Wo sind die ganzen Handwerker? - Johann Peters und Julian Jehn wissen, wie Betriebe zu Personalmagneten werden und ihre freien Stellen besetzen können
Künzell (ots)
Die Marketing-Experten Johann Peters und Julian Jehn sind die Gründer und Geschäftsführer der Jehn & Peters GmbH. Gemeinsam mit dem Team ihrer Agentur sorgen sie bei Handwerks-, Industrie- und Bauunternehmen dafür, dass passgenaue Bewerber aus der Region auf die Betriebe ihrer Kunden aufmerksam werden. Die Geschäftsführer sind Experten für digitale Mitarbeitergewinnung und kennen die Herausforderungen genau, vor denen insbesondere Handwerksbetriebe heute stehen.
Die deutschen Betriebe haben ein Problem: den Fachkräftemangel. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks geht momentan von mindestens 250.000 offenen Stellen bei den Unternehmen aus, mit steigender Tendenz. Die Handwerksbranche ist von diesem Negativtrend besonders betroffen, trotz voller Auftragsbücher haben die Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. "Mehrere Faktoren haben diese Entwicklung zuletzt begünstigt", erklären die Geschäftsführer Julian Jehn und Johann Peters von der Jehn & Peters GmbH. "Seit Jahren sinkt die Zahl der besetzten Auszubildenden-Stellen. Gleichzeitig scheiden nun verstärkt die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben aus." Besonders kleine und mittelständische Unternehmen haben zudem zunehmende Schwierigkeiten, beim Wettbewerb um die besten Bewerber mit den Gehaltszahlungen der großen Konzerne mitzuhalten. "Auch weil das Handwerk in den nächsten Jahren sehr gefordert sein wird, die gesellschaftlichen Vorstellungen zur erneuerbaren Energieversorgung umzusetzen, werden die Herausforderungen gutes Personal zu gewinnen, noch größer", sind sich die Experten sicher. Wie Unternehmen heute potenzielle Mitarbeiter von sich überzeugen können, haben die beiden Recruiting-Experten im Folgenden in vier Tipps zusammengefasst.
1. Die Initiative ergreifen
Die Existenz des Fachkräftemangels ist nicht länger zu leugnen - das ist jedoch kein Grund zur Resignation. Schließlich gelte der Fachkräftemangel zwar allgemein für die Branche, in den einzelnen Regionen der Betriebe, gebe es jedoch genug Mitarbeiter. "Das heißt: Für den einzelnen Betrieb gibt es auch heute noch die Möglichkeit, die besten Fachkräfte aus der eigenen Region zu gewinnen - und zwar durch die Nutzung der sozialen Medien", so Julian Jehn. Heute müsse man die Menschen dort erreichen, wo sie sind - und das seien eben Social Media wie Instagram und Facebook. Dort verbringen die potenziellen Bewerber nicht nur große Teile ihrer Freizeit, diese Kanäle seien gleichzeitig auch der effektivste und kostengünstigste Weg zur Mitarbeitergewinnung. "Vor allem junge Menschen schauen heute weniger in die Zeitung oder in klassische Medien. Wer hier Initiative zeigt und auf den sozialen Medien durch die Nutzung bezahlter Werbeanzeigen auf sich aufmerksam macht, hebt sich von der breiten Masse ab", erläutert Johann Peters. Zudem sei der Weg über die Anzeigen der Agentur für Arbeit heute oft keine gute Idee. Meist sind die qualifizierten Arbeitnehmer schon in einer Beschäftigung. Wer daher nicht alle möglichen modernen Kanäle nutzt, um diese Menschen auf sich aufmerksam zu machen, wird mittelfristig von der Konkurrenz im Markt verdrängt.
2. Ein modernes Image kommunizieren
Viele junge Menschen haben heute gänzlich falsche Vorstellungen über industrielle und handwerkliche Berufe. Zum Beispiel dürften die meisten beim Thema Kanal-Sanierung noch immer an verschmutzte Arbeiter fernab vom Tageslicht denken. "Dass der Beruf heute de facto weitgehend mit modernsten Arbeitsmitteln von der Oberfläche aus stattfindet, wissen die Menschen oft gar nicht", erklärt Julian Jehn. Wer hier den Beruf auf der Höhe der Zeit mit neuester Technik beschreibt, gewinnt auch genügend interessierte Bewerber, sind sich die Experten sicher. Als Unternehmen müsse man daher heute auch Einblicke in die eigene Arbeitswirklichkeit geben, um potenzielle Bewerber für den Beruf zu interessieren. "Die meisten Arbeitgeber sind wahrscheinlich nicht auf der Suche nach wenig motivierten Mitarbeitern, die allein wegen zwei Euro Stundenlohn mehr ihre Firma wechseln", so Johann Peters. Genau diese ziehe man jedoch über eine 08/15-Werbung ganz nach dem Motto "Wir suchen Mitarbeiter" an.
Will man für seinen Betrieb jedoch die besten Fachkräfte gewinnen, komme es vor allem darauf an, mit interessanten Anzeigen, einem guten Imagefilm und innovativen Mitteln wie Drohnen-Videos in den sozialen Medien auf sich aufmerksam zu machen. Dem Interessenten soll hier ein harmonischer, gut strukturierter und seriöser Eindruck des Betriebs vermittelt werden. Dabei ist Vertrauen das A und O. "Wer sich abgeholt und verstanden fühlt, wird sicher auf die Anzeigen klicken, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt", so die Experten.
3. Bewerbungsprozesse vereinfachen
Heute verlieren zudem die klassischen Bestandteile einer Bewerbung wie Anschreiben und Lebenslauf zunehmend an Bedeutung. Entscheidender sei hier vor allem eine Vorqualifikation der Bewerber anhand eines konkreten Fragenkatalogs. "Wenn ich in einem Online-Fragebogen gezielt nach Eckdaten wie abgeschlossener Berufsausbildung, Dauer der Berufserfahrung, Deutschkenntnissen und frühestem Arbeitsbeginn frage, erspare ich mir und dem Bewerber viel Zeit im Bewerbungsprozess", erklären die Recruiting-Experten. Auch sollte das weitere Bewerbungsverfahren so einfach wie möglich ablaufen: Wenn etwa schon im vorgeschalteten Imagefilm klar wird, wer der genaue Ansprechpartner und was die erforderliche Qualifikation ist, kann dies zu einer Zunahme an passenden Bewerbungen führen.
4. Omnipräsenz schaffen
Viele unterschätzen zudem die Dauer der Entscheidungsfindung bei den meisten Arbeitnehmern. Im Gegenteil würden aller Erfahrung nach die meisten 6 bis 18 Monate benötigen, bis sie sich tatsächlich zu einer Bewerbung bei einem anderen Arbeitgeber entschließen. "Wenn Unternehmen hier dauerhaft in den sozialen Medien und anderen Kanälen präsent sind, können sie langfristig Einfluss auf die Entscheidungsprozesse der Fachkräfte in der Region nehmen", erklärt Johann Peters. Auch schafft man durch eine gewisse Omnipräsenz bereits Anknüpfungspunkte für Arbeitnehmer, die möglicherweise erst in der Zukunft allmählich einen Wechselwunsch entwickeln werden.
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