All Stories
Follow
Subscribe to Technische Universität München

Technische Universität München

Neutronen erkennen verborgene Defekte in additiv gefertigten Bauteilen - Testverfahren im Test

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Corporate Communications Center

Tel.: +49 89 289 10510 - E-Mail: presse@tum.de

Dieser Text im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/37001

Bildmaterial mit hoher Auflösung: https://mediatum.ub.tum.de/1632328

PRESSEMITTEILUNG

Testverfahren im Test

Im Vergleich erkennen Neutronen die meisten Defekte in additiv gefertigten Bauteilen

Bei der Herstellung von Turbinen stoßen herkömmliche Verfahren oft an ihre Grenzen. Komplexe Bauteile mit filigranen Strukturen und geschwungene Formen werden daher immer häufiger durch die Additive Fertigung hergestellt. Um Defekte im Bauteilinneren zu finden, sind verschiedene Testverfahren im Einsatz. Ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) hat nun mehrere Verfahren geprüft. Die beste Fehlererkennung erzielten dabei Neutronen der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II).

Das Laser-Strahlschmelzen ist ein gängiges additives Fertigungsverfahren für Turbinenschaufeln mit Kühlkanälen im Inneren. Dabei schmilzt ein Laser eine dünne Lage Metallpulver an bestimmten Stellen auf. Schicht für Schicht entsteht so das Bauteil in einem Bett aus Pulver. Wie bei einer archäologischen Ausgrabung wird das Bauteil anschließend freigelegt, und das übrige Pulver kann für das nächste Bauteil wiederverwendet werden.

Doch Prozess-Instabilitäten können zu Defekten im Bauteil führen und so die Festigkeit des Bauteils mindern. Typische Defekte sind Poren und Risse. Einzelne Schichten können sich sogar teilweise oder ganz voneinander lösen.

Bei sicherheitsrelevanten Bauteilen, wie der Turbinenschaufel, können solche Defekte schwerwiegende Folgen haben. „Kritische Bauteile müssen wir daher nach dem Herstellungsprozess untersuchen – und das natürlich zerstörungsfrei“, erklärt Cara Kolb vom Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften der TUM.

Ein Blick ins Innere

Für ihre Versuche stellten die Forschenden Prüfkörper mit Defekten verschiedener Größe und Tiefenlage her und versuchten, diese mit zerstörungsfreien Prüfverfahren zu detektieren. Zum Einsatz kamen dabei die Aktive Infrarot-Thermografie (engl. active infrared thermography, aIRT), Ultraschall (engl. ultrasonic testing, UT), die Röntgen-Computertomographie (engl. X-ray computed tomography, CT) und die Neutronen-Gitterinterferometrie (engl. neutron grating interferometry, nGI).

An der Forschungs-Neutronenquelle führte der Doktorand Tobias Neuwirth die Untersuchungen am Instrument ANTARES durch. „Wir testen Bauteile mit Neutronengitterinterferometrie. Dabei beobachten wir ortsaufgelöst die Streuung und Absorption von Neutronen. Ändert sich diese, gibt das Aufschluss über die Art und die Größe der Defekte“, erklärt er.

Tieferes Eindringen und bessere Auflösung mit Neutronen

Jedes der getesteten Verfahren hat seine Potentiale und Herausforderungen. Neutronengitterinterferometrie ist zwar aufwendig und teurer als die anderen untersuchten Testverfahren, allerdings entdeckt es von allen Verfahren die meisten und die kleinsten Defekte.

„Neutronen können tief in den Werkstoff eindringen und ermöglichen eine hohe Auflösung der inneren Bauteilstruktur. Besonders gut eignen sie sich für Nickelbasislegierungen, die enorm wichtig sind für die Additive Fertigung von Luft- und Raumfahrtstrukturkomponenten“, lautet das Fazit von Cara Kolb.

Die Forschung an Testverfahren, die die Qualität additiv gefertigter Bauteile zerstörungsfrei absichern, ist sehr wichtig. Solche Testverfahren sagen aus, wie wahrscheinlich ein Bauteil im Betrieb versagt. Und mit zunehmendem Einsatz von Additiver Fertigung beispielsweise in Flugzeugen oder Autos, gewinnen auch die Testverfahren an Bedeutung.

Publikation:

C. G. Kolb, K. Zier, J.-C. Grager, A. Bachmann, T. Neuwirth, S. Schmid, M. Haag, M. Axtner, F. Bayerlein, C. U. Grosse, M. F. Zaeh

An investigation on the suitability of modern nondestructive testing methods for the inspection of specimens manufactured by laser powder bed fusion

SN Appl. Sci., 3, 713 (2021) – DOI: https://doi.org/10.1007/s42452-021-04685-3

Mehr Informationen:

Die Experimente zur Untersuchung der Fähigkeit von Neutronen zur Defektdetektion wurden im FRM II am Instrument ANTARES des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums (MLZ) durchgeführt. CT-Scans stellte die FIT AG, Lupburg, zur Verfügung.

Bildmaterial mit hoher Auflösung:

https://mediatum.ub.tum.de/1632328

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Michael Zäh

Technische Universität München

Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften

Boltzmannstr. 15, 85748 Garching

Tel.: +49 89 289 15502 – E-Mail: michael.zaeh@iwb.tum.de

Web: https://www.mw.tum.de/iwb/institut/abteilungen/additive-fertigung/

Tobias Neuwirth

Technische Universität München

Heinz Maier-Leibnitz Zentrums (MLZ)

Instrument ANTARES

Lichtenbergstr. 1, 85748 Garching

Tel.: +49 89 289 11754 – E-Mail: Tobias.Neuwirth@frm2.tum.de

Web: https://mlz-garching.de/antares/de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 600 Professorinnen und Professoren, 48.000 Studierenden sowie 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.

More stories: Technische Universität München
More stories: Technische Universität München
  • 15.10.2021 – 11:32

    TUM-Campus Straubing wächst weiter

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Corporate Communications Center Tel.: +49 89 289 22779 - E-Mail: presse@tum.de - web: www.tum.de Dieser Text im Web: http://go.tum.de/606382 PRESSEMITTEILUNG Ministerpräsident Söder eröffnet Laborneubau für „Nachhaltige Chemie“ TUM-Campus Straubing wächst weiter Der Straubinger Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM) wächst ...

  • 15.10.2021 – 10:50

    Die TUM wächst auf 48.000 Studierende

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHENCorporate Communications Center Tel.: +49 89 289 22798 - E-Mail: presse@tum.de - Web: www.tum.de Bilder: https://mediatum.ub.tum.de/1632155 PRESSEMITTEILUNG Die TUM wächst auf 48.000 Studierende Historische Rekorde bei Einschreibungen aus dem Ausland Die Attraktivität der Technischen Universität München (TUM) für Talente aus aller Welt ist ungebrochen. Wie im Vorjahr haben sich circa ...

  • 14.10.2021 – 15:59

    Neue TUM School of Social Sciences and Technology geht an den Start

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Corporate Communications Center Tel.: +49 89 289 22779 - E-Mail: presse@tum.de - web: www.tum.de Dieser Text im Web: http://go.tum.de/020497 PRESSEMITTEILUNG Die TUM setzt ihre Strukturreform fort Neue TUM School of Social Sciences and Technology geht an den Start Mit der Umstellung von Fakultäten auf Schools hat die Technische Universität München (TUM) eine historische Strukturreform ...