregierungen in Kiel, Schwerin und Hamburg in Schutz nehmen. Sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten die öffentliche Förderung für das bezahlbare Wohnen erheblich aufgestockt.Allerdings wird das leider nicht ausreichen.
Die Bundesregierung steht in der Pflicht, jetzt für ausreichend Finanzmittel zu sorgen. Ich wünsche mir, dass Bundeskanzler Olaf Scholz es seinem Nachfolger, Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher nachmacht und ebenso klar sagt: ‚Am Geld wird der soziale Wohnungsbau nicht scheitern.
Zudem benötigen dringend ein Umsteuern bei der Baustandards. Wer heute immer noch eine Schippe‘ drauf legen will, der hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Die perfekt gebauten Häuser nutzen am Ende nichts, wenn Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen sich die Miete darin nicht leisten können.“
20/09/2023
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 418 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,41 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de