Fossilien für ein politisches Urgestein
Gute Handwerker fehlen
Mayen/Maria Laach (ots)
Die Fundstücke sind mehr als 100 Millionen Jahre alt, der Empfänger ist ein politisches Urgestein: Mit einem besonderen Fossilenfund in Schieferplatten wurde der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher während des "1. Mayener Dachkongresses" ausgezeichnet. Als "Architekt des Hauses Europa" würdigte Ewald A. Hoppen, Präsident des Europäischen Schieferverbandes, die Leistungen des mit 18 Jahren dienstlängsten Außenministers der Welt. Dachschiefer - in der Eifel vor bis zu 400 Millionen Jahren entstanden - wird heute noch in der Nähe von Mayen in zwei hochmodernen Bergwerken von Rathscheck Schiefer geborgen. Von dort aus geht der Moselschiefer in aller Welt - und das Naturmaterial erlebt sowohl im Neubau- als im Sanierungsbereich eine Renaissance.
Genscher bedankte sich vor Planern, Architekten und Dachexperten mit Einblicken und Ausblicken auf das neue politische Dach der Welt, bevor die Fachleute in die Entwicklung von Planen, Bauen und Wohnen im 21. Jahrhundert einstiegen. Neue Energiespartechniken für Bauherren und neue Planungsmöglichkeiten für Architekten über das Internet stehen im Mittelpunkt des Kongresses. Über eines waren sich alle Experten einig: Naturbaustoffen wie beispielsweise Dachsteinen aus Schiefer gehört die Zukunft.
"Schon unsere Vorfahren haben damit gebaut und wir sollten weiter darauf bauen", sprach sich Andreas Gottlieb Hempel, Vizepräsident der Internationalen Architekten Union, gegen die Trends zu kurzlebigen Baumaterialien aus. Gleichzeitig beklagte der Experte den Mangel an guten Handwerkern: "Im Baugewerbe fehlt der handwerklich qualifizierte Mittelstand." In Bayern würden zur Zeit mehr Architekturstudenten ausgebildet als Maurerlehrlinge. Hempel: "Warum muss ein handwerklich hochbegabter Jugendlicher Innenarchitekt werden und schließlich im Möbelverkauf landen, wenn er das Zeug zu einem erstklassigen Schreiner hat?" In Deutschland gibt es rund 100 000 gemeldete Architekten, die Zukunft für sie sieht Hempel vor allem im An- und Umbau: 24 Millionen Wohnungen in Deutschland müssen in den kommenden Jahren allein schon wegen der neuen Energiesparverordnung saniert werden.
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