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Böser Brief von der privaten Krankenkasse (kurz PKV)? Wie sich Versicherte vor Beitragserhöhungen schützen können
Lippstadt (ots)
Die Kosten explodieren derzeit überall - und das, obwohl viele Deutsche sparen wollen oder müssen. Umso ärgerlicher, wenn dann noch ein Brief von der Krankenkasse mit einer Beitragserhöhung auf dem Tisch liegt. Davon sind viele Privatversicherte nahezu jedes Jahr betroffen. Vor allem Rentner trifft es hart. Große Teile ihrer Rente gehen für die Beiträge der PKV drauf.
"Viele Leute nehmen diese Erhöhungen stillschweigend hin. Dabei gibt es eine Menge Möglichkeiten, sie zu umgehen", verraten Christian Solmecke und Dieter Homburg. Solmecke ist als Anwalt darauf spezialisiert, für seine Mandanten zu viel gezahlte Beiträge der letzten Jahre zurückzufordern. Das ist deswegen möglich, weil zuletzt viele Beitragserhöhungsschreiben nicht den gesetzlichen Vorgaben genügt haben. So konnte er bereits über 1.000 PKV Versicherten im Schnitt 3.500 Euro zurückholen. Homburg weiß zudem genau, wie sich auch der zukünftige Beitrag dauerhaft senken lässt. Gerne erklären die beiden Experten in diesem Ratgeber, welche Möglichkeiten jeder ausschöpfen kann, wenn die Beitragserhöhung ins Haus flattert.
Überprüfen, ob ein Anspruch auf Beitragsrückzahlungen besteht
Immer wieder waren Beitragserhöhungsschreiben in der Vergangenheit unwirksam. Der Grund hierfür: diverse Formfehler. Wer derzeit einen Brief von seiner privaten Krankenkasse erhält, sollte also genau hinsehen. Es kann nämlich sein, dass sich ein Rückzahlungsanspruch aufgrund unrechtmäßig durchgeführter Beitragserhöhungen ergibt. Laien sollten sich für diese Prüfung professionelle Unterstützung durch eine spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei sichern.
Vorausschauend in einen besseren Tarif wechseln
Wer schon mehr als 10 Jahre bei einer privaten Krankenversicherung versichert ist, sollte den Krankenversicherer nicht mehr wechseln - denn dabei gehen zu viele Vorteile verloren. Allerdings ist es jederzeit möglich, innerhalb der eigenen Versicherung den gewählten Tarif zu tauschen. Hat die Versicherung also längst neue Tarife mit ähnlichen Leistungen und weniger Beitrag aufgelegt, kann man per Gesetz dahin wechseln und sparen. Das geht sogar mit Vorerkrankungen und in jedem Alter. Dabei ist es jedoch wichtig, auch das Kleingedruckte eines jeden Tarifes detailliert zu lesen, um keine Fehler auf Kosten der eigenen Gesundheitsversorgung zu machen, erklärt Dieter Homburg. Zuletzt hat er über 4.000 Policen geprüft und den Leuten im Schnitt 2.000 Euro an Beitrag pro Jahr gespart.
Den Standardtarif für Rentner nur als Notlösung in Erwägung ziehen
Wer bereits vor 2009 privat krankenversichert war, kann im Alter oder bei finanziellen Schwierigkeiten in den Standardtarif für Rentner wechseln. Dieser kann deutlich günstiger als der jetzige Tarif sein, weil er lediglich die gesetzlichen Leistungen umfasst. Meistens lohnt es sich erstmal zu prüfen, ob die Versicherung nicht noch einen vergleichbaren Tarif, den man jetzt hat, mit ähnlich guten Leistungen für weniger Beitrag anbietet.
Um sich das Recht auf den Wechsel in den Standardtarif für Rentner zu sichern, ist jedoch ein wesentlicher Punkt zu beachten: Man muss den Tarif vor 2009 abgeschlossen haben und darf nicht nachträglich in einen Unisex-Tarif, den es seit 2013 gibt, gewechselt haben. Ansonsten kann man nur in den sogenannten Basistarif wechseln. Der hat auch lediglich gesetzliche Leistungen, ist aber weit teurer als der Standardtarif der Rentner.
Rücklagen bilden und Steueroptimierungen ausschöpfen
Privat Versicherte sparen oft deutlich an Beiträgen gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung. Dort liegt der Höchstbeitrag in 2023 schon bei bis zu 972 Euro im Monat. Wohingegen viele Privatversicherte deutlich weniger bezahlen. Diese Ersparnis gilt es im besten Fall konsequent zurückzulegen. Dabei können insbesondere PKV-Neueinsteiger und Versicherte, die noch viele Jahre bis zur Rente haben, profitieren. Denn sie können noch besonders viel Zusatzvermögen bis zur Rente aufbauen. Wenn sich PKV-Neueinsteiger auch obendrein für einen nachweislich beitragsstabilen Versicherer entscheiden, bleibt der gute Gesundheitsschutz somit bis ins hohe Alter bezahlbar. Allerdings müssen Zahlen und Fakten die Grundlage der Bewertung bilden - hochtrabende Werbeversprechen sind zu ignorieren.
Darüber hinaus können Selbstständige und Freiberufler ihre Steuerlast enorm senken, wenn sie ihre Versicherungsbeiträge auf bis zu drei Jahre im Voraus begleichen. Ein alleiniger Bezahler darf nämlich Sonderausgaben in Höhe von 2.800 Euro jährlich geltend machen. Über drei Jahre hinweg kann er so insgesamt 8.400 Euro absetzen. Es ist jedoch zu beachten, dass die eigene Krankenversicherung zu den Sonderausgaben hinzugerechnet wird. Zahlt man also Jahr für Jahr den Beitrag, kann man keine weiteren Versicherungen steuerlich absetzen - Ausnahme: betriebliche Versicherungen.
Deswegen ist die Vorauszahlung der PKV Beiträge oftmals sehr vorteilhaft. Wenn die Rahmenbedingungen passen, können Vorauszahler mit einem Grenzsteuersatz von 45 Prozent mit einer Steuererstattung in Höhe von 3.780 Euro rechnen. Das gilt es in jedem Fall mit dem Steuerberater vorher abzuklären. Offensichtlich ist in jedem Fall, dass Privatversicherte viele Möglichkeiten haben gutes Geld zu sparen oder zurückzubekommen.
Über Dieter Homburg:
Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches "Altersvorsorge für Dummies". Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. In den vergangenen 20 Jahren half er bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei, Kosten in Höhe von mehr als 100.000 Euro für ihre Krankenversicherungen und die Altersvorsorge einzusparen. Mehr Informationen unter: https://www.dieterhomburg.de/altersvorsorge/
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