Welt-HPV-Tag am 4. März 2024
Gegen humane Papillomviren (HPV) impfen verhindert Krebs
Berlin (ots)
In Deutschland wird die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) nach wie vor nur sehr zögerlich angenommen. Damit verpasst unsere Gesellschaft die Gelegenheit, junge Menschen vor bestimmten Krebserkrankungen zu schützen. Vision Zero e.V., der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) und die Deutsche Gesellschaft für integrierte Versorgung (DGIV) fordern im Einklang mit "Europe's Beating Cancer Plan" daher Maßnahmen, mit denen sich die HPV-Impfraten deutlich verbessern lassen.
Eine Impfung gegen Krebs! Was nach einer Utopie klingt, ist bei einigen bösartigen Erkrankungen tatsächlich schon länger Realität. Denn seit über 15 Jahren stehen Vakzine zur Verfügung, die gegen bestimmte Typen der humanen Papillomviren - kurz: HPV - entwickelt wurden; indem sie einer Infektion mit diesen Krankheitserregern vorbeugen, können sie auch mehrere Krebserkrankungen verhindern. Dazu zählen insbesondere das Zervixkarzinom, daneben auch Karzinome der Vagina, der Vulva, des Penis, des Anus sowie Karzinome in Mund und Rachen.[i] In Deutschland erkranken rund 500.000 Menschen jährlich an Krebs, rund 40% dieser Neuerkrankungen ließen sich verhindern, wenn wir bei der Prävention konsequenter wären - impfen gegen HPV-indizierte Krebserkrankungen ist dabei ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland jährlich etwa 6.250 Frauen und 1.600 Männer neu an HPV-assoziierten Karzinomen erkranken[ii] ist die Tatsache, dass im Jahr 2022 rund 25 % weniger Kinder und Jugendliche geimpft worden sind, ausgesprochen besorgniserregend. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf", betont Michael Hubmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen und Michael Meyer von der Deutschen Gesellschaft für integrierte Versorgung ergänzt: "Wir haben der jungen Generation gegenüber eine große Verpflichtung darauf zu achten, dass sie nicht unnötigerweise an HPV-indizierten Tumoren erkranken."
Hohe Impfraten im Ausland, niedrige in Deutschland
In Studien senkte die Impfung das Risiko für die Vorstufen des Zervix- und des Analkarzinoms um über 90[iii],[iv] beziehungsweise um über 75 Prozent[iii] und das Risiko eines Zervixkarzinoms zwischen 63 und 88 Prozent, bei Studienteilnehmerinnen, die sich vor dem Alter von 17 Jahren impfen ließen,[iv],[v]. In England wurde das Zervixkarzinom bei nach dem 1. September 1995 geborenen Frauen durch ein nationales Impfprogramm sogar nahezu eliminiert. [iv]
Wichtig: Die Impfung sollte vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Die Empfehlung nationaler und internationaler Institutionen, Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren, - spätestens jedoch bis zu 18 Jahren - gegen HPV zu impfen, sind wissenschaftlich gut begründet. [vi] [vii]
In zahlreichen europäischen Ländern wird diese Empfehlung auch sehr erfolgreich umgesetzt, so etwa in Schweden, Portugal, Großbritannien oder Norwegen, wo zwischen 80 und 91 Prozent der 9- bis 14-jährigen Mädchen vollständig geimpft sind.[ix] Im Gegensatz dazu beträgt die Impfrate bei gleichaltrigen Mädchen in Deutschland lediglich 54 Prozent, bei Jungen sogar nur 26,5 Prozent (RKI, Daten 2021).[x]
Die Verfasser dieser Pressemitteilung fordern daher alle Akteur:innen im Gesundheitswesen auf, nachhaltig über die HPV-Impfung zu informieren und Maßnahmen zu ergreifen, um die Impfraten zu verbessern.
Wichtige Informationen und Impulse dazu hat der Verein gesammelt und auf seiner Website veröffentlicht (Download der Broschüre 'Verantwortung übernehmen, Jugend vor HPV schützen!' unter www.vision-zero-oncology.de). Darüber hinaus haben Vision Zero e.V. und die Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ einen Infoflyer zur HPV-Impfung herausgegeben, der auch vom BVKJ und der DGIV unterstützt wird.
Sie fordern:
- die Empfehlung der HPV-Impfung als 'dringend' (wie z.B. die Masern-Impfung) einzustufen;
- bundesweite, zielgruppengerechte Aufklärungs- und Informationskampagnen;
- die Nutzung eines bundesweiten Einladungs- und Erinnerungssystems;
- einen niedrigschwelligen Zugang zur HPV-Impfung, z.B. über Schulprogramme und Nachholprogramme;
- eine Vergütung der impfenden Facharztgruppen für die regelmäßige Überprüfung des Impfstatus, Beratungsangebote, und die Durchführung der Impfung;
- ein bundesweites HPV-Impfregister mit wissenschaftlicher Evaluierung.
"Ziel von Vision Zero e.V. ist es, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle gegen null zu bringen", sagt Professorin Dr. Angelika Eggert, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats (Klinik und Forschung) von Vision Zero e.V. "Bei den HPV-assoziierten Krebserkrankungen könnten wir diesem ambitionierten Ziel mit der Impfung sehr nahekommen!"
Save the Date: Neueste Erkenntnisse zum Stand der HPV-Impfung in Deutschland werden die Veranstalter des diesjährigen Vision Zero Summit am 10. und 11. Juni in Berlin vorstellen. Weitere Informationen in Kürze unter www.vision-zero-summit.de
[i] Factsheet HPV-Impfung, DKFZ 2020
[ii] RKI-Ratgeber Humane Papillomviren, online unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html (letzter Zugriff Februar 2023)
[iii] RKI Faktenblatt HPV-Impfung online unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/HPV.pdf (letzter Zugriff Februar 2023)
[iv] Falcaro M et al. The Lancet 2021:398(10316):2084-2092
[v] Lei J et al. N Engl J Med. 2020;383(14):1340-8
[vi] RKI Faktenblatt HPV-Impfung online unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/HPV.pdf (letzter Zugriff Februar 2022)
[vii] https://ots.de/ukek8Q
[ix] Bruni L. et al. Preventive Medicine 2021;144: 106399
[x] RKI Epidemiologisches Bulletin 48/2022
Pressekontakt:
Vision Zero e.V.
Leitung Geschäftsstelle
Kathrin Schmid-Bodynek
E-Mail: kathrin.schmid-bodynek@vision-zero-oncology.de
www.vision-zero-oncology.de
Invalidenstr. 113
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