Studie: Energiepreise in Europa auch weiterhin unter starkem Deregulierungseinfluss
Strom-Gas Konvergenz bringt noch keine Effekte
Berlin/Paris (ots)
Die fortschreitende Öffnung der Energiemärkte in Europa hält die Preise weiter unter Druck. So sanken die Großhandelspreise für Strom in Deutschland seit Anbeginn der Liberalisierung um mehr als 40 Prozent. Allerdings spielen inzwischen weitere Faktoren in fast oder vollständig liberalisierten Märkten eine größere Rolle. Vor allem die Frage der Versorgungssicherheit wird im kommenden Winter 2003/2004 die Preisgestaltung beeinflussen. Schon im Sommer waren Lieferproblemen und Blackouts aufgrund ungewöhnlicher klimatischer Bedingungen zu verzeichnen, die auch in der nahen Zukunft wieder auftreten können. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe des European Energy Markets Deregulation Observatory von Cap Gemini Ernst & Young.
In den skandinavischen Ländern kam es bedingt durch wenig Regen zu einem Leistungsrückgang bei den Wasserkraftwerken, was sowohl zu einer Ausweitung des Stromimports als auch zu merklichen Preiserhöhungen führte. In Großbritannien hingegen führten neue Handelsarrangements zu Überkapazitäten und damit sinkenden Preisen. Entsprechend den jeweiligen Bedingungen reagierten die Energielieferanten in den deregulierten Märkten beispielsweise durch die intensive Nutzung von temporären Kraftwerksreserven oder eben auch durch endgültigen Kapazitätsabbau. "Das freie Spiel der Kräfte zwischen Angebot und Nachfrage befindet sich noch in einer Lernphase", erläutert Bernd Wöllner, Principal Energy & Utilities bei Cap Gemini Ernst & Young Zentraleuropa. "Betrachtet man jedoch die Blackouts des Sommers, so wird klar, dass den Unternehmen bei der Preisgestaltung auch unter deregulierten Bedingungen noch eine adäquate Marge bleiben muss, um das hohe Maß an Versorgungssicherheit in Europa zu erhalten. Zum ersten Mal werden damit Anzeichen sichtbar, dass dies die Preise für Energie in der Zukunft beeinflussen wird."
Strom-Gas-Konvergenzen eröffnen neue Chancen
Die zunehmende Annäherung von Gas und Strom sowohl bei der Erzeugung als auch beim Handel erzeugt eine interessante Dynamik. Trotzdem bleibt es ein früher Trend, der derzeit noch von anderen Faktoren überlagert wird. So ist Gas eine internationale Handelsware mit einer noch engen Ölpreisbindung. Die Herausforderung für neue Marktteilnehmer liegt vielmehr im Sicherstellen der Pipeline- Kapazität und Managen der Transportlogistik. Die Erfordernisse an Harmonisierung rund um den Zugriff von Drittparteien sind sehr hoch, um die Schwankungsbreiten zu reduzieren, mit denen die Transporteure derzeit zu kämpfen haben.
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