Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz
Wildschwein"plage" oder Wildschweinzucht?
VIER PFOTEN: Hausgemachte Probleme endlich an der Wurzel packen
Hamburg (ots)
"Wenn immer mehr Wildtiere geschossen werden, weil es immer mehr gibt, müssen dann noch mehr geschossen werden, damit es weniger werden?" Diese provokante Frage stellte der Wiener Zoologe Dr. Wolfgang Scherzinger bereits 1995 in seinem Buch "Naturschutz im Wald" (Ulmer). Auch bei jeder Jägertagung ist die jährlich höhere - seit langem unnatürliche - Wilddichte, die für einen Dauerkonflikt zwischen Forst und Jagd sorgt, ein heftig diskutiertes Thema.
Es mangelt jedoch am Willen zur Ursachenbekämpfung: denn erst ein hoher Wildbestand garantiert dem Jäger die gewünschten zahlreichen Abschüsse. Dazu ist die irreführend als "Hege" bezeichnete Zucht durch Fütterung nötig - bei Wildschweinen mit tonnenweise fruchtbarkeitssteigerndem Mais. Damit Revierinvestitionen sich rentieren, verkaufen Jäger immer öfter Abschüsse an betuchte Kundschaft. "Und die meist nicht gerade treffsicheren Hobbyjäger schießen auf alles, was ihnen vor die Flinte gestellt oder getrieben wird", so VIER PFOTEN Geschäftsführerin Johanna Stadler. "Dies schließt auch Muttertiere und sogar Leittiere mit ein, wodurch zusätzlich die Fortpflanzung angekurbelt wird, da die führungslosen Jungtiere dadurch schneller ins geschlechtsreife Alter kommen.
Eine Einbremsung der Schießwut ist also längst überfällig, denn es gibt wegen der Jagd ohnehin schon lange keine natürlich gewachsenen, gesunden Rottenstrukturen mit allen Altersstufen mehr. "Jäger wissen einfach nicht, was sie damit anrichten oder es ist ihnen egal", ist Stadler erzürnt. "Bei so beeindruckenden Tieren wie Wildschweinen von einer Plage zu sprechen, spricht auch für den Egoismus der Jäger, die mit solchen Meldungen die Aufhebung sämtlicher Tötungsbeschränkungen erreichen wollen."
Wildschweine sind übrigens wahrscheinlich intelligenter als Hunde. Sie sind normalerweise tagaktiv und streifen friedlich auf der Suche nach Futter durch den Wald. Die Jagd hat sie vielerorts in die Nachtaktivität getrieben und die massive Fütterung führt zu regelrechter Massentierhaltung im Wald, was an den Böden im Umkreis der Futterplätze leicht zu erkennen ist.
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