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"Report" (Mainz) verwechselt weiterhin Kritik mit Rufschädigung

Stuttgart (ots)

Mit erstaunlichem Eifer war die Redaktion Mainz des ARD-Magazins
"Report" mit der Sendung am 10. Juli bemüht, aus sehr wenigen, weit
zurückliegenden, unhaltbaren und auch für uns ärgerlichen Fakten dem
Ruf aller Waldorfschulen zu schädigen.
Der breite Protest, den die erste Sendung am 28. Februar ausgelöst
hat, weil Eltern und Schüler/innen an Waldorfschulen in der
Berichterstattung ihre eigene Schule nicht nur nicht wiedererkannten
sondern auch verunglimpft empfanden, wird als bestellt (für wie dumm
hält man eigentlich Waldorfschüler/innen und -eltern?) abgetan, ein
Unterliegen des SWR beim Landgericht am 29. Juni wird mit dem
Hinweis, das Verfahren laufe noch, vernebelt.
Was der SWR "weiterrecherchiert" nennt, ist zunächst Wiederholung
von Sequenzen der Februar-Ausstrahlung, wozu auch die bis heute durch
keine Konkretisierung erhärtete Behauptung gehört, dem Schweizer
Samuel Althof würden "seit zirka zwei Jahren (...) Geschichten
zugetragen aus der Bundesrepublik Deutschland von antisemitischen
Vorfällen an Waldorfschulen".
Als Beleg für antisemitische Tendenzen an Waldorfschulen kommt
eine ehemalige Schülerin zu Wort, die inakzeptable Äußerungen bei
Lehrkräften an ihrer ehemaligen Schule erlebt hat. Dies ist sehr zu
bedauern, hat aber nichts mit der Waldorfpädagogik sondern mit
individuellem Fehlverhalten zu tun. Der zur Bekräftigung des
Antisemitismus - Verdachtes nachgeschobene Rabbiner Joel Berger führt
aus, ihm seien Fälle der Herabsetzung der jüdischen Religion an
Waldorfschulen bekannt. Bekannt ist ihm und uns, dass es sich dabei
um zwei Schülerinnen und das Fehlverhalten einer Lehrkraft vor mehr
als zehn Jahren handelt.
Nochmals aufgewärmt wird die Behandlung des Atlantis-Mythos in der
5. Klasse, nachdem z.B. in der 3. Klasse die biblische
Schöpfungsgeschichte behandelt wurde. Hier reicht das Verständnis der
"Report"-Redaktion und der ihr zuliefernden ehemaligen Eltern
offenbar nur für die Formel: Atlantis + Arier = Rassismus.
Eine völlig unangemessene Dramatisierung erfährt diese
Atlantis-Phobie durch den Hinweis auf ein Buch von Ernst Uehli
("Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst"), welches auf einer
Literaturliste steht, die von Lehrern zusammengetragen wurde, zur
eigenverantwortlichen Verwendung dienen soll und auf keinen Fall ein
"vorgeschriebenes" Unterrichtsmaterial darstellt. 
Viele andere Listen und Sekundärschriften zum Geschichtsunterricht
enthalten keinen Hinweis auf dieses Buch. Dies mit Recht: das Buch
enthält neben den in der "Report"-Sendung zitierten inakzeptablen
Bemerkungen eine problematisch verkürzte und vereinfachte Darstellung
aus dem Werk Rudolf Steiners und ist hinsichtlich der Ausführungen
zur eiszeitlichen Kunst mittlerweile überholt (Ersterscheinung 1937).
Die Kritik an der singulären Erwähnung des Buches ist
gerechtfertigt.
Völlig falsch ist die aus der Report-Recherche hervorgegangene
Agenturmeldung, nach der es sich bei dem Buch von Uehli um ein in den
Schulen verwendetes Lehrbuch handelt!
Mit der Einbeziehung der Statements von Josef Kraus, dem Präsidenten
des Deutschen Lehrerverbandes und dem Staatssekretär aus dem
Bundesfamilienministeriums, Peter Haupt,  wird aus dem
zugestandenermaßen korrekturbedürftigen Sachverhalt eine staats- und
jugendgefährdende Angelegenheit.
Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz an Waldorfschulen,
davon hätte sich die Redaktion von "Report" (Mainz) überall
überzeugen können. 
Dass sie aus ärgerlichen und bedauerlichen, oft weit zurückliegenden
oder für die Waldorfschulbewegung irrelevanten Einzelfällen oder
Einzelheiten zum zweiten Mal eine derartige Aufbauschung produziert,
macht die Eltern, die über 70.000 Schüler/innen und Lehrer/innen an
den deutschen Waldorfschulen mit Formen des Journalismus bekannt, der
in Abwandlung des Abspanns der Sendung sich von keiner realen
Faktenlage einschüchtern lässt.
Dass es nicht um eine ebenso faire wie kritische Recherche und
Berichterstattung ging, ist auch aus dem Umstand abzulesen, dass bei
der Sendung vom 28.02. ein über vierstündiges Interview  mit uns
(weil nicht passend) keine Verwendung fand und auch diesmal
Stellungnahmen unsererseits nicht gefragt waren.
Walter Hiller, Bund der Freien Waldorfschulen
Tel.: 0711 - 2104225, Fax: - 2104219, 
Email:  bund@waldorfschule.de

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