Bund der Freien Waldorfschulen
Mehr Mut zu neuen Wegen - Mitgliederversammlung der Freien Waldorfschulen
Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen befasst sich mit den Themen Lehrer:innenbildung und Inklusion – Stellung der Eltern in der Satzung gestärkt
Hannover/Stuttgart/Berlin, 26. März 2025 (CU): Neue Erfordernisse in der Lehrer:innenbildung und Wege hin zu einer „Schule für alle“ waren Schwerpunkte bei der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) am Wochenende in Hannover. In ihrer Begrüßung der rund 200 Teilnehmenden aus ganz Deutschland unterstrich Stephanie Sell vom Vorstand des BdFWS die internationale Vorbildfunktion der deutschen Waldorfschulen und ihre Verantwortung, gesellschaftliche Veränderungen aktiv aufzugreifen.
Inklusion im Fokus
Erstmals war in die Mitgliederversammlung des BdFWS die Plenartagung der Arbeitsgemeinschaft der heilpädagogisch und inklusiv arbeitenden Waldorfschulen integriert. 75 solcher Schulen gibt es derzeit in Deutschland. Die meisten gehören Anthropoi Bundesverband an, einem der fünf Fachverbände für Menschen mit Behinderung in Deutschland. 39 von ihnen sind auch Mitglied im BdFWS. Mehr Waldorfschulen zu inklusiven Konzepten zu ermutigen war das Ziel des Abendvortrags mit dem Titel „Visionen, Träume und Machbarkeiten“ und einer Diskussion dazu am folgenden Tag. „Waldorfpädagogik hat das Potenzial dazu, wir sollten uns mehr zutrauen“, betonte Nele Auschra, im Bundesvorstand für das Thema Inklusion und die Zusammenarbeit der beiden Verbände zuständig.
Praxisbeispiele und Diskussionen
Ein beeindruckendes Beispiel aus der Praxis lieferte die gastgebende inklusiv arbeitende Waldorfschule Hannover-Bothfeld. Sie begeisterte die Gäste mit einem herausragenden Kulturprogramm, das eindrucksvoll zeigte, wie Schüler:innen mit und ohne Förderbedarf gemeinsam künstlerische Höchstleistungen erbringen können. Es gab Einblicke in die Arbeit des Schulzirkus La Balance und des Schulorchesters, das unter Leitung der Dirigentin Anna Sophie Brüning Teile aus Georges Bizets Oper Carmen darboten.
Zum Abendvortrag hatte Prof. Ulrike Barth Charlotte Henning, eine sehr aktive junge Frau mit Downsyndrom auf dem Weg zu ihrem Traumberuf Pädagogische Assistenz und Darin Jarade, eine Waldorf-Inklusionspädagogin mit Migrationshintergrund eingeladen. Sie ermöglichten berührende Einblicke in ihre Lebensläufe und eine Darstellung der vielen Hürden, die sich ihnen in Schule und Gesellschaft entgegenstellen. „Es ist alles geschrieben und gesagt zum Thema der Notwendigkeit einer individuellen Förderung für alle Kinder, nun kommt es darauf an, dass wir handeln“, betonte Prof. Barth, Hochschullehrerin für transformative und inklusive Pädagogik an der Alanus Hochschule in Mannheim.
Am Folgetag wurden konkrete Ansätze in einer Diskussionsrunde mit Eltern und Lehrkräften erörtert. Florian Steiger, Referent für Schulentwicklung des BdFWS und Koordinator der Zusammenarbeit mit Anthropoi Bundesverband, wies auf das generelle Potenzial inklusiver Praxis hin. „Individuelle Förderung kommt am Ende allen zugute“, so Steiger, der die Notwendigkeit von Fortbildungen für Lehrkräfte betonte, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Lehrer:innenbildung und Satzungsänderungen
Angesichts des steigenden Anteils an Quereinsteigenden in den Lehrberuf wurde über praxisnahe Ausbildungsformate beraten und eine Ideensammlung angelegt.
Weitere Themen waren die Verabschiedung des Haushalts 2025/26 mit einer Summe von rd. 4,29 Mio. EUR für den allgemeinen Haushalt und 14,65 Mio. für die Finanzierung der Lehrer:innenbildung sowie Satzungsänderungen, die u.a. die Rolle der Elternvertretung stärken. Diese können beispielsweise künftig Anträge an die Mitgliederversammlung stellen.
Abschied von Pionieren
Die Versammlung verabschiedete zwei Pioniere der Schulbewegung – unter großem Beifall wurden die Verdienste von Walter Riethmüller und Christian Boettger gewürdigt, die aus Altersgründen ausscheiden. Riethmüller, ehemals Bundesvorstandsmitglied, bezeichnete Prof. Jost Schieren als einen „Architekten der Waldorfschulbewegung“. Christian Boettger hat über fast zwei Jahrzehnte hinweg die Arbeit der Pädagogischen Forschungsstelle beim BdFWS aufgebaut.
Mit ihren zahlreichen Projekten publiziert sie wichtige Materialien für den Schulalltag und fördert in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg der Alanus Hochschule auch Forschungsvorhaben. Nachfolger von Christian Boettger wird Ingo Christians. Neu gewählt wurden auch die Vorstandsmitglieder der Forschungsstelle, Prof. Jost Schieren, Alfter und Prof. Wilfried Sommer, Kassel. Nele Auschra wird den BdFWS im Vorstand vertreten. Die Versammlung bestätigte außerdem 27 Mitglieder des Beirats der Forschungsstelle, sie repräsentieren die verschiedenen Bereiche der Schulbewegung.
Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 257 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen mehr als 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule. Siehe auch waldorfschule.de.
Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V., pr@waldorfschule.de.
Nele Auschra Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen e.V. Öffentlichkeitsarbeit | Kommunikation Potsdamer Straße 86 10785 Berlin Tel.: +49 (0)30.5771 1334-0 E-Mail: auschra@waldorfschule.de waldorfschule.de