Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz
Tierschutz zum Martinstag: Wie Verbraucher Gänse aus tierfeindlicher Intensivhaltung meiden können
Hamburg (ots)
Der Gänsebraten ist in Deutschland traditionell zum Martinstag im November und zu Weihnachten beliebt. Die stark saisonale Nachfrage kann durch heimische Erzeugung nicht gedeckt werden. Im vergangenen Jahr stammten nur 13 Prozent aller Gänse aus Deutschland. Die meisten Tiere, die in Deutschland auf den Teller kamen, wurden aus Ungarn und Polen importiert. VIER PFOTEN fordert die Verbraucher auf, beim Kauf von Gänsen auf die Kennzeichnung zu achten und Tierschutzkriterien in die Kaufentscheidung einzubeziehen.
"Verbrauchern, die nicht auf die Martins- oder Weihnachtsgans verzichten möchten, können wir nur deutsche Bio-Gänse aus artgemäßer Tierhaltung empfehlen. Die Tiere wachsen mit ausreichend Platz, regelmäßigem Weidegang und gesundem Futter auf. Sie dürfen nicht gestopft und nicht lebendig gerupft werden. Der Einsatz von Medikamenten ist streng reglementiert", erklärt Dr. Marlene Wartenberg, Geschäftsführerin von VIER PFOTEN.
Empfehlenswert sind in der Regel auch deutsche Gänse aus sogenannter "bäuerlicher Auslaufhaltung" und "bäuerlicher Freilandhaltung". Auch hier bestehen relativ hohe Anforderungen an eine artgemäße Haltung. Viele konventionelle deutsche Betriebe bieten diesen Standard. Hier sollten die Verbraucher die Gans am besten direkt beim Erzeuger kaufen und sich vor Ort über die Haltung informieren.
Polnische Gänse werden oft mit der Zusatzbezeichnung "Hafermastgans" angeboten. Das bedeutet, die Gänse haben während der letzten drei Wochen als Futter täglich mindestens 500 Gramm Hafer bekommen. Polnische Gänse werden häufig auf großflächigen Weiden gehalten und dann ebenfalls mit der Zusatzbezeichnung "bäuerliche Freilandhaltung" angeboten.
Gänse aus Ungarn, die mit "bäuerlicher Freilandhaltung" gekennzeichnet sind, hatten zwar einen Teil ihres Lebens unbegrenzten Weideauslauf, jedoch ist das Stopfen dieser Tiere nicht grundsätzlich verboten. Bei dieser Zwangsmast zur Fettlebergewinnung wird ihnen mehrmals täglich ein langes Stahlrohr durch den Schlund in den Magen eingeführt. Zur Aufnahme des aufgezwungenen Maisbreis wird dabei manchmal mit einer Druckluftpumpe nachgeholfen. Wurden die Gänse gestopft und tragen die Bezeichnungen "Auslaufhaltung", "bäuerliche Auslaufhaltung" oder "bäuerliche Freilandhaltung", muss das Fleisch zusätzlich mit "aus Fettlebererzeugung" gekennzeichnet sein. Ebenso kann es ich bei Gänseteilstücken wie Brust oder Keulen aus Ungarn um Stopfgänse handeln.
Als Tiefkühl-Ware gelangen polnische und ungarische Gänse auch ohne weitere Kennzeichnung in den Handel. Wegen der fehlenden Verbraucherinformationen sollte diese Ware nicht gekauft werden. In Polen ist das Stopfen von Gänsen verboten.
VIER PFOTEN rät ebenso vom Kauf sogenannter "Frühmastgänse" dringend ab. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt und steht häufig für intensive Stallhaltung ohne Weidegang. Dabei werden die Gänse in zehn Wochen mittels konzentriertem Mastfutter auf ihr Schlachtgewicht gebracht. Um den Mastvorgang noch zu beschleunigen und die Gänse zu verstärkter Nahrungsaufnahme zu animieren, wird den Tieren durch Beleuchtung ein künstlicher Tagesrhythmus vorgetäuscht. Jedes Tier hat nur einen halben Quadratmeter Platz. Das entspricht etwa einer Seite einer großformatigen Tageszeitung. Außerdem wird dem Wassergeflügel weder Auslauf noch eine Badegelegenheit geboten.
"Der Namenspatron des Martintages steht in der christlichen Lehre für Barmherzigkeit. Wir rufen alle Verbraucher auf, zum Martinstag bewusste Kaufentscheidungen zu treffen und dabei auch barmherzig mit den Tieren zu sein", sagt Marlene Wartenberg.
Presserückfragen an VIER PFOTEN:
Beate Schüler, Pressesprecherin Tel.: 040/399 249 -66, Mobil: 0170/5 50 82 60 E-Mail: Beate.Schueler@vier-pfoten.de, Internet: http://www.vier-pfoten.de
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