Erkenne die Pfeifen - Mr. Planlos und sein Werk
Wittlich (ots)
Als Handwerker findet man sie in den Unterlagen fast jeder öffentlichen Ausschreibung: Katastrophale Leistungsverzeichnisse, die scheinbar per Copy/Paste zusammengestellt und schnell auf den Markt geworfen wurden. Für den Handwerker sind solche LVs eine Risikofalle, weil sie kaum auskömmlich kalkulierbar sind. Wer aber ist verantwortlich für solche Ausschreibungsunterlagen? Andreas Scheibe kennt den Autor solcher Katastrophen-LVs: Er heißt Mr. Planlos und lauert leider hinter fast jeder Planungsbüro-Ecke.
Man muss ein paar Zusammenhänge verstehen, wenn man erkennen will, wo die großen Probleme der Baubranche liegen. Der Bauherr hat einen individuellen Vertrag mit dem Architekten und er hat einen individuellen Vertrag mit dem Fachplaner, der seine Arbeit auf die des Architekten aufbaut. Ein Vertragsverhältnis zwischen Architekten und Planer gibt es jedoch nicht. Das Einzige, was die beiden höchstens verbindet, ist miese Laune. Regelmäßig hassen sie sich sogar. Denn der Architekt zeichnet gerne Luftschlösser, die der Planer gar nicht ausplanen kann. Hinzukommt, dass Bauherren schnell mal leichtfertig verfrüht ausschreiben lassen, um Fristen einhalten oder Zuschüsse einsacken zu können. Jetzt wurde also der Auftrag noch nicht mal vergeben, aber der Murks ist trotzdem schon perfekt.
Jetzt kommt als Vierter im Bunde der Handwerker hinzu, der auch nur ein Vertragsverhältnis ausschließlich mit dem AG hat. Kurz um: Architekt, Planer und Handwerker haben grundsätzlich nichts miteinander zu tun! Alles läuft über den AG!
Weil nun Architekt und Fachplaner gemeinsam so schlechte Ergebnisse erzielt haben, bleibt nur der Handwerker, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und der wird auch gerne aus allen Richtungen belastet, um die Fehler aus dem Planungsprozess zu beheben. Achtung! Erster Hinweis auf Mister Planlos! So sieht die Situation also aus.
Jetzt bekommt der Handwerker nach Auftragserteilung Ausführungsunterlagen zugeschickt, die meistens völlig undurchsichtig, mangelhaft und unvollständig sind. Das war in der Ausschreibung auch schon abzusehen. Jetzt sofort mit dem Bau zu starten, nach bestem Wissen und Gewissen, ist einer der größten Fehler, die ein Handwerker begehen kann. Mit der technischen Prüfung der Unterlagen aus dem Planungsbüro folgt meist nämlich zunächst nur eines, und zwar die erste Behinderungsanzeige. Wer also hier nicht den ersten Riegel vorschiebt und dem Bauherren und auch dem planlosen Planer zeigt, welches Qualitätsniveau das Projekt tatsächlich verlangt, der rennt los und reißt alle anderen mit ins Verderben.
Mister Planlos zeichnet sich also als Erstes vorwiegend durch mangelhafte Arbeit aus. Grundrisse sind zum Beispiel noch lange nicht ausreichend für die ordnungsgemäße Montage von Heizkörpern in einer Schule. Ein guter Handwerker würde das sicherlich schon hingemodelt bekommen, schließlich sind die wenigsten Handwerker völlige Vollpfosten in ihrem Gewerk. Aber Profi geht anders! Gebaut wird nur nach gutem Plan.
Wenn Mister Planlos dann wirklich noch wörtlich am Telefon zum Ausführenden sagt: "Finde dich bitte vor Ort zurecht, du bist der Fachmann!", dann sollten so langsam die Alarmglocken schellen. Denn jetzt schiebt der Planer seinen Job ganz offensichtlich zu euch. Aus welchen Gründen auch immer. Verlangt Ihr als Handwerker daraufhin fordernd, aber freundlich, der Planer möge bitte ordentliche Pläne mit Durchbrüchen, Details, Schnitten und Berechnungen schicken, dann zeigt sich erneut, mit wem ihr es wirklich zu tun habt. Ich kenne Fälle, in denen es nach wiederholten Fehleranalysen der Pläne so weit kam, dass der Planer den Handwerker gebeten hat, die Pläne selbst zu erstellen, weil er es nicht hinbekam. Da ist er also: Mister Planlos in all seiner Pracht.
Natürlich haben es Planer teilweise nicht leicht, schließlich haben sie einen ahnungslosen Bauherren und einen chaotischen Architekten als Partner. Obendrauf kommen fehlende Rekrutierungsmaßnahmen für Nachwuchs, fehlendes Wissen darüber, was sie eigentlich liefern müssen (Stichwort VDI 6026) und an den internen Prozessen fehlt es meist auch an allen Ecken. Und ganz dicke kommt es, wenn Mister Planlos dann auch noch unfreundlich und arrogant ist. Diese Art der Planer nimmt zu und macht uns Handwerkern das Leben immer schwerer und schwerer. Seid also wachsam, handelt klug und lernt Mister Planlos zu bewältigen, ihn zu spielen und trotz aller Widrigkeiten trotzdem zum Werkerfolg zu kommen. Das ist das höchste Ziel. Wer sich diesem nicht verschreibt, kann meinetwegen auch gleich im Bett liegen bleiben. Wer allerdings zu den Fitten und Wachen der Branche zählt, findet unter www.continu-ing.com Wege, sich in Zeiten von Preissteigerungen, Lieferverzögerungen und natürlich dem allseits lauernden Mister Planlos zu behaupten und sein Geschäft stabil und widerstandsfähig zu machen.
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