Nur 1% der humanitären Hilfe gilt speziell behinderten und älteren Menschen
München (ots)
Zwischen dem Bedürfnis älterer und behinderter Menschen nach humanitärer Hilfe und der tatsächlich geleisteten Hilfe besteht ein großer Unterschied. Eine heute vorgelegte Studie, die von Handicap International und Help Age gemeinsam durchgeführt wurde, deckt dies auf. Nur 1% der internationalen humanitären Hilfe richtet sich spezifisch an diese Menschen, die jedoch von Krisen besonders stark betroffen sind.
Die Studie verdeutlicht, dass jährlich humanitäre Krisensituationen mehr als 350 Millionen Menschen betreffen. Unter diesen sind zahlreiche Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung ganz spezielle Nöte und Bedürfnisse haben. "In Krisenzeiten sollten Hilfsorganisationen gerade die besonders schutzbedürftigen Menschen berücksichtigen, denn für sie ist der Zugang zu Hilfe am schwierigsten" erklärt Jean-Pierre Delomier, Nothilfekoordinator von Handicap International. "Deshalb versuchen wir, die grundlegenden und speziellen Bedürfnisse dieser Menschen zu decken, da sie oftmals nicht an Hilfsmaßnahmen partizipieren können."
Die Nothilfekoordinatorin von HelpAge, Frances Stevenson, betont: "Unser Bericht zeigt, dass es ein ernstes Problem im internationalen humanitären Vorgehen gibt. Einrichtungen humanitärer Hilfe versagen regelmäßig in der Unterstützung der Bedürftigsten. In Notsituationen sind ältere und behinderte Menschen ganz besonders betroffen, doch immer wieder wird ihr Bedarf unzureichend eingeschätzt, analysiert und in Hilfsprogramme eingebaut."
11 Prozent der Weltbevölkerung sind älter als 60 Jahre. Eine im Juni 2011 veröffentlichte Studie der WHO zeigt zudem, das 15 Prozent aller Menschen weltweit mit einer Behinderung leben. Obwohl dies ein bedeutsamer Teil der Weltbevölkerung ist, liegt die humanitäre Hilfe für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung deutlich unter dem eigentlichen Bedarf dieser Bevölkerungsgruppen. Die Analyse von 6.003 Projekten aus 14 konsolidierten UN-Hilfsappellen (CAP) und vier so genannten Flash-Appeals zwischen 2010 und 2011 ergibt: - Nur 1% der Projekte (61) zielt auf ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung. - In 21 Ländern, darunter Tschad, die Zentralafrikanische Republik und 16 Länder in Westafrika, gilt keines der Projekte diesen Menschen. - Die Finanzierung von humanitären Projekten speziell für Menschen mit Behinderung nahm zwischen 2010 und 2011 von 0,7 auf 0,43 Prozent ab.
In Notsituationen sind ältere und behinderte Menschen ganz besonders betroffen: Wegen mangelnder Mobilität, schlechtem Zugang zu Hilfsangeboten und medizinischer Versorgung sowie Problemen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Solange keine speziellen Maßnahmen ergriffen werden, bleiben die Nöte dieser besonders hilfsbedürftigen Menschen weiterhin ungehört. Daher ist es unabdingbar, dass Akteure der humanitären Hilfe umdenken, den speziellen Bedarf berücksichtigen und wenn nötig ihre Projekte anpassen oder neue, gezielte Interventionen anbieten.
Die aktuelle Studie finden Sie hier: http://ots.de/PspCs
Zu den Organisationen:
Handicap international ist eine unabhängige gemeinnützige Organisation, die in Situationen von Armut und sozialer Ausgrenzung, von Konflikten und Katastrophen interveniert. Sie unterstützt behinderte und andere besonders hilfsbedürftige Menschen, damit ihre grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden, sich ihre Lebensbedingungen verbessern und ihre Würde und ihre Grundrechte besser respektiert werden. www.handicap-international.de
HelpAge International hilft älteren Menschen, ihre Rechte zu erlangen und Diskriminierung und Armut zu überwinden, so dass sie in Würde und Sicherheit aktiv und gesund leben können. www.helpage.org
Pressekontakt:
Information: Dr. Eva Maria Fischer Handicap International 089/54 76
06 13, 0176/99 28 41 35 www.handicap-international.de
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