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DAX-Vorstände verdienen weniger

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PRESSEMITTEILUNG

DAX-Vorstände verdienen weniger

Geringere Boni aufgrund gesunkener Gewinne

Die Vorstände der DAX-Unternehmen haben 2020 zum dritten Mal in Folge weniger verdient als im Vorjahr. Entscheidend waren die geringeren Unternehmensgewinne und die daran gekoppelten Boni. Dies zeigt die jährliche Studie der Technischen Universität München (TUM) und der DSW (Deutsche Schutzvereinigung Wertpapierbesitz). Die stärkere Ausrichtung der Vergütung an langfristigen Zielen habe die richtigen Anreize gesetzt, um die Unternehmen durch die Corona-Krise zu steuern.

Die Vorstände der 30 im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretenen Unternehmen verdienten 2020 durchschnittlich 3,4 Millionen Euro, 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit sind die Vergütungen der Managerinnen und Manager im dritten Jahr in Folge gesunken, nach einem deutlichen Aufwärtstrend im Jahrzehnt zuvor.

Zwar sanken im ersten Pandemie-Jahr auch die Bruttolöhne in Deutschland, allerdings fiel deren Rückgang mit 0,1 Prozent geringer aus. Deshalb ging die Gehaltsschere zwischen Angestellten und Vorständen erneut etwas weiter zu. Letztere verdienten nun das 48-Fache, vor zwei Jahren betrug der Unterschied noch den Faktor 52.

Rund Hälfte des Gesamtverdiensts an langfristige Ziele gekoppelt

Der wesentliche Grund für den geringeren Verdienst der Managerinnen und Manager waren die um rund ein Viertel gesunkenen Gewinne der Unternehmen. Damit verringerten sich auch die vor allem an den Jahresgewinn gekoppelten Boni, sogenannte kurzfristige variable Vergütungen. Sie sanken im Schnitt um 18,9 Prozent, manche Unternehmen zahlten gar keinen Bonus.

Nahezu die Hälfte der Gesamtverdienste (48 %) war an Ziele geknüpft, die auf mindestens drei Jahre ausgelegt sind, wie etwa die Entwicklung des Aktienkurses. Diese langfristigen variablen Vergütungen stiegen 2020 um 1 Prozent, ähnlich die festen Gehälter um 1,2 Prozent. Fast drei Viertel der DAX-Unternehmen machen die Entlohnung von sogenannten ESG-Kriterien abhängig, also von ökologischen, sozialen und Governance-Zielen, beispielsweise der Verringerung der CO2-Emmissionen, der Zufriedenheit der Mitarbeitenden oder der Stärkung der Diversität.

„Unternehmen ändern Anreize weiter“

„Diese Struktur der Vergütung hat meines Erachtens mit all ihrer Komplexität die richtigen Anreize gesetzt, um die Unternehmen durch die Krise zu navigieren“, sagt Studienleiter Prof. Gunther Friedl vom Lehrstuhl für Controlling der TUM. „Allerdings stehen nun noch größere Herausforderungen an. Der Umbau zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Gesellschaft wird eine der zentralen Herausforderungen für die Wirtschaft. Wir können bereits erkennen, dass Unternehmen ihre Vergütungssysteme umbauen. Gleichzeitig muss sich meines Erachtens diese Jahrhundertaufgabe in den nächsten Jahren noch wesentlich stärker in einer strukturellen Änderung der Vergütung niederschlagen.“

„Neben der Struktur der Vergütung verschieben sich auch die Machtverhältnisse. Hier markiert das Jahr 2021 eine echte Zeitenwende“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. „Unter den ungewöhnlichen Bedingungen der rein virtuellen Hauptversammlungen sind mit dem Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie (ARUG II) tiefgreifende Neuerungen in Kraft getreten, die den Einfluss der Anteilseigner auf die Vorstandsvergütung deutlich erhöht haben und noch merklicher erhöhen werden. Entscheiden sollen beziehungsweise müssen jetzt also verstärkt die Eigentümer – die Aktionäre – und die trifft damit zugleich eine große Verantwortung.“

Frauen verdienten erstmals mehr als Männer

Die weiblichen Vorstände verdienten mit durchschnittlich 3,4 Millionen Euro erstmals mehr als ihre männlichen Kollegen mit 2,9 Millionen Euro – wenn man die Vorstandsvorsitzenden nicht mitrechnet. Seit dem Ausscheiden von SAP-Co-Chefin Jennifer Morgan im April stand 2020 in keinem Unternehmen eine Frau an der Spitze, der Frauenanteil an allen Vorständen betrug lediglich rund 18 Prozent.

SAP-Vorstände an der Spitze

Bei den Spitzenverdienern wurden die Volkswagen-Vorstände von SAP überholt, das die Vergütung von 5,6 Millionen Euro auf 7,4 Millionen Euro aufstockte. Danach folgen Merck mit 6,3 Millionen Euro und Linde mit 5,9 Millionen Euro. VW zahlte statt 5,7 Millionen Euro eine Million weniger und steht nur noch auf Rang sechs.

Die Vorstandsvorsitzenden erhielten im Schnitt 5,4 Millionen Euro, 100.000 Euro mehr als im Vorjahr, im internationalen Vergleich aber weiterhin keine Höchstbeträge. Neuer Spitzenreiter ist Stephen Angel von Linde mit 14 Millionen Euro vor SAP-Chef Christian Klein mit 8,4 Millionen Euro. Der letztjährige Erstplatzierte Herbert Diess von Volkswagen erreichte mit 7,9 Millionen Euro Rang drei.

Mehr Informationen:

Alle Zahlen zur Vorstandsvergütung sowie Redebeiträge der heutigen Pressekonferenz: www.dsw-info.de/presse/

Hinweise zur Methodik:

- Die Studie vergleicht die Zahlen der DAX-Unternehmen mit den Vorjahreszahlen derselben Unternehmen, auch wenn sie zu dieser Zeit noch nicht im Index gelistet waren. Im DAX gab es 2020 mehrere Wechsel. Deshalb zeigt die Studie ein Minus der Vergütung, auch wenn die vorherige Ausgabe ebenfalls einen Durchschnittsverdienst von 3,4 Millionen Euro ermittelt hatte.

- Die Studie unterscheidet die verschiedenen variablen Vergütungsbestandteile erstmals ausschließlich nach ihrer Kopplung an lang- oder kurzfristigen Zielen. Deshalb sind die Anteile nur bedingt mit den Prozentzahlen der vergangenen Jahre vergleichbar.

- Die Studie berücksichtigt bei den langfristigen variablen Vergütungsbestandteilen die im Jahr 2020 gewährten Zuwendungen, nicht die Zuflüsse. Letztere würden ein verzerrtes Bild zeigen, weil sie beispielsweise Verkäufe von in früheren Jahren erhaltenen Aktienpositionen beinhalten würden.

Kontakt:

Prof. Dr. Gunther Friedl

Technische Universität München

Lehrstuhl für Controlling

Tel: +49 162 2916314

gunther.friedl@tum.de

www.professors.wi.tum.de/controlling/

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