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Putin unterschätzte die Nachfahren der Saporoger Kosaken

Putin unterschätzte die Nachfahren der Saporoger Kosaken
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Russland fing schon immer in Brest an. Hier wurden die Züge nach Osten umgespurt. Zwischenzeitlich wurde das Ende des Ersten Weltkrieges mit dem Raubfrieden von Brest-Litowsk besiegelt. Sowjetrussland verzichtete auf seine Westkante, um die Oktoberrevolution nicht zu gefährden. Das Deutsche Reich heimste sie sich ein. Dem Raubfrieden folgte unmittelbar der Brotfrieden.

Ukrainische Separatisten riefen mit Unterstützung der Mittelmächte die Volksrepublik Ukraine aus, spalteten sie von Sowjetrussland ab und lieferten aus ihrer Kornkammer Lebensmittel nach Deutschland und Österreich-Ungarn. Die Bolschewiki in Charkow (Ostukraine) eroberte im Januar 1919 Kiew und rief die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik aus, ab 1922 eine der Unionsrepubliken in der neu gegründeten UdSSR. Mit dem Sieg der UdSSR über Nazideutschland 1945, konnte Russland den Raubfrieden von 1918 wieder korrigieren. Im Windschatten von Gorbatschows Perestroika versoff Jelzin das großrussische Reich, fokussierte sich auf das Kernland. Die Westkante des russischen Reiches zersplitterte in kleine souveräne Staaten. Prompt begann die US-amerikanisch operierte NATO hier ihre Spielchen, sie überschritt unerlaubterweise die Oder-Neiße-Friedensgrenze und kitzelt seither den russischen Bären an seiner Nasenspitze. Das erste Hatschi folgte am 20.02.2014 mit der durch die Kündigung des Pachtvertrages für die russische Marine in Sewastopol provozierten Annexion der autonomen Krim. Das Hatschi wuchs kontinuierlich zum Krieg heran: Separatistenkrieg im Donbass. Am 02.02.2022 griff Wladimir Putin nach der ganzen Ukraine, als sie nicht klein beigab, folgte am 24.02.2022 der militärische Einmarsch in die Ukraine. Der Konflikt zwischen NATO und Russland reizt die blanken Nerven des Tyrannen Putin. Als der geplante Blitzkrieg in einen ungeplanten Stellungskrieg mutiert, hatte der dritte Weltkrieg eigentlich schon begonnen. Putin hatte vergessen, dass die Saporoger Kosaken das Herz eines 1648 gegründeten Hetmanats waren. Diese ungehobelten Freibeuter vermischten sich mit den slawischen Bauern im Grenzland zu Polen-Litauen und ersannen später die ukrainische Identität. Zusammen mit den Kosaken aus anderen Steppengebieten entlang der Flüsse Wolga, Don und Ural leisteten sie Treueeid dem russischen Zaren und wurden seine schnelle Eingreiftruppe: die Kosakenarmee. Unter Katharina der Großen wurde das Hetmanat 1765 eine russische Provinz. Doch noch immer scheint genug Kosakenblut durch die Venen der Ukrainer zu fließen. Und das bringt mich zum Hauptwerk des russischen Malers Ilja J. Repin.

