DIB Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie
Biotech-Branche sieht Licht am Ende des Tunnels
Frankfurt/M. (ots)
Nach zwei schwierigen Jahren mehren sich 2004 die Signale für eine wirtschaftliche Trendwende in der deutschen Biotech-Branche. "Die Situation ist zwar noch immer alles andere als rosig. Wir sehen jetzt aber Licht am Ende des Tunnels", erklärte Prof. Peter Stadler, Vorsitzender der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), in Frankfurt. Im letzten Jahr machte sich die Konsolidierungsphase mit einem Rückgang bei Umsatz, Beschäftigung und Forschungsaufwendungen bemerkbar, der überwiegend im zweistelligen Prozentbereich lag.
Laut Stadler sprechen viele Tendenzen dafür, dass sich die Branche jetzt wieder im Aufwind befindet. So hat zum Beispiel die Zahl der Arzneimittel deutlich zugenommen, die entweder im Entwicklungsstadium oder in den verschiedenen klinischen Testphasen stehen. Einige finanzkräftige Firmen haben den Verfall der Unternehmenswerte genutzt, um durch günstige Übernahmen strategisch zu wachsen. Außerdem erreichen deutlich mehr Firmen die Gewinnzone, weil sie ihr Geschäft umstrukturiert haben und statt Technologieentwicklung mehr Auftragsforschung für die großen Pharmakonzerne betreiben. "Insgesamt stehen die Zeichen nun in Richtung auf eine deutlich solidere und nachhaltigere Entwicklung unserer mittelständischen Firmen", sagte Stadler.
Auch die Finanzmärkte scheinen der Branche wieder gewogen. Nach dreieinhalb Jahren Abstinenz sind deutschen Biotech-Unternehmen in den letzten Monaten ein Börsengang am Frankfurter Aktienmarkt und ein weiteres Listing an der US-Technologiebörse NASDAQ gelungen. Schließlich signalisieren auch die Risikokapitalgesellschaften als wichtige Investoren wieder mehr Vertrauen in die Branche. Schon im letzten Jahr waren die Investitionen der Gesellschaften leicht auf 216 Millionen Euro gestiegen.
Wie wichtig der Innovationsfaktor Biotechnologie für die forschenden Pharmaunternehmen geworden ist, zeigt ein Blick auf den heimischen Arzneimittelmarkt: Im August dieses Jahres waren in Deutschland 106 gentechnisch hergestellte Arzneimittel mit 77 verschiedenen Wirkstoffen auf dem Markt. Davon kamen 14 aus heimischer Produktion. Mit Biopharmazeutika wurde im Jahr 2003 ein Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro über die Apotheken erzielt, was 8,6 Prozent des deutschen Arzneimittelmarktes entspricht. In nur vier Jahren ist dieses Marktsegment damit um mehr als 52 Prozent gewachsen. Von den Wirkstoffen für neue Arzneimittel, die zurzeit im präklinischen Entwicklungsprozess stehen oder in den frühen klinischen Phasen I/II getestet werden, ist bereits jeder vierte gentechnischer Natur.
Auf dem Weltmarkt wurden im letzten Jahr allein mit den 13 gentechnisch hergestellten "Blockbustern" rund 22 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Insgesamt erwirtschafteten Biopharmazeutika weltweit einen Umsatz von 55 Milliarden Dollar. Mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 15 Prozent legt der Markt für Biopharmazeutika global etwa doppelt so schnell zu wie der für konventionelle Medikamente.
Bei den Diagnostika hat der Einsatz der Biotechnologie den Markt schon wesentlich stärker durchdrungen. Die Früherkennung schwerer Krankheiten gewinnt zunehmend an Bedeutung in unserem Gesundheitssystem. Im Jahr 2003 wurden mit entsprechenden Produkten etwa 450 Millionen Euro Umsatz in Deutschland erzielt. Das entspricht etwa 33 Prozent des gesamten deutschen Reagenzienmarktes für Diagnosezwecke.
Die DIB ist die Biotechnologie-Vereinigung des Verbandes der Chemischen Industrie und seiner Fachverbände. Sie vertritt die Interessen von über 200 deutschen Biotech-Unternehmen.
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