Studie: Smarte Technologien als Rettungsanker für den Standort Deutschland?
Kronberg/Taunus (ots)
60 Prozent der Unternehmen erwägen, Produktion oder Teile davon ins Ausland zu verlagern - 92 Prozent prüfen, Prozesse und Abläufe durch Technologien zu optimieren.
Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit steigern: Deutsche Unternehmen sehen den Einsatz von Digitalisierung und KI zur Optimierung der Effizienz und zur Senkung des Energieverbrauchs als effektiver an als Offshoring. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Statista im Auftrag von Avanade durchgeführt hat.
Eine beträchtliche Anzahl deutscher Unternehmen plant gemäß der Erhebung, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Die Gründe sind unter anderem Kosten und die Sicherheit der Energieversorgung. Laut der Studie, erwägen fast zwei von drei Befragten (60 Prozent), ihre Produktion oder Teile davon in andere Länder zu verlegen. Als wichtigste Offshoring-Ziele nannten hiesige Hersteller mit jeweils 30 Prozent west- und osteuropäische Länder. Es folgen Asien mit 18 Prozent, die USA und Kanada mit 16 Prozent sowie Südamerika mit sechs Prozent. Für lediglich vier Prozent käme der afrikanische Wirtschaftsraum in Frage.
Auch nach den Erfahrungen der Pandemie samt den resultierenden Herausforderungen hinsichtlich der Lieferketten hat jedoch nur ein Prozent der befragten Unternehmen ihre Produktionsaktivitäten bereits verlagert; etliche überdenken derzeit, ob dies der beste Weg ist, um Risiken rund um das eigene Geschäft zu verringern. Die Relevanz der Supply-Chain-Thematik belegen die Zahlen: Fast 90 Prozent der befragten Hersteller sind bei wichtigen Materialien oder Komponenten auf Zulieferer aus Übersee angewiesen. Seit der Covid-19-Pandemie sind sie gezwungen, Bezugsquellen für Waren zu wechseln, unter anderem wegen geopolitischer Konflikte:
- 52 Prozent waren oder sind von solchen Krisen stark betroffen;
- 42 Prozent spüren die Auswirkungen, aber sie sind nicht besonders ausgeprägt;
- Nur sieben Prozent fühlen sich völlig unbeeinflusst.
- 80 Prozent der Unternehmen haben mindestens einen Standort außerhalb Deutschlands
Optimieren statt verlagern - und dabei ökologischer werden
Dabei möchten Unternehmen durchaus in Deutschland bleiben, wenn es um ihre Kernaktivitäten bei Fertigung und Montage geht. Sie sehen in den Chancen der Digitalisierung den wichtigsten Weg zu mehr Kosteneffizienz und Risikominimierung:
- 92 Prozent der Befragten prüfen, wie sie ihre eigenen Prozesse und Abläufe durch intelligente Technologien wie Digitalisierung und Automatisierung optimieren können.
- Nur 6 Prozent gaben an, dass derartige Maßnahmen nicht auf der Agenda stehen
- Zwei Prozent sind sich noch unsicher.
Mit 49 Prozent stehen Cloud-Projekte an erster Stelle der Planungen, gefolgt von solchen zur Messung und Senkung des Energieverbrauchs (42 Prozent). Aktivitäten rund um das Internet of Things (IoT) folgen vor Big-Data-Vorhaben (32 Prozent). Robotik und Automatisierung (30 Prozent) stehen an vierter Stelle der Maßnahmen. Danach folgen die robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA) und bereits künstliche Intelligenz (KI) mit jeweils 29 Prozent.
Digital Twin, KI & Co nutzen
Innovationen rund um die verbesserte Nutzung von Daten sowie digitaler Zwillinge werden gerade bei der Reduzierung des Energieverbrauchs eine wichtige Rolle spielen, um CO2-Emissionen und Kosten gleichermaßen zu senken. Standarddatenmodelle werden dazu beitragen, alle relevanten Daten von Fertigungsprozessen auf Maschinen-, Linien-, Werks- sowie regionaler und globaler Ebene zu erfassen; im Anschluss werden diese in den jeweils passenden Kontext gesetzt und mithilfe digitaler Zwillinge verwertet.
"Unternehmen sind wegen solcher Chancen durchaus daran interessiert, am Standort Deutschland festzuhalten. Zwei Dinge sind dabei entscheidend: erstens eine datenbasierte betriebliche Intelligenz. Sie kann durch die Kontextualisierung von Produktionsdaten über Maschinen, Produktionslinien und Anlagen sowie durch digitale Zwillinge erlangt werden. Zweitens können KI und Automatisierung helfen, diese Erkenntnisse zu nutzen", sagt Stefan Smolka, Geschäftsführer der Avanade Deutschland GmbH. "Dabei ist wichtig: Wir müssen als Wirtschaft schneller und agiler werden. Die Zeit der Konzepte ist vorbei. Wichtig ist, dass die Unternehmen dafür verlässliche Rahmenbedingungen erhalten."
Methodik
Für die Durchführung der Studie hat die Statista GmbH im Auftrag Avanades in der zweiten Jahreshälfte 2023 Führungskräfte - CEOs sowie Bereichs-, Abteilungs- und Teamleiter - von insgesamt 450 Unternehmen aus Deutschland befragt. Über die Hälfte der Firmen erzielt einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro und beschäftigt über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die Stichprobe wurden Unternehmen der Branchen Automotive, Maschinenbau, Informationstechnologie, Konsumgüter und verarbeitendes Gewerbe ausgewählt.
Pressekontakt:
Stephan Wild
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