Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.
M+E-Kunst: Fotos aus der Arbeitswelt
Industriearbeiter-Porträts in Kassel
Kassel (ots)
Industriearbeiter zeigt eine außergewöhnliche Fotoausstellung, die der M+E-Arbeitgeberverband Nordhessen initiiert und maßgeblich gefördert hat. Der Kasseler Fotograf Dieter Schwerdtle hat über 170 Porträts von Mitarbeitern aus 25 nordhessischen M+E-Betrieben erstellt.
Die Darstellungen sind lebensgroß und beeindruckend: Im Format 1,70 x 1,00 Meter hat der Fotograf Dieter Schwerdtle seine 25 Abzüge für die Ausstellung "Bei der Arbeit - Industriearbeiter-Porträts aus Nordhessen" angelegt. Es ist aber nicht nur die Größe, die den Fotos etwas ganz Besonderes gibt. "Der entscheidende Aspekt, so Dieter Schwerdtle, "liegt in ihrer Absichtslosigkeit. Es wird keine Botschaft, keine Ideologie, keine Weltanschauung verkauft. Die Arbeiter auf den Bildern stehen für keine Idee (wie in politischen Programmen), sie stehen für kein Produkt (wie in der Werbung), sie stehen auch nicht primär für die Firma, in der sie arbeiten. Sie stehen für das, was sie im Moment der Aufnahme sind - individuelle Arbeiter."
Der renommierte Kasseler Fotograf hat während einer siebenmonatigen Tour durch die Fertigungs-Bereiche von 25 nordhessischen M+E-Betrieben über 170 Porträts von Industriearbeitern erstellt. Mit Unterstützung des Arbeitgeberverbandes konnte er dabei auch in Produktionsstätten fotografieren, wo es normalerweise absolut verboten ist.
Dass Schwerdtle eine beeindruckende authentische Widergabe gelang, liegt an seiner Herangehensweise, verbunden mit einfachster Ausrüstung: Eine mitgebrachte Wand als neutraler Hintergrund, direkt am Arbeitsplatz aufgebaut, dazu eine kleine Lampe und eine Mittelformat-Kamera. Es gab keinerlei Casting, nur eine kurze Bitte um Mitwirkung. Nach zwei, drei Minuten und maximal drei Belichtungen war es geschafft. Anweisung wie "bitte recht freundlich" oder "halten Sie die rechte Hand etwas höher" gab es nicht. "Meine Porträts gehen vom Tatsächlichen aus", so Schwerdtle, "sie täuschen nicht, also können sie auch nicht enttäuschen. Es geht nicht um Sensation und Life-Style, sondern um das Wirkliche im Alltäglichen."
Das Kasseler Publikum wusste die Arbeiten zu schätzen. "Während der vierwöchigen Ausstellung", so Verbandssprecher Achim Schnyder, "kamen über 1.000 Besucher. Damit lagen wir weit über den Erwartungen." Im Rahmen der Ausstellung wurden zudem drei Foren durchgeführt, die sich mit der Beziehung Kultur und Wirtschaft auseinandersetzten. Die 25 Exponate können nach Auskunft von Schnyder im Übrigen bundesweit für Ausstellungen ausgeliehen werden. Ein Museum in Hanau hat bereits Interesse bekundet. Der Ausstellungs-Katalog enthält eine Darstellung aller 170 Portraits.
Mit dieser Ausstellung knüpft der Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen in Nordhessen an sein langjähriges Engagement im Bereich der Industriekultur an. Projekte wie das Industriefilm-Festival, Kunstwettbewerbe oder der Workshop Metallmusik für Behinderte sind nur einige Beispiele. Der Arbeitgeberverband möchte so auch einen konkreten Beitrag für die Bewerbung der Stadt Kassel als Europäische Kulturhauptstadt 2010 leisten.
Aus Sicht der M+E-Arbeitgeber soll die Ausstellung deutlich machen, dass es die Industriearbeiter in Nordhessen noch gibt. "Der klassische Industriearbeiter", so Petra Hülshorst, Vorsitzende der Bezirksgruppe Nordhessen, "ist nicht vom Aussterben bedroht, obwohl die Diskussion zur Globalisierung Gegenteiliges vermuten lässt." Viel zu sehr sei über Deutschland als Dienstleistungsland oder über die neuen Berufe in der IT-Branche berichtet worden. Die Industriearbeit sei dadurch in der Öffentlichkeit etwas ins Hintertreffen geraten.
Dabei ist die Wirtschaft Nordhessens seit jeher geprägt durch die Metall- und Elektro-Industrie. Dies deutlich zu zeigen und den Stellenwert von Arbeit in der Industrie sichtbar und öffentlich zu machen ist ein Anliegen der Ausstellung. "Schließlich", so Petra Hülshorst, "steht jeder der abgebildeten Industriearbeiter für Wertschöpfung in unserer Region."
Eng damit verbunden sind die Bemühungen des Verbandes, den Nachwuchs an Fachkräften in Nordhessen zu sichern. Die Verantwortlichen im Verband wollten den jungen Menschen auch mit Hilfe der Ausstellung zeigen, dass Arbeit in der Industrie Nordhessens Zukunft hat.
"Besonders vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung unserer Region betrachten wir es als dringend notwendig", so Petra Hülshorst, "der Jugend eine berufliche Perspektive in Nordhessen zu eröffnen und die zunehmende Abwanderung zu verhindern. Wir haben deswegen Schüler und Lehrer in ganz Nordhessen eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Ihnen sollte vermittelt werden, dass Arbeit stets mit Ausbildung und Ausbildung immer etwas mit Bildung zu tun hat."
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