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550 Kilometer zu Fuß nach Westen: Der mit 12.000 Euro dotierte Buchpreis Familienroman 2022 der Stiftung Ravensburger Verlag geht an Christiane Hoffmann für ihr Buch "Alles, was wir nicht erinnern"

550 Kilometer zu Fuß nach Westen: Der mit 12.000 Euro dotierte Buchpreis Familienroman 2022 der Stiftung Ravensburger Verlag geht an Christiane Hoffmann für ihr Buch "Alles, was wir nicht erinnern"
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Ravensburg/Berlin (ots)

Den Buchpreis Familienroman 2022 der Stiftung Ravensburger Verlag erhält die in Berlin lebende Autorin Christiane Hoffmann (55) für ihren autobiografischen Reisebericht "Alles, was wir nicht erinnern - zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters". Stiftungsvorstand Johannes Hauenstein übergibt die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung am 21. November 2022 in Berlin. An diesem Abend wird auch der Leuchtturmpreis Ehrenamt der Stiftung Ravensburger Verlag an Fernanda Gräfin Wolff Metternich und Xenia von Schiller für ihren Verein HerzCaspar e. V. verliehen.

Die langjährige Journalistin und Autorin Christiane Hoffmann, derzeit im Hauptberuf Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, studierte Slawistik, osteuropäische Geschichte und Journalistik in Freiburg, Leningrad und Hamburg. Sie arbeitete für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, berichtete als Auslandskorrespondentin aus Moskau und Teheran, leitete stellvertretend das Hauptstadtbüro des Magazins Der Spiegel. Hoffmann ist die Tochter zweier Flüchtlingskinder. Ihre Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schlesien, die Familie ihrer Mutter aus Ostpreußen. Ihr Vater floh Anfang 1945 als Kind mit seiner Familie aus Schlesien. 75 Jahre später geht die Tochter denselben Weg, 550 Kilometer nach Westen. Sie kämpft sich durch Hagelstürme und sumpfige Wälder. Sie sitzt in Kirchen, Küchen und guten Stuben. Sie führt Gespräche - mit anderen Menschen und mit sich selbst. Daraus entstand ein sehr persönlicher, literarischer Bericht mit Reflexionen über Flucht und Heimat, über die Schrecken des Krieges und die Strategien ihrer Bewältigung.

Begründung der Preisvergabe

Das autobiografische Buch "Alles, was wir nicht erinnern" ist im doppelten Sinne eine gelungene Reiseerzählung. Oberflächlich betrachtet handelt es sich um eine Reportage über eine Ost-West-Wanderung der Autorin, die am ehemaligen Hof der Familie in Schlesien beginnt und im tschechisch-bayerischen Egerland endet. Das Motto, das sich durch die herausragend formulierte Wandergeschichte zieht, lautet: "Zu Fuß?" - "Zu Fuß." - "Allein?" - "Allein." Die Autorin erlebt nicht nur die Unbillen eines Marsches durch Wildnis und teils verlassene Zivilisation mitten in Europa, sondern sucht als Passantin in den Dörfern das Gespräch mit überlebenden alten Menschen und mit dorf- und landeshistorisch interessierten Nachkommen. Literarischen Tiefgang erwirbt sich die Geschichte als Reise in die eigenen Erinnerungen der Autorin als Kind einer Flüchtlingsfamilie, ihre Auseinandersetzung mit den von Sehnsucht und Verdrängung geprägten Erzählungen der Eltern und Verwandten. Vor allem der Vater hatte so gut wie alle Erinnerungen an seine schlesische Kindheit und die Schrecken des Jahres 1945 verloren. In einer Art Selbstanalyse erkundet die Erzählerin diesen weißen Fleck der Familiengeschichte und erkennt, wie sehr in ihrem eigenen Nachkriegsleben die unbewältigten Traumata weiterwirken. Ein komplexes und kluges literarisches Werk, verfasst mit intellektueller Präzision, sprachlicher Brillanz und hoher Anschaulichkeit, das sich als Pflichtlektüre für Nachgeborene eignet.

Auszeichnung für familienbezogenen Roman oder Erzählungen

Der zum zwölften Mal verliehene Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag zeichnet jährlich den Autor oder die Autorin einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie, Autobiografie, autofiktionaler Text) aus. Die Preissumme von 12.000 Euro erhält ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin, "der oder die mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet".

Die Berater und Entscheider

Bei der Auswahl des Buchpreises lässt sich die Stiftung von Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2022 waren dies Dr. Uwe Wittstock (Literaturkritiker und Buchautor), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Ellen Pomikalko (Buchmarkt), Michael Riethmüller (Buchhandlung RavensBuch), Mareike Fallwickl (Literaturbloggerin und Buchautorin) und Andrea Reidt federführend (Journalistin und Buchautorin).

Verleihung zweier Auszeichnungen im November in Berlin

Die Preisverleihung findet am 21. November 2022 in der Berliner Landesvertretung Baden-Württemberg statt. Die Laudatio hält der Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock. Bei dieser Gelegenheit wird auch die zweite Auszeichnung der Stiftung Ravensburger Verlag überreicht: der ebenfalls mit 12.000 Euro dotierte "Leuchtturmpreis Ehrenamt 2022 für vorbildliches Engagement im Sektor familiäre, institutionelle oder ehrenamtliche Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen". Diesen erhalten Fernanda Gräfin Wolff Metternich und Xenia von Schiller von HerzCaspar e. V. Der Verein unterstützt mit einem Besuchsdienst junge erkrankte Menschen und holt sie aus Einsamkeit und Isolation bei Krankenhausaufenthalten. Damit setzen die Schwestern den Wunsch ihres Bruders Caspar von Schiller um, der 2014 nach langer Herzkrankheit im Alter von 20 Jahren verstarb.

Pressekontakt:

Stiftung Ravensburger Verlag
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Verena Türck-Weishaupt
Telefon 0751-861682
E-Mail verena tuerck-weishaupt@ravensburger.de

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