Thüga-Gruppe stärkt Wettbewerbsposition in 2012 und setzt angesichts der schwierigen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Konsolidierung und moderates Wachstum
München (ots)
- Unternehmen der Thüga-Gruppe behaupten sich 2012 im schwierigen Marktumfeld - Beteiligungsergebnis der Thüga Aktiengesellschaft bleibt in Höhe von 340 Millionen Euro auf stabilem Niveau - Zunehmende Marktverwerfungen - langfristig verlässliches Energiemarktmodell fehlt - Thüga-Gruppe legt Modell vor - Kurs 2013: Konsolidierung und moderates Wachstum
"Ausgelöst durch die Energiewende befindet sich der Energiemarkt in einer schwierigen Transformationsphase. Wir beobachten zunehmende Marktverwerfungen, insbesondere in der Erzeugung", so Ewald Woste, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft und Vorsitzender der Geschäftsführung der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA, auf der Jahrespressekonferenz am 16. Mai 2013 in München.
Dank der ausgewogenen Investitionspolitik der Vergangenheit und der intensiven Zusammenarbeit in der Thüga-Gruppe konnte die Thüga Aktiengesellschaft im Geschäftsjahr 2012 ein Beteiligungsergebnis von 340,1 Millionen Euro vereinnahmen. Damit ist ihre wichtigste Ertragssäule auf dem guten Niveau des Vorjahres geblieben (+2,7 Millionen Euro). In 2012 haben die Beteiligungen der Thüga in Summe 115,6 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Erdgas (+4,0 Prozent), 43,0 Milliarden kWh Strom (+7,0 Prozent), 9,0 Milliarden kWh Wärme (+3,4 Prozent) und 287,4 Millionen Kubikmeter Wasser (-9,3 Prozent) abgesetzt und einen Umsatz von 22,3 Milliarden Euro (2011: 21,5 Milliarden Euro) erwirtschaftet.
Die Gewinnabführung der Thüga Aktiengesellschaft an die Muttergesellschaft, der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA (Thüga Holding), lag bei rund 415 Millionen Euro. Hierin ist insbesondere ein einmaliger Sondereffekt aus der Veräußerung der Anteile an der HEAG Südhessische Energie AG (HSE) enthalten. Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 377,1 Millionen Euro der Thüga Holding werden 228,5 Millionen Euro an die kommunalen Anteilseigner Stadtwerke Hannover Aktiengesellschaft, Mainova Beteiligungsgesellschaft mbH, N-ERGIE Aktiengesellschaft und KOM9 GmbH & Co. KG ausgeschüttet. Das bedeutet im Vorjahresvergleich einen Anstieg um 1,7 Prozent.
Nach den vergleichsweise niedrigen Investitionen in 2011 (21,8 Millionen Euro) hat die Thüga Aktiengesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr 125,9 Millionen Euro investiert. Die Investitionssumme war wesentlich durch den mittelbaren Erwerb von Anteilen an der Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-Aktiengesellschaft sowie den Anteilserwerb der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH beeinflusst. Auch in 2013 verstärkt Thüga gezielt ihr Beteiligungsportfolio: Im Rahmen der Rekommunalisierung der E.ON Thüringer Energie AG hat Thüga vor wenigen Tagen eine Beteiligung in Höhe von 15,2 Prozent erworben. Das Unternehmen, das ab Sommer 2013 unter dem Namen Thüringer Energie AG firmieren soll, hat in 2012 einen Umsatz in Höhe von 1,1 Milliarden Euro ausgewiesen und beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter. "Uns ist eine langfristige Wertsteigerung des uns anvertrauten kommunalen Vermögens wichtig. Auch für das laufende Geschäftsjahr der Thüga sehen wir ein ähnlich stabiles operatives Ergebnis wie in 2012", fasst Dr. Christof Schulte, Finanzvorstand der Thüga Aktiengesellschaft, den Ausblick auf 2013 zusammen.
Energiewende führt zu erheblichen Marktverwerfungen
"Die unternehmerische Situation in der Erzeugung, im Vertrieb und in den Netzen ist alles andere als zufriedenstellend", bewertet Woste die aktuelle Lage. Nach Auffassung der Thüga fehlt ein auf die Ziele der Energiewende ausgerichtetes Energiemarktmodell. "Eine Vielzahl von Rahmenbedingungen für Investitionsentscheidungen zur Umsetzung der Energiewende sind unsicher. Wir sehen, dass energiewirtschaftlich sinnvolle Investitionen, wie zum Beispiel in moderne Erdgaskraftwerke, nicht wirtschaftlich sind. Wir benötigen klare und verlässliche Rahmenbedingungen, also ein neues Energiemarktmodell, um Investitionen verantworten zu können", fasst Woste die derzeitige Situation zusammen.
