Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Weiter Flaute am Forschungsstandort Deutschland
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Essen (ots)
Stifterverband stellt neueste Daten zu Forschung und Entwicklung (FuE) in der deutschen Wirtschaft vor:
- FuE-Aufwendungen der Wirtschaft stiegen 2005 kaum - Plandaten für 2006 und 2007 lassen Zuwächse erwarten - EU-Innovationsziel rückt in weite Ferne: Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP ist auf 2,46 Prozent gesunken - Deutschland international nur auf Platz 9 - FuE-Personal steigt um 1,2 Prozent auf 302.000 Beschäftigte
Deutsche Unternehmen haben ihre FuE-Aufwendungen im Jahr 2005 kaum gesteigert. Dies ist das Ergebnis der neuesten Erhebung des Stifterverbandes zu Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft. Danach wendete der Wirtschaftssektor im Jahr 2005 insgesamt 46,7 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung (FuE) auf. Das waren 1,5 Prozent oder 670 Millionen Euro mehr als 2004. Erst für 2006 (48,8 Mrd. Euro) und 2007 (50,4 Mrd. Euro) planten bzw. planen die Unternehmen wieder größere Aufwendungen für FuE.
Der Vizepräsident des Stifterverbandes, Jürgen Hambrecht (BASF), der die Zahlen am Donnerstag in Berlin vorstellte, sagte dazu: "Deutschland kann sich mit dieser Entwicklung nicht zufrieden geben, denn der Einsatz von FuE macht sich langfristig bemerkbar. Wer sich heute bei Forschung und Entwicklung zurückhält, kann morgen nicht mit voller Kraft für wettbewerbsfähige Innovationen sorgen." Hinzu kommt: Der FuE-Standort Deutschland steht und fällt mit der Entwicklung im Kraftfahrzeugbau, der gut ein Drittel der FuE-Aufwendungen bestreitet. 2005 investierte dieser Wirtschaftszweig mit 15,1 Mill. Euro 4,1 Prozent weniger in FuE als in 2004. Die Chemieindustrie mit 8,4 Mill. Euro (+ 4,4 Prozent) und die Elektrotechnik mit 8,8 Mill. Euro (+ 4,0 Prozent) konnten ihre FuE-Aufwendungen in 2005 hingegen steigern. Der Maschinenbau investierte mit rund 4,1 Mill. Euro 1,9 Prozent weniger als im Jahr 2004.
Der Anteil der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von 2,49 Prozent (2004) auf 2,46 Prozent im Jahr 2005. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich nur auf Platz neun. "Vom viel beschworenen 'Lissabon'-Ziel, drei Prozent des BIP für FuE einzusetzen, haben wir uns in Deutschland wieder weiter entfernt", betonte Hambrecht.
Um das Drei-Prozent-Ziel im Jahr 2005 zu erreichen, hätten 67,2 Mrd. Euro für FuE aufgewendet werden müssen. Tatsächlich sind aber nur 55,2 Mrd. Euro aufgewendet worden, zwölf Mrd. Euro zu wenig.
Neben den stagnierenden FuE-Aufwendungen in der Wirtschaft konnte auch der Staat seine Forschungsfinanzierung 2005 kaum steigern. Immerhin ist der Anteil des Staates 2005 erstmals nicht weiter abgesenkt worden. Er lag 2005 bei rund 30 Prozent. 1995 waren es noch rund 38 Prozent gewesen.
Hambrecht forderte eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für private Forschungsinvestitionen in Deutschland: "Die Zeit drängt, denn Innovationen werden immer häufiger dort entwickelt werden, wo der Schritt von der Idee zum Produkt einfach gelingt und wo die Kunden sich für neue Produkte und Verfahren begeistern."
Hintergrund:
Traditionell berichtet der Stifterverband am Anfang eines Jahres über den Stand von Forschung und Entwicklung des Wirtschaftssektors. In einer umfangreichen Erhebung befragt er alle zwei Jahre 30.000 Unternehmen in Deutschland. Die Daten fließen in die amtliche nationale und internationale Statistik.
Die Daten im Einzelnen
Anteil Wirtschaft / Staat an FuE
Bei der Durchführung von FuE ist der Anteil des Staates und der Hochschulen 2005 erstmals wieder leicht gestiegen, der der Wirtschaft dagegen leicht gesunken. Die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE, die Summe der internen FuE-Aufwendungen aller Sektoren, belief sich im Jahr 2005 auf 55,18 Mrd. Euro (2004 = 54,98 Mrd. Euro). Davon führte die Wirtschaft 69,3 Prozent, Staat und Hochschulen 30,7 Prozent durch. 2004 hatte das Verhältnis bei 69,8 Prozent zu 30,2 Prozent gelegen.
Internationaler Vergleich
Der Anteil der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE am BIP sank von 2,49 Prozent (2004) auf 2,46 Prozent (2005) und ist damit vom Lissabon-Ziel von EU und Bundesregierung, den Anteil bis zum Jahr 2010 auf drei Prozent zu steigern, wieder weiter entfernt. Deutschland liegt damit zwar in Europa vor Frankreich und Großbritannien, weltweit aber hinter Israel, Schweden, Finnland, Japan, Korea, Schweiz, USA und Taiwan erst an neunter Stelle. (siehe Infografik "Investitionen") Vergleich: Das EU-Mittel lag 2005 bei 1,87 Prozent (= EU-15).
Personal
Im Jahr 2005 waren rund 302.200 Personen in Unternehmen und Institutionen für Gemeinschaftsforschung (gemessen im Vollzeitäquivalent) in FuE tätig. Damit ist die Grenze von 300.000 erneut genommen worden; im Jahre 2004 waren noch rund 298.500 Personen mit FuE in der Wirtschaft betraut; dies ist eine Zunahme von gut 1,2 Prozent. 54, 5 Prozent des FuE-Personals sind Akademiker, 18,5 Prozent des FuE-Personals ist weiblichen Geschlechts.
KMU im Vergleich zu Großunternehmen
Die Entwicklung der FuE-Aktivitäten wird vor allem durch die Großunternehmen geprägt (über 500 Beschäftige). Auf diese Unternehmen entfielen 2005 88 Prozent der FuE-Aufwendungen, rund 12 Prozent auf die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Beim FuE-Personal - dies gemessen in Vollzeitäquivalent - entfallen etwa 81 Prozent auf die Großunternehmen, auf die KMU rund 19 Prozent. Daraus ist zu folgern, dass FuE in mittelständischen Unternehmen personalintensiver erfolgt; bei den Großunternehmen tendenziell kapitalintensiver.
Branchen
Die forschungsaktiven Unternehmen konzentrieren sich auch 2005, 2006 und 2007 wieder auf diese Branchen (in Prozent):
2005 2006 (Plan) 2007 (Plan) Kraftfahrzeugbau 32,3 31,2 31,3 Elektrotechnik 18,9 19,2 19,1 Chemische Industrie 17,9 18,2 17,7 Maschinenbau 8,7 8,7 8,8 Zusammen 78,4 77,3 76,9
Jeder dritte Forschungs-Euro wird also im Wirtschaftssektor für den Kraftfahrzeugbau ausgegeben, auf den 1/3 der FuE-Aufwendungen des Wirtschaftsektors Deutschlands entfallen. Jeder vierte Forscher in den Unternehmen ist im oder für den Automobilbau tätig.
Pressekontakt:
Michael Sonnabend
Pressesprecher im Stifterverband
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