Streubomben Monitor 2022: Mindestens 689 ukrainische zivile Opfer
München (ots)
In der Ukraine wurden im ersten Halbjahr 2022 mindestens 689 Zivilisten und Zivilistinnen Opfer von Angriffen mit Streubomben. Dies geht aus dem neuesten Streubomben Monitor 2022 hervor, der am 25. August in Genf veröffentlicht wird. Da bis zu 40 % der Submunitionen nicht explodieren, ist zudem die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten eine große Bedrohung für die ukrainische Zivilbevölkerung. In anderen Ländern wurden im Berichtszeitraum 2021 (zuzüglich der Daten, die für 2022 bereits vorliegen) keine Opfer durch Angriffe mit Streumunition verzeichnet. Jedoch wurden weltweit 149 Menschen Opfer von Blindgängern. Die Zivilbevölkerung in Syrien, Irak und Laos war besonders betroffen.
Die Konferenz der Vertragsstaaten des Oslo-Vertrages, der den Einsatz von Streumunition verbietet, findet vom 30. August bis 2. September in Genf statt. Die gemeinnützige Organisation Handicap International (HI) ruft die Staaten dazu auf, den Einsatz dieser barbarischen Waffen systematisch zu verurteilen und die Verantwortlichen für ihren Einsatz zur Rechenschaft zu ziehen.
"Diese Waffe muss verschwinden."
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland: "Der fortgesetzte und wiederholte Einsatz von Streumunition in der Ukraine zeugt von mangelnder Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung und in einigen Fällen von der bewussten Absicht, sie zu treffen. Auch der Krieg hat Regeln, und der Oslo-Vertrag ist einer davon. Es muss alles getan werden, um sicherzustellen, dass alle Staaten dem Verbotsvertrag beitreten und dass diese barbarische Waffe endlich von den Kriegsschauplätzen verschwindet."
Die Ergebnisse des Streubomben Monitors 2022
- In der ersten Hälfte des Jahres 2022 wurden neue Einsätze von Streumunition ausschließlich in der Ukraine gemeldet: Dort haben die russischen Streitkräfte Hunderte von Angriffen durchgeführt. Auch die ukrainischen Streitkräfte haben Streumunition mehrfach eingesetzt.
- Vorläufigen Berichten zufolge wurden in der Ukraine mindestens 689 Zivilist*innen getötet (215) oder verletzt (474). Die tatsächliche Zahl der Opfer ist angesichts der Schwierigkeiten bei der Erfassung wahrscheinlich höher.
- Streumunition wurde in der Ukraine vor allem in bewohnten Gebieten eingesetzt. Dabei wurden nicht nur Zivilist*innen getötet und verletzt, sondern auch die zivile Infrastruktur beschädigt: Häuser, Krankenhäuser, Schulen, Industrieanlagen, Spielplätze usw.
- Im Jahr 2021 wurden erstmals seit einem Jahrzehnt weltweit keine neuen Opfer durch Angriffe mit Streubomben gemeldet. Dies ist ein starker Rückgang gegenüber den jährlichen Gesamtzahlen in den Jahren 2020 (360 Opfer) und 2019 (317 Opfer).
- Im Berichtsjahr 2021 stammten 97% aller Opfer von Unfällen mit nicht-explodierten Submunitionen aus der Zivilbevölkerung (144 getötet oder verletzt). 60% der Opfer solcher Unfälle waren Kinder (90 getötet). In Laos und im Libanon kam es zu tragischen Unfällen, in denen Gruppen von Kindern, die mit Submunition spielten, verletzt und getötet wurden.
Hintergrund zum Streubomben Monitor 2022
Der jährlich herausgegebene Streubomben Monitor bewertet die Umsetzung des Oslo- Vertrages, der den Einsatz, die Herstellung, den Transfer und die Lagerung von Streumunition verbietet. Der Berichtszeitraum des Monitors 2022 ist Januar bis Dezember 2021. Zudem wurden weitere Informationen bis August 2022 aus der Ukraine mit aufgenommen.
Bis heute haben 123 Staaten den Vertrag unterzeichnet. Der Streubomben Monitor wird von Expert*innen der Internationalen Koalition gegen Streubomben CMC (Cluster Munition Coalition) auf Grundlage weltweit erhobener Fakten erstellt. Handicap International ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der CMC und im Redaktionsteam des Monitors.
Weitere Informationen im Faktenblatt und in den wichtigsten Erkenntnissen des Monitors auf Deutsch sowie den Streubomben Monitor 2022 auf Englisch.
Gerne organisieren wir ein Interview mit Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International e.V. Deutschland.
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Huberta von Roedern
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