Zunehmende Konflikte im Klassenzimmer - Patrick Decavele von "Wir bewegen Schule" verrät, wie die Schule wieder ein Ort des Wohlfühlens wird
Hamburg (ots)
Die Schule sollte ein Ort der Gemeinschaft sein, an dem Kinder Zusammenhalt und Selbstvertrauen lernen - doch im Schulalltag bleibt das soziale Miteinander oft auf der Strecke. Darunter leiden sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte. Patrick Decavele, der sich intensiv mit Inklusion und Gemeinschaft an Schulen in Deutschland und Österreich befasst, hat mit "Wir bewegen Schule" ein Konzept entwickelt, das Tanzevents und Sozialtraining kombiniert. Damit bringt er mehr Spaß und Bewegung in den Schulalltag und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Wie die Schule wieder ein Ort des Wohlfühlens wird, erfahren Sie hier.
Um eine harmonische Schulgemeinschaft zu schaffen, braucht es gegenseitigen Respekt, ein positives Schulklima sowie zufriedene Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Doch die Realität sieht leider oft anders aus: Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts leiden etwa 30 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer unter chronischem Stress. Die Folge sind nicht selten gesundheitliche Probleme wie Burnout und Schlafstörungen. Der Bildungsreport der Bertelsmann Stiftung benennt administrative Aufgaben, Disziplinprobleme und hohe Erwartungen seitens der Gesellschaft und der Eltern als Hauptursachen für Stress unter Lehrkräften. Diese Faktoren führen zudem zu einer erhöhten Anzahl von Konflikten im Klassenzimmer. Überlastete Lehrkräfte haben weniger Kapazität, um auf die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen und Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Es ist wichtig, dies zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden, um ein unterstützendes und harmonisches Schulumfeld zu schaffen. "Die meisten Lehrkräfte geben sich große Mühe, für Zusammenhalt und Anerkennung zu sorgen, doch sie können die Probleme neben dem Fachunterricht unmöglich umfassend lösen", erklärt Patrick Decavele, Experte für Projektwochen zur Förderung von Bewegung und Zusammenhalt an Schulen in Deutschland und Österreich. "Bei allem Engagement fehlt schlichtweg die Zeit, jedem Kind gerecht zu werden und ihm die Sicherheit zu geben, die es für eine gesunde Entwicklung braucht."
"Die zunehmende Vielfalt in den Klassen, sei es durch unterschiedliche Bildungserfahrungen, kulturelle und sprachliche Vielfalt, macht die Situation oft ebenfalls sehr herausfordernd", fährt der Experte fort. "Dabei liegt gerade in dieser Vielfalt eine große Chance, voneinander zu lernen." Genau das strebt Patrick Decavele mit "Wir bewegen Schule" an: Als ehemaliger Profitänzer ist er seit mehr als 15 Jahren mit seinem Team in Schulen unterwegs, um durch Tanz und Interaktion das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeiten die Tanzcoaches innerhalb einer Woche eine Choreografie, die anschließend bei einem großen Event vor der gesamten Schulgemeinschaft aufgeführt wird. Das Ziel von Patrick Decavele ist es, mit seinem Programm unter anderem das Wohlbefinden der Schülerschaft und der Lehrkräfte zu verbessern. Durch die Kombination aus Tanzevent und Sozialtraining werden zeitgleich die körperliche Aktivität, der Zusammenhalt und das positive Miteinander gefördert. Das trägt auch zu einem gesünderen Arbeitsumfeld bei, in dem es Lehrerinnen und Lehrern leichter fällt, Stress abzubauen. Diverse Lehrkräfte berichten unter anderem von einer verbesserten Stimmung, einer gesteigerten Zufriedenheit und einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl. Kein Wunder, dass sich allein im vergangenen Jahr mehr als 200 Schulen mit insgesamt 35.000 Schülerinnen und Schülern für die Tanzwoche entschieden haben.
Patrick Decavele über die Wirksamkeit seines Programms
Studien belegen, dass Bewegungsprogramme und Sozialinteraktionen das Schulklima und die Lernleistung positiv beeinflussen können. Eine Untersuchung der Universität Leipzig, durchgeführt unter der Leitung von Dr. Michael Fröhlich, ergab beispielsweise, dass Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig an Bewegungs- und Sozialtrainings teilnehmen, signifikant weniger Konflikte haben und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Eine weitere Studie der Universität Bremen, durchgeführt unter der Leitung von Prof. Dr. Petra Schulz, hebt zudem hervor, dass körperliche Aktivität das allgemeine Wohlbefinden und die kognitive Leistungsfähigkeit der Schülerschaft steigert.
"Diese Forschungsergebnisse untermauern die Wirksamkeit unseres Programms", sagt Patrick Decavele. "Außerdem zeigen sie, wie wichtig externe Experten für eine positive Schulentwicklung sind. Mit unserer Kombination aus Tanzevent und Sozialtraining bieten wir eine vielversprechende Lösung für die Herausforderungen des modernen Schulalltags, die dazu beiträgt, dass sich Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte in der Schule wohlfühlen."
