Technische Universität München
TUM-Ausgründung LEAM bietet neue Möglichkeiten für Additive Fertigung
TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN
PRESSEMITTEILUNG
TUM-Ausgründung LEAM bietet neue Möglichkeiten für Additive Fertigung
Gebündeltes Licht verbessert 3D-Druck
Dem Tech-Start-up LEAM gelingt es, Kunststoff-3D-Druck allein durch den Einsatz von Licht zu verbessern. Möglich machen das Hochleistungs-LEDs und die gezielte Abgabe von gebündeltem Licht an das Bauteil. Die drei Gründenden haben sich während ihrer Zeit am Lehrstuhl für Carbon Composites der Technischen Universität München (TUM) kennengelernt und ihr Wissen jetzt für die Lösung eines Industrieproblems eingesetzt. Künftig sollen Unternehmen dank der neuen Technik die Möglichkeit bekommen, komplexe Strukturen kostengünstig in einer besonders hohen Bauteilqualität zu drucken.
Manchmal schafft die Kombination von bestehenden Dingen neue Innovationen. Spektrales Licht und 3D-Druck miteinander zu verbinden, ist beispielsweise so eine Mischung, die künftig in der Industrie den Unterschied machen könnte. Die Idee stammt von der TUM-Ausgründung LEAM – das steht für Light Enabled Additive Manufacturing. Das Unternehmen vertreibt keine eigenen 3D-Drucker, sondern möchte bestehende Anlagen mit ihrer Technik ausstatten.
3D-Druck ermöglicht komplexe Bauteilstrukturen, die mit klassischen Verfahren, wie beispielsweise dem Spritzguss, nicht möglich sind. Allerdings erreichen konventionelle Drucker nicht die gleiche Bauteilqualität wie die bewährten Fertigungsmethoden. Grund sind die einzelnen Schichten beim Drucken, die nicht immer optimal zusammengefügt sind. LEAM hat eine Technik entwickelt, die es ermöglicht, die einzelnen Schichten beim 3D-Druck mit High-Performance-Kunststoffen optimal miteinander zu verbinden. Damit erzielen die Gründenden eine Bauteilqualität, wie sie bislang zum Beispiel nur durch Spritzguss erzielt werden kann. Möglich machen das Hochleistungs-LEDs, die um den Druckkopf des 3D-Druckers herum angeordnet sind und das Material vor der Druckdüse genau im richtigen Moment erhitzen. So lassen sich die bestehende Schicht und die frisch gedruckte optimal miteinander verbinden.
Licht ist deutlich günstiger als Laser-Technik
Der Ansatz an sich ist nicht neu, mithilfe von Lasersystemen sind derartige Fertigungsqualitäten schon länger möglich. Laser sind aber extrem teuer und für das Personal gefährlich. Darum setzt LEAM auf gebündeltes Licht und hat diese Technik weltweit als erste in die Marktreife überführt. Die Vorteile: eine einfache Nachrüstung bestehender Drucker mit der Lichttechnik, eine kleine Baugröße, hoher Arbeitsschutz für die Maschinenbedienenden und eine Verringerung der Investitionskosten für Unternehmen - verglichen mit Lasertechnik - um rund 90 Prozent.
Die Anwendung ihrer Technik sehen die drei Gründenden vor allem bei der Produktion großer Bauteile mit komplexen Strukturen, die nicht in großen Stückzahlen nachgefragt werden. Hier lassen sich die Vorteile des 3D-Druck-Verfahrens am besten ausspielen. Potenzielle Kund:innen finden sich vor allem im Bereich der Luft- und Raumfahrt und auch im Prototypenbau. Aber auch in anderen Bereichen, die auf Additive Fertigung angewiesen sind, lässt sich das System adaptieren.
Von der Forschung zum eigenen Unternehmen
„Die Idee reifte bei mir schon seit meiner Masterarbeit“, erklärt Patrick Consul, CEO und Mitgründender von LEAM. „Damals habe ich mich mit Sandkernen aus High-Performance-Materialien für Gussanwendungen beschäftigt und mich gefragt, ob die damit möglichen, komplexen Strukturen auch anders zu ermöglichen wären.“ 2020 lernt Patrick Consul Ting Wang kennen, der ebenfalls seit Jahren in diesem Bereich forscht. „Uns war sofort klar, dass wir hier eine gemeinsame Basis für einen innovativen Ansatz haben. Aber um wirklich ans Ziel zu kommen, hat uns noch eine weitere Person gefehlt“, erklärt Ting Wang, CTO von LEAM. Diese Person sollte Benno Böckl werden, der vor seiner Rolle als COO bei LEAM im Begriff war, seine Doktorarbeit im Bereich von automatisierten Fertigungsverfahren für Carbonteile zu schreiben. „Die Arbeit liegt aktuell auf Eis. Unser Unternehmen zum Laufen zu bekommen, fordert gerade meine volle Aufmerksamkeit, den Titel hole ich mir aber auf alle Fälle!“, sagt Böckl. Was alle drei Gründenden gemeinsam haben – sie haben vor der Unternehmensgründung am Lehrstuhl für Carbon Composites an der TUM gearbeitet.
Gründungshilfe durch das Netzwerk der TUM
Unterstützt wurden die jungen Ingenieur:innen bei der Gründung durch das TUM Venture Lab Additive Manufacturing. Die TUM Venture Labs sind auf je ein bedeutendes Technologiefeld spezialisiert. Den Gründungsteams bieten sie auf diesem Gebiet eine unmittelbare Anbindung an die Spitzenforschung, spezifische technische Infrastruktur, maßgeschneiderte Ausbildungsprogramme, Expertise für den jeweiligen Markt und eine globale Vernetzung mit der Branche und Kapitalgeber:innen.
Markteintritt für 2025 geplant
Den Markteintritt plant LEAM für 2025, aktuell fehlen für die Produktion der Nachrüstlösung noch ein paar Komponenten. Bis dahin konzentrieren sich die drei Gründenden auf die Verkleinerung ihrer Technik. Damit sollen auch kleinere 3D-Drucker in der Lage sein, bessere Ergebnisse zu erzielen, womit sich das Kund:innenspektrum des Start-ups vergrößern würde. Patrick Consul blickt positiv in die Zukunft: „Das System funktioniert, das können wir nach Jahren der Entwicklung jetzt auch in der Praxis zeigen. Am Interesse von Seiten der Industrie mangelt es nicht, wir lösen ja auch ein kostspieliges Problem für unsere Kunden.“
Kontakt beim TUM Corporate Communication Center:
Andreas Huber
Pressereferent
Tel.: 089 / 289 10510
Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 650 Professuren, 52.000 Studierenden und 12.000 Mitarbeitenden eine der weltweit stärksten Universitäten in Forschung, Lehre und Innovation. Ihr Fächerspektrum umfasst Informatik, Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften, Medizin, Mathematik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie handelt als unternehmerische Universität und sieht sich als Tauschplatz des Wissens, offen für die Gesellschaft. An der TUM werden jährlich mehr als 70 Start-ups gegründet, im Hightech-Ökosystem München ist sie eine zentrale Akteurin. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Büros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder:innen wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings wird sie regelmäßig als beste Universität in der Europäischen Union genannt.