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VNW-Direktor Andreas Breitner zu den Zahlen des sozialen Wohnungsbaus in Schleswig-Holstein

  1. Die Kieler Landesregierung versucht der Krise etwas entgegenzusetzen. Das darf aber nicht über das Ausmaß der Probleme hinwegtäuschen.
  2. Frei finanzierter Wohnungsbau ist derzeit nicht mehr möglich. Mieten müssten zwischen 17 und 18 Euro pro Quadratmeter betragen.
  3. Der Bau von Sozialwohnungen kann helfen, aber nicht die eigentlichen Probleme lösen.
  4. Die Bundesregierung muss die Neuförderung umgehend massiv aufstocken, sonst drohen soziale Verwerfungen. Sozialer Wohnungsbau nach Kassenlage führt in die Irre.

106/2023

Schleswig-Holstein hat nach Angaben des Kieler Bauministeriums in diesem Jahr bereits den Bau von 1737 Sozialwohnungen gefördert und damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2017, als der Bau von 1656 Wohnungen öffentlich gefördert wurde, übertroffen. In den vergangenen Jahren sei die Förderung von 100 Euro pro Quadratmeter auf derzeit bis zu 1.500 Euro pro Quadratmeter erhöht worden. Zuletzt hatte die Regierung weitere Finanzmittel in Höhe von 175 Millionen Euro für die Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung gestellt.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Die Zahlen sind gut, aber kein Grund zum regierungsamtlichen Jubeln. Sie haben lange Schattenseiten. Die Zahlen im geförderten Wohnungsbau steigen nur in Rekordhöhe, weil die Baukonjunktur im Lande eingebrochen ist und der private Wohnungsbau nahezu zum Erliegen gekommen ist. Immerhin hat Schleswig-Holstein die Zeichen der Zeit erkannt und versucht mit erheblichem finanziellem Aufwand dem dramatischen Einbruch beim Wohnungsbau etwas entgegenzusetzen. Das ist gut, darf aber nicht über das Ausmaß der Krise hinwegtäuschen.

Angesichts der dramatischen Steigerung bei den Baupreisen und bei den Zinsen sowie der nach wie vor überbordenden Bürokratie ist der soziale Wohnungsbau der Notnagel, der gerade noch so geht. Der frei finanzierte Wohnungsbau zu halbwegs bezahlbaren Preisen ist derzeit nicht mehr möglich. Laufende, durch frühere Verträge abgesicherte Bauprojekte werden noch abgewickelt. Neue Bauprojekte hingegen liegen auf unbestimmte Zeit auf Eis.

Wer heute neu baut, müsste am Ende zwischen 17 und 18 Euro monatliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter verlangen, um wenigsten die Kosten wieder reinzubekommen.

Bau von Sozialwohnungen kann helfen, aber nicht die Probleme allein lösen

Die sozialen Vermieter haben früh darauf hingewiesen, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und eine entsprechende öffentliche Förderung einen Teil des Baurückgangs auffangen kann.

Schleswig-Holstein hat einen Wohnraumbedarf von jährlich knapp 30.000 Wohnungen. Wenn 2023 davon die Hälfte gebaut würde, wäre es schon viel. Die heute bekannt gewordenen Zahlen für den geförderten Wohnungsbau sind also mehr die Begleiterscheinung der Krise als ein Grund zum Jubeln.

Schleswig-Holstein als Bundesland allein ist überfordert, die Krise beim Wohnungsbau zu bewältigen. Die Bundesregierung ist gefordert, ein Sonderprogramm für den sozialen Wohnungsbau aufzulegen. Der von anderer Seite geforderte 50-Milliarden-Euro-Fond wäre ein guter Anfang.

Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau verstetigen

Zudem muss die Höhe der Fördermittel verstetigt werden. Sozialer Wohnungsbau nach Kassenlage führt in die Irre und in künftige Wohnungsnot. Das Bundesbau- und das Bundeswirtschaftsministerium müssen schleunigst ihre Differenzen überwinden und handeln.

Zu guter Letzt: Wer jetzt noch ernsthaft darüber nachdenkt, die Anforderungen an den Wohnungsbau zu erhöhen, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Höhere Anforderungen steigern die Baukosten und sorgen dafür, dass noch weniger bezahlbare Wohnungen auf den Markt kommen.

Ich warne zudem vor weiteren Regulierungen im Mietwohnungsmarkt. Sozialen Vermietern geht es nicht um eine Maximalrendite, aber um langfristig zu überleben, müssen sie eine ‚schwarze Null’ schreiben. Zudem schafft die Verschärfung von Mietpreis- und Kappungsgrenze keine einzige zusätzliche Wohnung, sondern schreckt potenzielle Investoren nur ab.“

06/10/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 429 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,41 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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