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VNW-Direktor Andreas Breitner: Hilferuf der sozialen Vermieter: „Wir benötigen mehr öffentliche Unterstützung bei der Integration von Flüchtlingen“

  1. Unternehmen berichten vermehrt von überforderten Nachbarschaften.
  2. Der Staat lässt die Vermieter bei den Herausforderungen der Integration allein.
  3. Flüchtlinge müssen Möglichkeit erhalten, für den eigenen Unterhalt zu sorgen.
  4. Integration ist keine Einbahnstraße.

109/2023

Schwerin/Kiel/Hamburg. Die sozialen Vermieter Norddeutschlands haben angesichts der gestiegenen Flüchtlingszahlen deutlich mehr öffentliche Unterstützung bei der Integration von Menschen aus anderen Kulturen gefordert.

„Das ist ein Hilferuf“, sagt Andreas Breitner Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Unsere Unternehmen berichten vermehrt von überforderten Nachbarschaften in ihren Wohnquartieren. Zwar finanzieren sie Jahr für Jahr Stadtteiltreffs und Sozialarbeiter. Aber die große Zahl der ausländischen Familien, die inzwischen in ihren Quartieren leben, bringt auch diese Arbeit an ihre Grenzen.“

Die am Gemeinwohl orientierten Vermieter täten, was sie könnten, sagte der VNW-Direktor weiter. „Aber sie fühlen sich inzwischen bei der Integration überfordert. Der Staat lädt die Menschen bei den Wohnungsunternehmen ab. Anschließend kümmert er sich zu wenig um deren Integration in unser Gemeinwesen. Und ja: Es ist auch ein Mengenproblem. Es sind inzwischen einfach zu viele.“

Es reiche nicht, Menschen, die zu uns gekommen sind, in einer Wohnung unterzubringen und ihnen damit ein Dach über dem Kopf zu geben, sagt Andreas Breitner. „Bund und Länder müssen darüber hinaus mehr als in der Vergangenheit in die Eingliederung der Flüchtlinge in unsere Gesellschaft investieren. Die allermeisten Menschen, die zu uns geflüchtet sind, werden dauerhaft bei uns bleiben. Das sollte inzwischen jedem klar sein.“

Flüchtlinge müssen rasch für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen dürfen

Um so wichtiger sei es, diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, so der VNW-Direktor. „Betroffenheit und Mitgefühl sind enorm wichtig. Aber wie geht es weiter? Wie kann unsere Gesellschaft damit umgehen, ohne auseinander zu brechen? Reflexartig zu fordern, dass der Staat mehr ‚harte Kante‘ zeigen müsse, reicht nicht.“

Menschen mit einer Bleibeperspektive sollten die Möglichkeit erhalten, zu arbeiten, sagt Andreas Breitner. „Viele Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und viele von ihnen sind bereit, Flüchtlinge anzulernen und in deren Ausbildung zu investieren. Lassen wir die Leute doch einfach machen, anstatt ihnen alles Mögliche vorzuschreiben oder gar zu verbieten.“

Natürlich sei Integration keine Einbahnstraße, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Wenn wir den Menschen, die zu uns kommen, Wohnung und sozialen Schutz versprechen, können wir erwarten, dass sie sich anstrengen, Teil unserer Gesellschaft zu werden. Niemand fordert von den Flüchtlingen, ihre Kultur aufzugeben. Aber die hiesigen grundsätzlichen Regeln des Zusammenlebens sind zu akzeptieren.“

Die sozialen Vermieter würden zu oft mit den Integrationsproblemen allein gelassen, sagt Andreas Breitner weiter. „Da braut sich was zusammen und wir müssen uns ehrlich machen. Die Integration vieler Flüchtlinge ist eine Herkulesaufgabe. Sie ist hart, teuer und langwierig. So wichtig es ist, den Menschen beim Ankommen, Hierbleiben und Integrieren zu helfen, genauso wichtig ist es, dass wir unsere Werte der Freiheit und der Offenheit verteidigen.“

Sanierungsaufwand liegt bei rund 4500 Euro pro Wohnung

„Die im VNW organisierten Unternehmen verstehen sich als soziale Vermieter und bieten, so sie die Möglichkeit haben, Wohnungen aus dem eigenen Bestand für die Unterbringung von Flüchtlingen an“, sagt Andreas Breitner. Dabei bestehe im ländlichen Raum eher die Möglichkeit, leer stehende Wohnung herzurichten als in größeren Städten.

Dazu gehöre die Ausstattung mit dem Nötigsten wie Betten, Küche, Waschmaschine usw. „Allerdings sind die leicht vermietbaren Objekte in der Regel weg. Die jetzt noch zur Verfügung stehenden Wohnungen müssen mit einem deutlich höheren Aufwand instandgesetzt werden. Der zusätzliche Aufwand je Wohnung liegt bei rund 4500 Euro.“

Müssten die Unternehmen das Geld dazu selbst aufbringen, würden die Mieten zur Sicherung der Refinanzierung die KdU-Richtlinie um ein Vielfaches übersteigen, sagt der VNW-Direktor. „Deshalb müssen Bund und Länder erheblich mehr finanzielle Mittel für die Herrichtung von Wohnungen zur Verfügung stellen. Die Kosten den Wohnungsunternehmen und damit deren Mieterinnen und Mietern aufzuhalsen, ist nicht rechtens.“

Die Sanierung bestehenden Wohnraums sei allemal günstiger und ginge erheblich schneller, als wenn man die benötigten Wohnungen erst bauen würde, so Andreas Breitner. „Zumal zu berücksichtigen ist, dass es von Neubauplanung bis Schlüsselübergabe mindestens zwei, eher drei Jahre dauert, wenn alle an einem Strang ziehen.“

VNW-Direktor Andreas Breitner verwies darauf, dass es Möglichkeiten gibt, mit Hilfe von Modulhäusern rasch Wohnraum in größerem Umfang zu schaffen. „Das scheint mir ein interessanter Ansatz. Allerdings gilt auch hier: die Wohnungswirtschaft allein wird das nicht leisten können. Hier müssen die Landesregierungen aktiv werden.“

16/10/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 428 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,41 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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