Schon als Kind war ich ein Bewunderer Repins. Mein Urgroßvater hatte einst selbst ein Bild von Repin gekauft. Sie hatten sich in Kuokkala am Nordufer des Finnischen Meerbusens kennengelernt. Repin bewohnte dort die Villa Penaten, mein Urgroßvater verbrachte die Sommerfrische mit seiner Familie regelmäßig im Ort. Meine Großmutter hatte von Repins Bild oft gesprochen, doch ich sollte es erst nach der Wende zum ersten Mal sehen. Repins Bild hing klein und schmächtig in einer Ecke des Wohnzimmers meiner Großtante in Zürich. Es war eine kleine Skizze für wohl ein größeres Werk. Es hatte nicht allzu viel zu tun mit den mir aus der Schulzeit bekannten Großwerken des Meisters: „Die Wolga-Treidler“ oder „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“. Bilder die in keinem Schulunterricht der DDR fehlten. Letzteres ein Bild so voller Dynamik, Freude, Aberwitz. Die Kosaken wurden von Repin heroisch auf 2 mal 4 Meter in voller Plastizität und Größe dargestellt. Viele Jahre später hat mich das Original im Russischen Museum tief beeindruckt. Aufgemalt hat Repin hier eine Legende, eine von vielen bedeutenden Geschichten, die das Herz der Russen erwärmen, Identität spenden. Saporoschje galt lange als Wiege des Saporoger Kosakentums, hinter den Stromschnellen, hatten sie um 1550 auf einer Insel im Dnjepr ihre Festung errichtet. Sultan Mehmed IV soll folgenden Brief an die Kosaken geschrieben haben:

Ich, Sultan und Herr der Hohen Pforte, Sohn Mohammeds, Bruder der Sonne und des Mondes, Enkel und Statthalter Gottes auf Erden, Beherrscher der Königreiche Mazedonien, Babylon, Jerusalem, des Großen und Kleinen Ägyptens, König der Könige, Herr der Herren, unvergleichbarer Ritter, unbesiegbarer Feldherr, Hoffnung und Trost der Muslime, Schrecken und großer Beschützer der Christen, befehle euch, Saporoger Kosaken, freiwillig und ohne jeglichen Widerstand aufzugeben und mein Reich nicht länger durch eure Überfälle zu stören.

Darüber lachten sich die Kosaken halbtot, verfassten in einer illustren Runde ein Antwortschreiben. Ein Wort gab das andere und Ataman Iwan Sirko fasste in Sätze, was ihm zugerufen wurde:

Du türkischer Teufel, Bruder und Genosse des verfluchten Teufels und des leibhaftigen Luzifers Sekretär! Was für ein Ritter bist du zum Teufel, wenn du nicht mal mit deinem nackten Arsch einen Igel töten kannst? Was der Teufel scheißt, frisst dein Heer. Du wirst keine Christensöhne unter dir haben. Dein Heer fürchten wir nicht, werden zu Wasser und zu Lande uns mit dir schlagen, gefickt sei deine Mutter!

Du Küchenjunge von Babylon, Radmacher von Mazedonien, Ziegenhirt von Alexandria, Bierbrauer von Jerusalem, Sauhalter des großen und kleinen Ägypten, Schwein von Armenien, tatarischer Geißbock, Verbrecher von Podolien, Henker von Kamenez und Narr der ganzen Welt und Unterwelt, dazu unseres Gottes Dummkopf, Enkel des leibhaftigen Satans und der Haken unseres Schwanzes. Schweinefresse, Stutenarsch, Metzgerhund, ungetaufte Stirn, gefickt sei deine Mutter!

So haben dir die Saporoger geantwortet, Glatzkopf. Du bist nicht einmal geeignet, christliche Schweine zu hüten. Nun müssen wir Schluss machen. Das Datum kennen wir nicht, denn wir haben keinen Kalender. Der Mond ist im Himmel, das Jahr steht im Buch und wir haben den gleichen Tag wie ihr. Deshalb küss unseren Hintern!

Geschichte scheint sich immer zu wiederholen. Leider sind die Waffen zerstörerischer geworden und die Bündnisse in der übervollen Welt festgezurrt. Ein verachtungswürdiger Annexionskrieg kann sich schnell zum Weltkrieg ausweiten.

Mein Gedicht zu Kriegsbeginn:

NACH

Die Sterne funkeln,

Venus von der Sonne strahlt.

Davor ein Kranich zieht

einsam, groß und hell.

Gewaltige Schwingen

gleiten durch die Nacht

spiegeln, spiegeln

das Feuer der Schlacht.

So viel zu meinen neuen Gedanken über etwas Altes, aber Brandaktuelles.

Herzlichst Ihr

Marcus Schütz, promovierter Biologe, Heilpraktiker und Autor

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