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Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Studie des Stifterverbandes: Forschungsstandort Deutschland nur mäßig attraktiv

Essen (ots)

   - Die hohe Reputation der deutschen Forschung ist vorrangig den
     außeruniversitären Einrichtungen zu verdanken, Universitäten
     schneiden dagegen schlechter ab
  • Kritik an Arbeitsbedingungen und unflexiblem Arbeitsmarkt
  • Persönliche Gründe haben erheblichen Einfluss auf Wanderungsentscheidung
  • Deutsche Forscher im Ausland und internationale Forscher in Deutschland kommen zu identischen Einschätzungen
Deutsche Wissenschaftler im Ausland und ihre ausländischen
Kollegen in Deutschland halten die Forschung in Deutschland für
leistungsfähig, allerdings mit folgenden Einschränkungen: 1)
Rückstand besteht gegenüber Großbritannien und vor allem den USA; 2)
die Universitäten schneiden wesentlich schlechter ab als die
außeruniversitären Einrichtungen. Kritik üben die befragten
Wissenschaftler vor allem an den Bedingungen, unter denen sie
forschen. So vermissen sie ausreichend interdisziplinäre
Forschungsansätze und teamorientiertes Arbeiten. Die Rückkehr
deutscher Forscher bzw. das Bleiben ausländischer Topwissenschaftler
wird vorrangig behindert durch den starren akademischen Arbeitsmarkt.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie über die
Attraktivität des Forschungsstandortes Deutschland im internationalen
Vergleich, die der Stifterverband bei der Gesellschaft für Empirische
Studien in Kassel in Auftrag gegeben hatte. Befragt wurden 1.690
deutsche Wissenschaftler im Ausland, 2.197 ausländische Forscher in
Deutschland sowie 341 hochqualifizierte Akademiker in der Wirtschaft.
"Erstmals liegen damit belastbare Daten über die Motive der Zu- und
Abwanderung von deutschen und ausländischen Wissenschaftlern vor",
sagte Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes, heute vor der
Presse in Berlin.
In der Studie nannten 90 % der potentiellen deutschen Rückkehrer
bzw. der ausländischen Bleibewilligen als Hinderungsgrund die
mangelnde berufliche Perspektive. Immerhin 70 % der Deutschen
erhielten während ihres Auslandaufenthaltes ein Stellenangebot, aber
nur 32 % der Ausländer in Deutschland. Besonders kritisiert wurden am
akademischen Stellenmarkt die vergleichsweise knappen
Personalbestände, die starren Zugangsvoraussetzungen und
vorgezeichneten Karrierewege sowie die inflexible
Personalbewirtschaftung.
Die Entscheidung über den Lebensmittelpunkt wird wesentlich vom
persönlichen Umfeld bestimmt. Für 80 % der befragten Deutschen im
Ausland spielen gute berufliche Möglichkeiten des Lebenspartners und
gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine entscheidende Rolle. Das
jeweilige Gastland schätzten die befragten deutschen Forscher auch in
dieser Hinsicht als attraktiver ein.
Der Stifterverband sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt in
seiner Kritik am überbürokratisierten Wissenschaftssystem in
Deutschland. Oetker appellierte an die Politik, Zugangswege und
Besoldungsstrukturen in wissenschaftlichen Einrichtungen,
insbesondere den Hochschulen, zu flexibilisieren, statt sie
einzuschränken wie zuletzt bei der Dienstrechtsreform. Oetker sagte:
"Wettbewerb in Bildung und Wissenschaft ist dringend nötig und der
entsteht nur durch mehr Autonomie und leistungsabhängige Bezahlung
der Wissenschaftler. Wer hier Kostenneutralität sät, wird Mittelmaß
ernten."
Oetker verwies auf die Aktivitäten des Stifterverbandes, die dazu
beitragen sollen, die in der Studie genannten Defizite zu beseitigen.
So werde der Stifterverband weitere ForschungsDozenturen (bislang
14; weitere 10 vorgesehen) einrichten, einer Alternative des
Stifterverbandes zur "Juniorprofessur". Damit sollen zusätzliche
Stellen für Nachwuchsforscher geschaffen werden, die sich für
Professorenämter qualifizieren, in Forschung und Lehre selbständig
sind und ein reduziertes Lehrdeputat haben.
Weiterhin wird der Stifterverband im Herbst eine international
hochrangig besetzte Tagung (Villa-Hügel-Gespräch) veranstalten über
die "Positionierung des deutschen Forschungs- und
Forschungsfördersystems im europäischen Kontext".
Mit dem Aktionsprogramm "Universitäre ForschungsInitiativen"
unterstützt der Stifterverband Forschungsverbundprojekte gezielt an
Universitäten, die modellhaft kooperativ und interdisziplinär
arbeiten - und damit genau in die von der Studie angemahnten
Richtung.
Schließlich fördert der Stifterverband die Untersuchung "Regionen
exzellenter Forschung", mit der die Leistungsfähigkeit von
universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gemessen
werden soll; durchgeführt wird die Studie von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft.
Diese Pressemitteilung sowie Tabellen, eine Kurzfassung der Studie
sowie die komplette Studie finden Sie auch im Internet unter der
Adresse: http://www.stifterverband.org

Pressekontakt:

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Dr. Angela Lindner
Tel. 0201/8401-158

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