Erneute Verzögerung beim Bauprojekt Oderbrücke - Experte verrät 5 Gründe, warum es immer wieder zu Baustopps kommt
Wittlich (ots)
Die Eröffnung der Oderbrücke verzögert sich erneut - ursprünglich sollten die Bauarbeiten Ende 2023 fertiggestellt werden. Jetzt heißt es, dass eine Inbetriebnahme vor dem Sommer 2024 undenkbar ist. Die erneute Verzögerung beim Bauprojekt Oderbrücke ist bedauerlich, aber nicht unüblich und stellt Unternehmen immer wieder vor massive finanzielle Herausforderungen. Doch es liegt auch an den Unternehmen selbst, mit ein paar einfachen Maßnahmen vorzubeugen. Wie das funktioniert, beleuchtet dieser Artikel.
5 Hauptfaktoren für Verzögerungen bei Bauprojekten
Im Rahmen von Bauprojekten kommt es aus einer Vielzahl von Gründen immer wieder zu Unterbrechungen, die den Fortschritt erheblich beeinträchtigen können. Zu den Hauptfaktoren, die zu Baustopps führen, zählen dabei 5 Hauptfaktoren:
1. Grund: Unzureichende Planung
Die Bedeutung einer gründlichen und fehlerfreien Planung im Bauwesen kann nicht genug betont werden. Laut der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) bildet sie die Grundlage für die erfolgreiche Durchführung von Bauarbeiten. Unzureichende Planung führt nicht nur zu zeitlichen Verzögerungen, sondern birgt auch das Risiko von Baumängeln, die nach Fertigstellung des Projekts erhebliche finanzielle und rechtliche Konsequenzen haben können.
Für Handwerker bedeutet der Beginn von Arbeiten ohne eine solide Planungsgrundlage, dass sie für etwaige Mängel oder Verzögerungen, die aufgrund unvollständiger oder fehlerhafter Planungsunterlagen entstehen, haftbar gemacht werden können. Es ist deshalb empfehlenswert, die Ausführungsunterlagen so lange einzufordern, bis sie in angemessener Qualität vorliegen. Auch ist es entscheidend, Verzögerungen aufgrund fehlender Planungsdokumente offiziell zu melden. Auf diese Weise schützen sich Handwerker vor ungerechtfertigten Haftungsansprüchen.
2. Grund: Ausbleibende Entscheidungen des Auftraggebers
Die Erstellung der Ausführungsunterlagen ist ein kritischer Schritt in der Planungsphase eines Bauprojekts, der eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn und den ausführenden Unternehmen erfordert. Die Dokumente enthalten detaillierte Informationen über Materialien, Design oder technische Aspekte, die für die Realisierung des Projekts notwendig sind. Umso wichtiger sind zügige Entscheidungen der Bauherren. Genau an dieser Stelle hakt es allerdings - zum einen, weil die Bedeutung unterschätzt wird und zum anderen, weil viele Bauherren Angst haben, Fehler zu machen.
Hinzu kommt, dass vor allem Entscheidungen im öffentlichen Sektor aufgrund bürokratischer Abläufe länger dauern. Fehlende Entscheidungen bremsen Projekte stark aus und wirken sich auch auf die Kosten aus. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sollten klare Fristen für Entscheidungen festgelegt und im Projektzeitplan verankert werden. Auch eine offene, transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist das A und O für den Erfolg des Bauprojekts.
3. Grund: Unfertige Vorarbeiten
Sind vorbereitende Arbeiten noch nicht abgeschlossen, können nachfolgende Gewerke nicht wie geplant beginnen. Gemeint sind unter anderem Vorarbeiten wie der Rohbau, die Errichtung tragender Strukturen oder die Vorbereitung der Infrastruktur für Versorgungsleitungen. Stockt es schon bei fundamentalen Bauarbeiten, dann kann beispielsweise der Heizungsbauer nicht mit der Arbeit beginnen und auch der Fensterbauer wartet auf seinen Einsatz.
Das führt zu einem Dominoeffekt, bei dem sich Verzögerungen durch das gesamte Projekt ziehen. Außerdem treibt die Bauzeitverzögerung die Kosten des Projekts erheblich in die Höhe. Vertragsstrafen oder zusätzliche Mietkosten für Baugeräte sind nur zwei mögliche finanzielle Konsequenzen. Um derartige Verzögerungen zu minimieren, ist ein detaillierter und realistischer Bauzeitenplan vonnöten, der regelmäßig aktualisiert wird.
4. Grund: Fehlende Koordination und Bauzeitenpläne
Gerade dem Bauzeitenplan schenken viele Beteiligte jedoch zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei stellt er die grundlegende Säule für den Erfolg von Bauprojekten dar. Eine mangelnde Koordination und unzureichende Bauzeitenpläne können zu erheblichen Verzögerungen führen. Denn jedes Gewerk baut auf den Ergebnissen des vorherigen auf und ohne eine klare Planung können sich Wartezeiten und Konflikte zwischen den beteiligten Teams ergeben.
Die Folgen sind unter anderem Überschneidungen im Arbeitsablauf, bei denen mehrere Gewerke gleichzeitig am selben Ort arbeiten müssen. Eine schlechte Planung kann auch dazu führen, dass Materialien oder Ausrüstungen nicht rechtzeitig vor Ort sind, was wiederum die Arbeit anderer Gewerke verzögert. Nicht zuletzt führt eine schlechte Planung fast immer zur Überschreitung des Budgets. Die Erstellung der Bauzeitenpläne und ihre Aktualisierung ist zwar keine leichte Aufgabe, aber eine der essenziellsten auf dem Bau - ihr sollte somit eine große Bedeutung zukommen.
5. Grund: Bauzeitverschiebungen als Norm
In den meisten Bauprojekten sind Verschiebungen der Bauzeit mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Handwerker haben allerdings die Möglichkeit, sich diese Zeitverschiebungen vergüten zu lassen. Wichtig ist in dem Fall eine sorgfältige Dokumentation der Ursachen und daraus resultierenden Kosten. Sollte der Bauherr seinen Pflichten nicht nachkommen, können Handwerker unter bestimmten Umständen auch einen Baustopp verhängen oder sogar den Vertrag kündigen.
Diese Maßnahmen sollten jedoch nicht zur Gewohnheit werden, denn sie belasten die Beziehung zwischen Auftraggeber und ausführenden Unternehmen langfristig. Genau aus diesem Grund muss in der Branche ein Umdenken stattfinden. Es geht darum, Lösungen zu finden und den Fokus auf eine einwandfreie Planung, klare Kommunikation und reibungslose Bauabläufe zu legen.
Über Andreas Scheibe:
Andreas Scheibe ist geschäftsführender Gesellschafter mehrerer Unternehmen in der Baubranche und Gründer der Continu-ING GmbH aus Wittlich, einer Unternehmensberatung, die auf echte Lösungen für Handwerksunternehmen fokussiert ist. Er konnte schon zahlreiche Handwerksunternehmen dabei unterstützen, Verlustprojekten den Rücken zu kehren und Sicherheit in Bauabläufen zu erlangen. Die Mission von Andreas Scheibe und Continu-ING ist, das Handwerk zu neuer Stärke zu führen und Handwerkern zu helfen, Bauprojekte endlich stressfreier und profitabler durchzuführen. Mehr Informationen dazu unter: https://www.continu-ing.com/
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