Auf Basis einer austarierten Chancen/Risiko-Betrachtung setzen die Unternehmen der Thüga-Gruppe bei der Erzeugung auf einen ausgewogenen Energiemix. Den überregionalen Ausbau erneuerbarer Energien bringen mittlerweile 46 Thüga-Partnerunternehmen mit der Thüga Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG voran. Im Jahr 2012 konnte die Thüga Erneuerbare Energien Gesellschaft ihr Winderzeugungsportfolio gegenüber 2011 mit 103 Megawatt (MW) installierter Leistung (2011: 56,4 MW) nahezu verdoppeln. Dieser Wachstumspfad hat sich auch in den ersten Monaten des Jahres 2013 fortgesetzt: Das Unternehmen hat sein Windparkportfolio nochmal um nahezu 50 Prozent erweitert und liegt nun bei 145 Megawatt. Bis 2020 sollen eine Milliarde Euro vornehmlich in Windkraftanlagen investiert werden. "Auch in den kommenden Monaten wollen wir unser Portfolio weiter ausbauen. Derzeit verschlechtern sich aber zunehmend die Wachstumsperspektiven im Onshore-Windmarkt. Die Ankündigungen der Politik, die Vergütungen weiter abzusenken, führen zu einer hohen Nachfrage von Investoren nach fertigen Projekten. Infolgedessen sind bei solchen Neuinvestitionen kaum noch angemessene Renditen erreichbar. Auch vor diesem Hintergrund ist unsere letztjährige Entscheidung richtig gewesen, die eigene Projektentwicklung voranzutreiben", bilanziert Michael Riechel, Mitglied des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft und Mitglied der Geschäftsführung der Thüga Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG, die Lage im Windmarkt.
Auch das lokale Engagement wird weiter forciert. Bis Ende 2012 haben die Unternehmen der Thüga-Gruppe vor Ort in Summe 540 Millionen Euro in Bioenergien investiert. Darüber hinaus sind die Unternehmen in einer Vielzahl von Projekten zur Energiewende engagiert. So errichten derzeit 13 Unternehmen der Thüga-Gruppe eine Demonstrationsanlage zur Speicherung von erneuerbaren Energien in Frankfurt am Main. Durch die Umwandlung von Sonnen- und Windkraft in Wasserstoff beziehungsweise in synthetisches Methan können die Gasverteilnetze - die auch bereits das Bioerdgas aufnehmen - ihre Vorteile als Speicher und Transportmedium ausspielen.
Im Zuge der steigenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und der damit verbundenen dezentralen Einspeisung wird der Netzausbau für die Unternehmen der Thüga-Gruppe immer wichtiger. Mehr als 97 Prozent der erneuerbaren Energien werden in die Verteilnetze eingespeist. Diese müssen für diese Aufgabe aufgerüstet werden. Die Unternehmen der Thüga-Gruppe verantworten alleine über 124.000 Kilometer Stromverteilnetze. Die Unternehmen der Thüga-Gruppe müssen in den nächsten zehn Jahren bis zu 6,7 Milliarden Euro für den Aus- und Umbau ihrer Gas- und Stromnetze investieren. "Wir brauchen echte Investitionsanreize. Das bestehende Regulierungsregime ermöglicht keine angemessene Verzinsung der notwendigen Investitionen", betont Woste.
Thüga-Gruppe unterbreitet Vorschlag für ein neues Marktdesign
"An allen Ecken und Enden wird deutlich, dass das bestehende Marktdesign mit seinen langfristig angelegten preisbasierten Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien und dem auf Grenzkosten ausgerichteten "Energy-Only-Market" für konventionelle Kraftwerke nicht geeignet ist, um die Energiewende zu realisieren. Das war für uns der Auslöser, ein neues Marktdesign zu entwerfen, das gegenüber dem bestehenden Kostenvorteile bietet und eine bessere Steuerung der Energiewende ermöglicht", so Woste.
Im Gegensatz zur bisherigen Förderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) je produzierter Kilowattstunde Strom, führt in dem "Integrated-Market-Model" der Thüga-Gruppe der Staat Auktionen zum Bau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen durch. Dieses wettbewerbliche Verfahren versetzt den Staat in die Lage, den Zubau der erneuerbaren Energien und damit die Geschwindigkeit der Energiewende exakt zu steuern. Die Gewinner der zeitlich gestaffelten Auktionen erhalten einen Investitionskostenzuschuss zum Bau der Anlagen. Im Gegenzug bieten diese ihre Produktion gegen Grenzkosten auf dem Markt für elektrische Arbeit an. Somit würden auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft die Anlagen bevorzugt eingesetzt, die in der jeweiligen Situation die niedrigsten variablen Kosten haben. Dies sind in vielen Stunden des Jahres Wind- und Photovoltaikanlagen. Dieses Vorgehen erhöht die Systemstabilität, da die Anlagenbetreiber - bei Marktpreisen unter ihren Grenzkosten - dann auch ihre Erzeugung dem Bedarf anpassen.
