70 Prozent der syrischen Bevölkerung benötigt humanitäre Hilfe
München (ots)
Nach acht Jahren Konflikt sind 11,7 Millionen Syrer/-innen auf humanitäre Nothilfe angewiesen, das entspricht 70 Prozent der Bevölkerung. Es ist überlebenswichtig, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Nahrung, sauberes Wasser, Unterkünfte usw. zu ermöglichen. Gleichzeitig verhindert die Verseuchung des Landes mit explosiven Kriegsresten die Rückkehr der Bevölkerung und wird den Wiederaufbau des Landes erheblich erschweren. Seit sieben Jahren unterstützt die Nichtregierungsorganisation Handicap International (HI) syrische Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon mit psychosozialer Therapie und Rehabilitationsprojekten.
In den acht Jahren Konflikt haben massive Bombardierungen in den bewohnten Gebieten schreckliche humanitäre Folgen ausgelöst: auseinander gerissene Familien, Verletzungen mit langfristigen Folgen, psychologische Traumata, Zwangsvertreibung, Zerstörung lebenswichtiger Infrastrukturen (Krankenhäuser, Häfen, Brücken usw.) und wachsende Armut. Nach Angaben des Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen sind fast 12 Millionen Syrer/-innen auf humanitäre Hilfe angewiesen. 80 Prozent leben derzeit unterhalb der Armutsgrenze. Der intensive Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten hat die lebenswichtige Infrastruktur und Wirtschaft des Landes zerstört. HI arbeitet in Jordanien und im Libanon mit Opfern zusammen, die alles verloren haben und zum Überleben humanitäre Hilfe benötigen.
Tödliches Erbe: Verseuchung mit explosiven Kriegsresten betrifft Millionen Menschen
Bombardierungen und Beschuss hinterlassen außerdem ein tödliches Erbe: die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten. Mehr als 10 Millionen Menschen sind laut Organisationen, die in der Minenräumung in Syrien aktiv sind, der Bedrohung durch Blindgänger ausgesetzt. Diese Zahlen bleiben aufgrund der vielen schwer zugänglichen Gebiete sicherlich hinter der Realität zurück - das wahre Ausmaß der Verseuchung ist noch unbekannt. Thomas Hugonnier, Programmdirektor Mittlerer Osten von Handicap International, fordert ein Ende der Einsätze von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten: "Wir sind fassungslos über das Ausmaß der Verseuchung mit explosiven Kriegsresten in Syrien. Es wird Jahrzehnte dauern, bis das Land davon befreit werden kann. Humanitäre Minenräumungen müssen in den Provinzen, in denen dies bereits möglich ist, rasch umgesetzt werden. Minenräumung, Risikoaufklärung, Opferhilfe und Notfallversorgung können Leben retten."
Unterstützung für Kampagne "Stop Bombing Civilians"
Im Rahmen der Kampagne "Stop Bombing Civilians" fordert Handicap International alle Staaten auf, eine politische Erklärung zur Beendigung des Einsatzes von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten auszuarbeiten. Der Schutz der Zivilbevölkerung in Konfliktgebieten muss verbessert und den Opfern geholfen werden.
87 Prozent der Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung
Die Nichtregierungsorganisation "Action on Armed Violence" (AOAV) meldet, dass zwischen 2011 und 2018 fast 80.000 Menschen durch Explosivwaffen getötet oder verletzt wurden. 87 Prozent von ihnen stammen aus der Zivilbevölkerung. Laut einer im Juli 2018 veröffentlichten Untersuchung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge ist die Verunreinigung mit explosiven Kriegsresten eines der größten Hindernisse für die Rückkehr von Vertriebenen. Sie erschwert darüber hinaus den Wiederaufbau des Landes und die Wiederherstellung des wirtschaftlichen und sozialen Gefüges.
Über Handicap International
Handicap International ist eine unabhängige gemeinnützige Organisation. Sie unterstützt weltweit Menschen mit Behinderung und andere besonders schutzbedürftige Menschen, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. HI hilft bei Armut und sozialer Ausgrenzung, bei Konflikten und Katastrophen. Die Grundpfeiler ihrer Arbeit sind Menschlichkeit und Inklusion. Auf völkerrechtlicher Ebene kämpft die Organisation gegen die Missachtung der Menschenrechte, den Gebrauch von Landminen und Streubomben sowie Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung. Handicap International hat die internationale Koalition gegen Streubomben CMC mitgegründet, gehört bis heute zu ihren aktivsten Mitgliedsorganisationen und repräsentiert die Kampagne in Deutschland. HI ist außerdem eines der sechs Gründungsmitglieder der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL), die 1997 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Handicap International Deutschland ist Mitglied der internationalen Organisation Humanity & Inclusion (ehem. Handicap International), die die Umsetzung der Programmarbeit verantwortet.
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