Die "drei Gewinner-Regeln"
Um eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer zu schaffen, bieten Patrick Decavele und sein Team verschiedene Methoden an - darunter die "drei Gewinner-Regeln": Spaß haben, Teamwork und aktives Zuhören. Die erste Regel fördert eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer, in der sich alle Beteiligten wohlfühlen und motiviert sind. Das trägt nicht nur zu einem harmonischen Miteinander bei, sondern kann auch dabei helfen, Spannungen zu reduzieren. Der Baustein "Teamwork" betont die Bedeutung von Zusammenhalt, gegenseitiger Hilfe und Kooperation. Schülerinnen und Schüler lernen, gemeinsam an Aufgaben zu arbeiten, was das Gemeinschaftsgefühl stärkt, Konflikte reduziert und das Klassenklima verbessert. Ziel dabei ist es, ein respektvolles Miteinander im Klassenzimmer zu etablieren.
Indem Schülerinnen und Schüler lernen, einander aktiv zuzuhören, ausreden zu lassen und Aufmerksamkeit zu schenken, wird nicht nur die Kommunikation verbessert - diese Regel kann auch dazu beitragen, Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden. So tragen die "drei Gewinner-Regeln" insgesamt zu einer nachhaltigen und positiven Lernumgebung bei, die sowohl die soziale als auch die emotionale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler fördert. "Warum gerade diese drei zentralen Regeln wertvoller sind als bereits bestehende Regeln in der Schule? Sie fokussieren auf das Wesentliche, was die Anwendung erleichtert und die Effektivität erhöht. So bieten sie einen ganzheitlichen Ansatz, der Freude am Lernen, Zusammenarbeit und respektvolle Kommunikation abdeckt, und sind durch ihre Übersichtlichkeit langfristig einfacher zu implementieren und zu verinnerlichen", erläutert Patrick Decavele.
Weitere Methoden und Lösungsansätze bei "Wir bewegen Schule"
"Neben diesen drei Regeln nutzen wir auch weitere Methoden - darunter verschiedene stärkende Fragen, die sogenannte 'warme Dusche' und das 'konstruktive Klima'", erzählt Patrick Decavele.
1. Stärkende Fragen: Sie zielen darauf ab, die Selbstreflexion und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Durch gezielte Fragen wie "Was hat dir heute gutgetan?" oder "Wie kannst du deinen Mitschülerinnen und Mitschülern helfen?" werden respektvolle Dialoge angeregt. Schülerinnen und Schüler lernen so nicht nur, ihre eigenen positiven Erlebnisse zu erkennen und zu artikulieren, sie entwickeln auch Empathie für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Das stärkt das Selbstbewusstsein und etabliert eine Kultur gegenseitigen Respekts.
2. Warme Dusche: Die "warme Dusche" ist ein effektives Werkzeug zur Förderung der Gemeinschaft und des Selbstwertgefühls. Während einer sogenannten "warmen Dusche" geben sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig positive Rückmeldungen. Dabei sitzt jeder Einzelne der Reihe nach in der Mitte und hört, wie die Mitschülerinnen und Mitschüler ehrliche und positive Kommentare äußern. In der Folge wird das Gemeinschaftsgefühl messbar gestärkt und die Wertschätzung und Akzeptanz in der Klasse gefördert.
3. Konstruktives Klima: Hierbei wird gezielt auf das Lob und die Anerkennung kleiner Erfolge gesetzt, ohne dabei Charakterzuschreibungen vorzunehmen. So erhalten Schülerinnen und Schüler regelmäßig positives Feedback zu ihren Tätigkeiten und Verhaltensweisen. Auch das stärkt das Selbstwertgefühl und wirkt sich positiv auf die Gemeinschaft aus. Gleichzeitig wird so eine Umgebung geschaffen, in der negative Einflüsse keinen Platz haben.
All diese Methoden und Lösungsansätze sind nicht nur entscheidend für die Klassendynamik - sie haben auch einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. Schülerinnen und Schüler lernen in einer unterstützenden Umgebung, in der sich ihr Selbstbewusstsein und ihre Sozialkompetenzen gut entwickeln können. Die Lehrkräfte auf der anderen Seite profitieren von einer entspannteren Klassendynamik, die es ihnen ermöglicht, sich besser auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Dadurch wird der Unterricht zu einer angenehmeren Erfahrung für alle Beteiligten. Und das Beste: Die Methoden und Lösungsansätze können bei Bedarf jederzeit wieder im Schulalltag aufgegriffen werden.
Patrick Decavele über Erfahrungen, die begeistern
Dass das Konzept von "Wir bewegen Schule" funktioniert, belegen zahlreiche Erfahrungsberichte - darunter auch der Bericht der Eichenwaldschule Legelshurst unter der Leitung von Rektorin Jennifer Schäfer. Vor der Zusammenarbeit mit Patrick Decavele kämpfte die Schule mit Konflikten zwischen Schülerinnen und Schülern sowie einem mangelnden Gemeinschaftsgefühl. Um die Harmonie innerhalb der Schule zu verbessern, entschied sich die Schulleitung für die Durchführung einer Tanzwoche. Das Ziel war es, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Schule zu stärken - und zugleich die Gesundheit der Kinder zu fördern.
"Die Tanzwoche hatte eine tiefgreifende Auswirkung auf die Schulgemeinschaft", sagt Patrick Decavele. "Das Engagement der Kinder bei der finalen Aufführung hat gezeigt, wie sehr sie von der Tanzwoche profitiert haben. Auch die positiven Rückmeldungen der Eltern unterstreichen den Erfolg des Projekts. Die Schule plant nun, die Tanzwoche fest in den Jahreskalender aufzunehmen."
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E-Mail: info@wirbewegen.schule
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