Trotz des zunehmenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Wind und Sonne werden aber weiterhin Kraftwerke benötigt, die die Versorgungssicherheit garantieren, wenn Sonne und Wind nicht zur Verfügung stehen. Die Vorhaltung und der Betrieb dieser konventionellen Kraftwerke kann jedoch nicht aus den wenigen Stunden im Jahr finanziert werden, in denen sie Strom erzeugen. Daher erhalten die Betreiber dieser Kraftwerke - dies können auch Biomassekraftwerke sein - ein Entgelt für die Bereitstellung von Leistung. Durch diese Kapazitätszahlungen ist dauerhaft die Versorgungssicherheit gewährleistet. Im Gegensatz zu allen bisher diskutierten Modellen eines Kapazitätsmarktes, stellt das "Integrated-Market-Model" der Thüga-Gruppe den Verbraucher in eine starke Nachfrageposition. Er bestimmt, welche Leistung für ihn dann vorzuhalten ist, wenn weder Wind- noch Sonnenstrom zur Verfügung stehen. Aus Sicht der Thüga-Gruppe kann der Kunde so nicht nur über seinen Verbrauch, sondern auch über die von ihm bestellte Mindestleistung unmittelbar Einfluss auf die Höhe seines Strompreises nehmen.
"Wir haben uns bewusst für ein Design entschieden, das viele marktwirtschaftliche Elemente enthält", zeigt sich Woste zuversichtlich. "Mit unserem Vorschlag haben wir die Diskussion über die Ausgestaltung des zukünftigen Energiemarktes beflügelt. Unser Wunsch ist weiterhin, dass alle Teilnehmer und Beobachter des Energiemarktes das vorgelegte Modell prüfen, eventuelle Schwachstellen identifizieren, Optimierungsansätze formulieren und konstruktiv an einem neuen Energiemarktmodell arbeiten."
Kurs 2013: Konsolidierung und moderates Wachstum
"Nach wie vor erleben wir eine hohe Nachfrage nach unserem kommunal ausgerichteten Geschäftsmodell. Energiewende und Marktkonsolidierung stellen nicht nur die kommunalen Unternehmen, sondern auch deren Aufsichtsräte vor eine Vielzahl von Herausforderungen, da sind wir mit unserer Expertise und unserem Lösungsspektrum gefragt", so Woste. Gegenwärtig ist Thüga an Gesprächen zur Neuordnung von Energieversorgungsstrukturen beteiligt, unter anderem in Fulda.
"Vor dem Hintergrund, dass wir seit 2010 über 500 Millionen Euro in unser Beteiligungsportfolio investiert haben und angesichts der schwierigen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen und unserem Bekenntnis zu einer soliden Kapitalstruktur lautet unser Kurs für das Jahr 2013: Konsolidierung und moderates Wachstum", skizziert Woste die Perspektive für das laufende Jahr. Damit steht zunächst ein Wachstum vor allem aus eigenen Mitteln an. "Mit diesem Kurs bleiben wir uns treu: Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, das uns anvertraute kommunale Kapital nachhaltig zu entwickeln", fasst Woste zusammen.
Über Thüga:
450 Städte und Gemeinden haben aus Verantwortung für den Lebensraum von rund acht Millionen Menschen ihre 100 kommunalen Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in die Thüga-Gruppe eingebunden. Ziel ist, durch Zusammenarbeit Mehrwert für den einzelnen Lebensraum zu schaffen und kommunale Werte nachhaltig zu sichern. Insgesamt arbeiten 18.100 Mitarbeiter in der Thüga-Gruppe. Diese versorgen knapp 3,6 Millionen Kunden mit Strom, gut 2,1 Millionen Kunden mit Erdgas und 0,9 Million Kunden mit Trinkwasser. Der Umsatz des Thüga-Netzwerks lag 2012 bei 22,3 Milliarden Euro. Die Thüga-Gruppe ist deutschlandweit das größte kommunale Netzwerk lokaler und regionaler Energieversorger. In der Thüga-Gruppe sind die Rollen klar verteilt: Die 100 Partner sorgen für die aktive Marktbearbeitung mit ihren lokalen und regionalen Marken. Thüga - Kapitalpartner der Städte und Gemeinden und in dieser Funktion Minderheitsgesellschafter bei den Partnerunternehmen - ist als Kern der Gruppe mit der unternehmerischen Entwicklung beauftragt: Gewinnung neuer Partner, Wertsicherung und -entwicklung des einzelnen Unternehmens, Koordination und Moderation von Projekten sowie Steuerung der Zusammenarbeit in der Gruppe.
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