All Stories
Follow
Subscribe to Technische Universität München

Technische Universität München

Test zeigt Erfolgsaussichten von Heuschnupfen-Therapien

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Corporate Communications Center

Tel.: +49 89 289 22731 - E-Mail: presse@tum.de - Web: www.tum.de

Dieser Text im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35000/

PRESSEMITTEILUNG

Test zeigt Erfolgsaussichten von Heuschnupfen-Therapien

Allergieforschung: Molekulare Prozesse bei Hyposensibilisierung gegen Pollen untersucht

Eine spezifische Immuntherapie kann den Alltag für Allergiker deutlich angenehmer machen und langfristig vor Asthma schützen. Was dabei genau geschieht, ist jedoch unklar. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München hat die Prozesse im Körper während einer dreijährigen spezifischen Immuntherapie untersucht. Die Forscherinnen und Forscher fanden dabei Hinweise darauf, warum die Allergieimpfung so viel Zeit benötigt und wie sich die Erfolgsaussichten schon früh bestimmen lassen.

Bei einer spezifischen Immuntherapie, früher Hyposensibilisierung genannt, geben Ärztinnen und Ärzte Injektionen mit den Substanzen, auf die der Körper allergisch reagiert, zumeist Pollen- oder Milbenextrakte. In der ersten Phase der Therapie erhöhen sie die Dosis nach und nach. Ist eine sogenannte Erhaltungsdosis erreicht, werden über einen längeren Zeitraum - in der Regel drei Jahre - Spritzen mit dieser Dosis gegeben. Wenn alles gut geht, sind die allergischen Reaktionen nach dieser Behandlung dauerhaft schwächer.

Bis heute ist unklar, was genau bei diesen Therapien im Körper geschieht. Ein Team um PD Dr. Adam Chaker, Leiter der Allergieambulanz an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und Prof. Carsten Schmidt-Weber, Leiter des Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) von TUM und Helmholtz Zentrum München, haben jetzt erstmals während einer Immuntherapie über drei Jahre das komplexe Wechselspiel verschiedener Zelltypen und Substanzen des menschlichen Immunsystems beobachtet.

Viele verschiedene Abwehrzellen beteiligt

Bislang hat sich die Allergie-Forschung besonders auf die Rolle verschiedener Typen sogenannter T-Zellen konzentriert. Pro-allergische T-Zellen (Th2- und auch Th17-Zellen), so das stark vereinfachte Modell, verstärken allergische Reaktionen im Körper, wenn sie auf bestimmte Substanzen treffen. Regulatorische T-Zellen (T-Regs) dagegen hemmen die allergische Reaktion gegen ein Allergen.

"Unsere Daten zeigen, dass die Vorgänge bei einer Immuntherapie komplexer sind als bislang angenommen", sagt Adam Chaker. "Es sind Zelltypen beteiligt, die bislang in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurden. Wir sind insbesondere überzeugt, dass regulatorische B-Zellen eine deutlich wichtigere Rolle spielen als bisher gedacht."

Test zeigt: Zweite Therapiephase ist kein Roulette-Spiel

"In der zweiten Phase der Behandlung entscheidet sich das Abwehrsystem des Körpers, ob ein Allergen weiterhin massiv bekämpft wird und daher zu Heuschnupfen, Asthma oder anderen allergischen Erkrankungen führt oder ob der Körper lernt, dass Allergen zu tolerieren", erläutert Adam Chaker. Dabei ändere sich das Verhältnis von pro-allergischen T-Zellen, T-Regs und regulatorischen B-Zellen laufend - in der Studie war, auch abhängig vom Pollenflug und anderen Faktoren, mal ein Zelltyp stärker vertreten, mal ein anderer. Erst nach drei Jahren pendelte sich das Verhältnis ein.

Ein Roulette-Spiel mit zufälligem Ausgang ist diese Phase jedoch nicht. Bei den Patientinnen und Patienten, die die Therapie regulär beendeten, gab es Übereinstimmungen, die schon früh Voraussagen über den Therapie-Erfolg ermöglichten. Wenn direkt nach der ersten Behandlungsphase, also dem Abschluss der Einleitungsphase, besonders viele regulatorische B-Zellen und wenige TH-17-Zellen messbar waren, wurden nach drei Jahren deutlich weniger Allergiesymptome festgestellt.

Argumente fürs Durchhalten

"Wir haben diesen Test patentieren lassen", sagt Adam Chaker. "Wenn er Serienreife erreicht, könnten wir Patientinnen und Patienten eine aufwendige Behandlung mit geringen Erfolgsaussichten ersparen. Bei einem positiven Ergebnis liefert so ein Test dagegen gute Argumente, eine dreijährige Therapie durchzuziehen. Bislang brechen viele Menschen früher ab."

Ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen kann zudem die Grundlage für effektivere Therapien sein. Dafür sei es jedoch wichtig, die Ergebnisse der aktuellen Studie in weiteren Untersuchungen zu bestätigen und mehr über die Wirkungsmechanismen herauszufinden, sagt Adam Chaker.

Publikation:

U.M. Zissler, C.A. Jakwerth, F.M. Guerth, L. Pechtold, J.A. Aguilar-Pimentel, K. Dietz, K. Suttner, G. Piontek, B. Haller, Z. Hajdu, M. Schiemann, C.B. Schmidt-Weber, A.M. Chaker. "Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT". EBioMedicine (2018) DOI:10.1016/j.ebiom.2018.09.016 (Open Access)

Mehr Informationen:

- Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM):  www.zaum-online.de  
- Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde:  
   www.hno.mri.tum.de  

Kontakt:

PD Dr. Adam M. Chaker

Technische Universität München

Klinikum rechts der Isar

Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und

Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM)

Tel: +49 89 4140 2370

adam.chaker@tum.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 550 Professorinnen und
Professoren, 42.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre
Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften,
Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die
Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie
von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem
Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai,
Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger
und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht.
2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In
internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten
Deutschlands.
More stories: Technische Universität München
More stories: Technische Universität München
  • 17.10.2018 – 18:43

    Thomas Hofmann wird neuer Präsident der TUM

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Corporate Communications Center Tel.: +49 89 289 22779 - E-Mail: presse@tum.de - Web: www.tum.de Dieser Text im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35004/ Bilder: https://mediatum.ub.tum.de/1232766 PRESSEMITTEILUNG Thomas Hofmann wird neuer Präsident der TUM Erfahrener Hochschulmanager und erfolgreicher Wissenschaftler übernimmt die Führung Der ...

  • 15.10.2018 – 16:16

    Sperrfrist 18. Oktober, 20 Uhr: Erster Beweis, dass Quantencomputer überlegen sind

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Corporate Communications Center Tel.: +49 89 289 10516 - E-Mail: presse@tum.de - Web: www.tum.de PRESSEMITTEILUNG +++ SPERRFRIST bis 18. Oktober 2018, 20.00 Uhr MESZ +++ Erster Beweis, dass Quantencomputer überlegen sind Wissenschaftler entwickeln neuen Quantenschaltkreis Sie werden als die Computing-Verheißung der Zukunft gehandelt: ...

  • 15.10.2018 – 11:00

    Brenda Schulman wird Honorarprofessorin an der TUM

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Corporate Communications Center Tel.: +49 89 289 23325 - E-Mail: presse@tum.de - Web: www.tum.de Dieser Text im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34995/ PRESSEMITTEILUNG Renommierte Proteinforscherin neu an der Fakultät für Chemie Brenda Schulman wird Honorarprofessorin an der TUM Hochkarätiger Neuzugang im Professorenkollegium der Technischen ...