Bund der Freien Waldorfschulen
Bund der Waldorfschulen solidarisch mit der GEW: Gegen das Sitzenbleiben
Stuttgart (ots)
Der Bund der Freien Waldorfschulen begrüßt den Vorschlag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das Sitzenbleiben in den Schulen abzuschaffen, weil es "pädagogisch unsinnig" ist und "alle zu Verlierern macht".
Ebenso wie die GEW halten auch die Waldorfschulen einen Paradigmenwechsel im Bildungswesen für erforderlich: Statt immer mehr und immer frühere Auslese zu betreiben muss es um Integration gehen. Dieses Gebot nimmt die Waldorfpädagogik, und das seit mehr als 80 Jahren, in zweifacher Weise ernst. Es geht ihr einerseits um soziale Integration: Die Kinder bleiben in der Regel während der gesamten Schulzeit in ihrer Stammklasse zusammen - unabhängig davon, wie schnell einzelne Kinder Lernfortschritte machen. Sie erleben dort das soziale Miteinander und machen die Erfahrung, dass sie trotz unterschiedlicher Fähigkeiten als soziale Gruppe zusammen arbeiten und Erfolg haben können. Niemand wird zum Sitzenbleiber oder Versager abgestempelt.
Integration hat dabei auch eine zweite Bedeutung: nämlich das Verständnis, dass Menschen Befähigungen und Begabungen auf unterschiedlichen Gebieten haben. Lernfortschritte auf vorstrukturierten Wissenserwerb zu reduzieren greift zu kurz. Die Waldorfpädagogik legt mit ihrem breiten Fächerangebot besonderen Wert darauf, auch die künstlerischen und handwerklichen Befähigungen zu fördern und somit auch kreative, soziale und emotionale Intelligenz in die Entwicklung der Persönlichkeit zu integrieren. Jeder Schüler erlebt den Ausgleich zwischen Schwächen und Stärken bei sich und den Mitschülern - eine gute Voraussetzung für die Entwicklung des Selbstwertgefühls. Auch so bleibt eine Stigmatisierung als Versager erspart.
Übrigens kommt diese Philosophie der doppelten Integration noch in einer weiteren Besonderheit der Waldorfschulen zum Ausdruck, erfordert sie gleichsam: In den Waldorfschulen gibt es bis weit in die oberen Klassen hinauf keine benoteten Zeugnisse, sondern schriftliche Beurteilungen. Denn Zensuren geben lediglich ein Besser oder Schlechter wieder, sind nur Wegbereiter der Selektion mit geringer Aussagekraft.
Der Bund der Freien Waldorfschulen sieht sich durch diesen Vorstoß der GEW in seinem pädagogischen Konzept bestätigt und unterstützt alle Bestrebungen, vom selektiven System des dreigliedrigen Schulsystem Abschied zu nehmen und allen Schülern die gleichen Entwicklungschancen zu bieten.
Bund der Freien Waldorfschulen Susanne Pühler Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: puehler@waldorfschule.de
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