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Waldorf diskutiert ... mit Christian Pfeiffer: Starke Kinder im digitalen Zeitalter

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Waldorf diskutiert ... mit Christian Pfeiffer: Starke Kinder im digitalen Zeitalter

Welche Erziehung brauchen junge Menschen, bis sie "medienmündig" sind?

Berlin, 30.04.2024 (EM/NA): Schüler:innen der heutigen Zeit wachsen mit digitalen Medien auf. Doch das macht sie nicht automatisch fit für den Umgang mit ihnen. Welche Gefahren birgt die Medienwelt und welche Ausbildung brauchen junge Menschen, um "medienmündig" zu werden? Darüber diskutierten Jannes Llull, Schüler und Vorstand der bundesweiten Schüler:innenvertretung der Waldorfschulen und Prof. Dr. Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus-Hochschule, mit dem Forscher und Kriminologen Prof. Dr. Christian Pfeiffer.

Lust auf echtes Leben wecken: Waldorf hat die Nase vorn

Digitale Medien können ein Segen sein: Sie sorgen für weltweiten Wissenstransfer, erleichtern Einkäufe oder Behördengänge und bieten vielfältige Unterhaltung. Sie können aber auch zum Fluch werden – etwa im Hinblick auf Süchte, Cybermobbing und Datenlecks. Wie kann Schule diesem Thema begegnen? Welche Ausbildung brauchen junge Menschen, bis sie "medienmündig" sind – also souverän und selbstbestimmt im Umgang mit digitalen Inhalten? Für den Forscher und Kriminologen Prof. Dr. Christian Pfeiffer gibt es ein funktionierendes Rezept: "Lust auf das echte Leben wecken." Seine Forschungen zeigen, dass Waldorfschulen diesbezüglich die Nase vorn haben: "Junge Menschen können sich an Waldorfschulen auch als Musiker:in, Theaterschauspieler:in oder Sportler:in hervortun. Das schafft Erfolgserlebnisse und fördert echte Leidenschaften für reale Lebensinhalte." Als Folge seien sie sowohl vor den Ablenkungen durch digitale Medien geschützter als auch weniger gewaltbereit.

Wie Schüler:innen den Umgang mit digitalen Medien lernen

Warum das so ist, erläutert Prof. Dr. Paula Bleckmann, die an der Alanus-Hochschule unter anderem Medienpädagogik lehrt. Waldorfschulen wendeten drei Grundsätze an:

1. Analog vor digital: Schüler:innen lernten zunächst, wie man mit dem Internet umgehe und wie man recherchiere. "In diesem Zusammenhang kann die Waldorfbewegung einen Pionierstatus für sich beanspruchen", ist sich Paula Bleckmann sicher.

2. Produzieren vor Konsumieren: "Erst mal ein Daumenkino basteln, dann ein eigenes Video drehen und erst danach einen Film schauen", erklärt die Professorin. Dieses schrittweise Vorgehen sei wichtig und wünschenswert – auch wenn es sich vielleicht nicht immer und nicht bei allen Themen umsetzen ließe.

3. Durchschaubarkeit vor Blackbox: Das Fach Informatik ermögliche Schüler:innen, wirklich zu verstehen, wie digitale Medien funktionierten. Paula Bleckmann erinnert sich an die Aussage einer Schülerin, die sich auch noch in zehn Jahren an den Unterrichtsmoment erinnern wollte, in dem sie begriffen habe, dass Computer nicht denken könnten, sondern nur rechnen.

Sehnsüchten junger Menschen begegnen

Paula Bleckman weiß auf Basis ihrer Forschungen, was sich junge Menschen wünschen: "Sie sehnen sich nach Anerkennung, nach Zugehörigkeit und nach Autonomie." Der Sehnsucht nach Anerkennung begegneten Waldorfschulen, indem sie in den ersten Jahren keine Noten vergäben. Die Professorin unterstreicht: "Stattdessen verleihen sie Zeugnisse, in denen Lehrer:innen beschreiben, was sie in ihren Schüler:innen sehen. Dieser Umstand verhindert, dass Kinder in virtuellen Welten suchen müssen, was sie im Leben nicht kriegen, nämlich Anerkennung für Leistung."

Jannes Llull, Schüler und Vorstand der bundesweiten Schüler:innenvertretung der Waldorfschulen, berichtet aus eigener Erfahrung: "Im Hinblick auf die Sehnsucht nach Zugehörigkeit punkten Waldorfschulen mit 13 Jahren Klassengemeinschaft und einer festen Lehrkraft von der ersten bis zur achten Klasse. Unsere Klassenlehrerin war und ist eine wichtige Ansprechperson." Die Sehnsucht nach Autonomie sieht Jannes Llull vor allem im freien Lernen adressiert und im Waldorflehrplan, der von der Schule ausgelegt werden könne. "Definierte Inhalte müssen natürlich erlernt werden. Doch wie genau wir diese Ziele erreichen, das erarbeitet die Klassenlehrkraft mit uns Schüler:innen zusammen."

Ob es eine rundum perfekte Schulform gibt, weiß Jannes Llull nicht. "Aber ich glaube, dass Waldorf auf einem guten Weg ist", resümiert der Zwölftklässler.

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Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Die derzeit 255 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen mehr als 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule. Siehe auch waldorfschule.de

Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V., pr@waldorfschule.de

Nele Auschra
Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Öffentlichkeitsarbeit | Kommunikation
Potsdamer Straße 86
10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30.5771 1334-0
E-Mail:  auschra@waldorfschule.de
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