VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
"Made in Germany" statt Ingenieurmangel
Hannover (ots)
- 50.000 potenzielle Stellen werden nicht geschaffen
- 2,5 Milliarden Euro entgehen deutscher Volkswirtschaft
- VDI: Ältere arbeitslose Ingenieure ins Arbeitsleben aufnehmen
Wertschöpfung von über 2,5 Milliarden Euro und positive Arbeitsmarkteffekte von rund 50.000 Stellen gehen der deutschen Wirtschaft aufgrund des Ingenieurmangels verloren, erklärte VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs heute zum Auftakt der Hannover Messe. Mindestens 15.000 Ingenieurstellen können laut VDI in Deutschland nicht besetzt werden. "Das Problem ist kurzfristig nur durch die Reintegration älterer arbeitsloser Ingenieure zu mildern, langfristig müssen die Vorraussetzungen für qualifizierte Zuwanderung und die eigene Ausbildung optimiert werden", zeigte Fuchs Lösungswege auf.
Wertschöpfungsverzicht von über 2,5 Milliarden Euro
Auf Grundlage einer Prognos-Analyse präsentierte Fuchs die volkswirtschaftlichen Effekte des Mangels: Durch jede besetzte Ingenieurstelle würden 1,8 weitere Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung und 0,5 Stellen im Handel geschaffen. Demnach entgehen der deutschen Volkswirtschaft durch den Ingenieurmangel zusätzlich 27.000 Stellen in Forschung und Entwicklung sowie 7.500 Stellen im Handel. "Über die entgangenen Einkommen errechnet sich ein Wertschöpfungsverzicht von 2,571 Milliarden Euro. Das allein wären 0,12 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt im letzten Jahr gewesen", erklärte Fuchs die Dimension des Mangels.
Importe von High-Tech-Innovationen nehmen zu
Man könne davon ausgehen, meinte Fuchs, dass der Ingenieurmangel mit Schuld sei an der steigenden Importquote von Ingenieurleistungen. Bei den Spitzentechnologien weise Deutschland 2001 einen Negativsaldo in der Zahlungsbilanz von über zwei Milliarden Euro auf. In der jüngsten Zahlungsbilanz der Ingenieurdienstleistungen finde sich ebenfalls ein Negativsaldo von einer Milliarde Euro wieder. Die Anzahl der so genannten Innovatoren, also derjenigen Unternehmen, die in den vergangenen drei Jahren mindestens ein Innovationsprojekt realisiert haben, ging zwischen 1999 und 2002 um rund zehn Prozent zurück. "Dies sind für uns Indikatoren, dass wir im Bereich der Spitzenleistungen nicht der führende Technologietreiber sind", so Fuchs.
Innovationshemmnisse: Fachkräftemangel vor Finanzierungsengpässen
Die vom VDI in Auftrag gegebene Prognos-Analyse ergab, dass mehr als 50 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe und mehr als 40 Prozent der Dienstleistungsunternehmen in Deutschland den Fachkräftemangel mittlerweile als wichtigstes Innovationshemmnis sehen, dicht gefolgt vom Mangel an Finanzierungsquellen. Am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind folgende Branchen: Hersteller von IuK-, Büro- Hardware (30 %), Mess-, Steuer-, Regeltechnik (23 %), Technische Dienstleister (21 %), Maschinenbau (18 %) und Fahrzeugbau (11 %).
Ausweg: ältere arbeitslose Ingenieure integrieren
Nicht einmal 39 Prozent der über 55jährigen in Deutschland waren 2002 noch erwerbstätig, erinnerte Fuchs vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. "In der USA oder Schweden liegt der Anteil bei weit über 50 Prozent. Etwa 30.000 Ingenieure, ab 50 Jahre aufwärts, sind bei den Arbeitsämtern gemeldet. Um den Mangel an qualifizierten Fachkräften rasch zu mildern, kann ich nur dringend empfehlen verstärkt erfahrene ältere arbeitslose Ingenieure einzustellen", riet Fuchs denjenigen Unternehmen, die über Fachkräftemangel klagen. Auch wenn dies mit Umschulungen und Weiterbildungen verbunden sei, müsse dieser Weg gegangen werden. "Ist der Fachkräftemangel schon in der heutigen Situation kritisch, so wird er sich in der Phase des Aufschwungs dramatisch bemerkbar machen", mahnte Fuchs im Hinblick auf den bevorstehenden Aufschwung.
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