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Pannenmeiler Brunsbüttel: Mit schweren Sicherheitsmängeln am Netz

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Berlin (ots)

Analyse der geheim gehaltenen Mängelliste zeigt Hauptrisiken in 
Kernbereichen der Reaktorsicherheit - Deutsche Umwelthilfe fordert 
vollständige Sicherheitsnachweise oder Zwangsabschaltung binnen vier 
Wochen - Mitte 2006 fehlten 165 wichtige Sicherheitsnachweise - Durch
die DUH erzwungene Veröffentlichung der Mängelliste wird Ende für 
Brunsbüttel einläuten
18. Juli 2007: Das Atomkraftwerk Brunsbüttel wird trotz massiver 
interner Zweifel an seiner Sicherheit seit Jahren am Netz gehalten. 
Eine so genannte periodische Sicherheitsanalyse (PSÜ), die eigentlich
nach zwei Jahren in 2003 hätte abgeschlossen sein sollen, dauert 
bereits mehr als sechs Jahre. Die geheim gehaltene Mängelliste, deren
Veröffentlichung Vattenfall nach langer juristischer Blockade seit 
gestern nicht mehr im Wege stehen will, betrifft nach einer der 
Deutschen Umwelthilfe vorliegenden Expertenanalyse praktisch alle 
Kernbereiche der Rektorsicherheit. Besonders kritisch sind nicht 
erbrachte Bruchsicherheitnachweise im Rohrsystem, Werkstoffprobleme, 
Mängel in der Elektro- und Leittechnik, sowie die Verwundbarkeit 
gegen Terroranschläge. Insgesamt zählten die Sicherheitsexperten zum 
Stichtag 21. Juni 2006 rund 650 offene Punkte - von denen sich 165 
als besonders prekär erwiesen. Sie gehören zur so genannten Kategorie
2 ("Nachweisdefizit, das kurzfristig zu beseitigen ist").
"Wir verlangen, dass die schleswig-holsteinische Sozialministerin 
Gitta Trauernicht Vattenfall zur Vorlage sämtlicher 
Sicherheitsnachweise der Kategorie 2 binnen vier Wochen veranlasst. 
Wenn der Konzern bis dahin nicht liefert, muss der Reaktor 
abgeschaltet werden", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen 
Resch. Er habe große Zweifel, dass Vattenfall zur Erfüllung dieser 
Auflage in der Lage sei. "Die gelebte Unsicherheitskultur im AKW 
Brunsbüttel muss und wird ein Ende haben". Im vergangenen Jahr habe 
Vattenfall ebenfalls nach DUH-Recherchen eingestehen müssen, dass, 
entgegen vorherigen Beteuerungen, die Notstromelektrik in Brunsbüttel
in ähnliche Probleme hätte laufen können wie im schwedischen 
Vattenfall-Reaktor Forsmark, der seinerzeit nur knapp einer 
Katastrophe entgangen war. Resch: "Jetzt entpuppt sich die 
Brunsbüttel-Mängelliste als Sprengsatz.  In diesen Tagen erleben wir 
den Anfang vom Ende des Atomzeitalters in Brunsbüttel." Die Tatsache,
dass Vattenfall nach der Bekanntgabe der DUH-Pressekonferenz seinen 
Widerstand gegen die Veröffentlichung aufgegeben habe, bestätige 
"geradezu prototypisch, dass die Atomkraftbetreiber immer solange 
mauern, bis eine Veröffentlichung nicht mehr verhindert werden kann."
2006 verteilten sich die fehlenden Sicherheitsnachweise wie folgt 
auf die Themengebiete: Aktivitätsfreisetzung (6), Bruchausschluss 
(19), E- und Leittechnik, Reaktorschutz (4), Einwirkungen von außen 
(EVA) und Einwirkungen von innen (EVI) - z.B. Erdbeben, 
Terroranschläge, Brandfolgen (27), Materialverhalten - 
Belastbarkeitsgrenzen, Materialermüdungen (85), Sicherheitssysteme 
(5), Störfallszenarien (9), Strahlkraftbelastungen (8) und sonstiges 
(3).
Die periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ), auf deren 
Ergebnissen die Brunsbüttel-Mängelliste beruht, geht auf die Amtszeit
von Bundesumweltministerin Angela Merkel. Die heutige Kanzlerin hatte
eine bundesweit einheitliche Regelung durchgesetzt, wonach PSÜs bei 
allen Meilern alle zehn Jahre durchgeführt werden müssen und nach 
jeweils zwei Jahren abgeschlossen sein sollen. Die Existenz einer 
Liste mit hunderten "offener Punkte" zum AKW Brunsbüttel hatte die 
für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Ministerin 
Trauernicht im Sommer 2006 in einem Zeitungsinterview offenbart. 
Daraufhin hatte die DUH Akteneinsicht nach EU-Umweltinformationsrecht
beantragt. Trauernicht stimmte dem Anliegen der DUH nach einigem 
Zögern zu. Doch dann blockierte Vattenfall die Herausgabe der 956 
Seiten umfassenden Unterlage aus dem Juni 2006 mit einer Klage. 
Trauernicht ihrerseits wehrte sich gegen die sofortige Vollziehung 
ihrer Entscheidung zugunsten der Umweltschützer. Unter anderem 
argumentierte der Konzern, die Veröffentlichung der Schwächen des 
über 30 Jahre alten Reaktors würde seinen Wert bei einem möglichen 
Verkauf schwächen, weil so die Notwendigkeit von 
Nachrüstinvestitionen offenkundig würde.
Seit gestern spielt die Argumentation keine Rolle mehr, obwohl die
Vattenfall-Anwälte noch vor einer Woche mit einem Antrag auf 
Fristverlängerung erneut auf Zeit gespielt hatten. Nun will der 
Konzern die Klage zurückziehen.
"Mit der Informationsblockade wollte Vattenfall offenbar 
verhindern, dass unter dem Druck einer öffentlichen Debatte teure 
Nachrüstinvestitionen von der Atomaufsicht erzwungen werden", 
mutmaßte der Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit der DUH, Gerd 
Rosenkranz. Vattenfall hat bei Bundesumweltminister Sigmar Gabriel 
gleich zwei Anträge zur Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel 
gestellt. Ihnen werden nach der Störfallserie der letzten Wochen 
keine Chancen mehr eingeräumt. Stattdessen fordert Gabriel neuerdings
die vorzeitige Stilllegung alter und unsicherer Atomkraftwerke wie 
Brunsbüttel. "Das hätte er schon im vergangenen Jahr tun sollen, als 
die DUH nach Forsmark den gleichen Vorschlag gemacht habe. Schade, 
damals wollte er nicht", sagte Rosenkranz.
Jetzt werde die Mängelliste entweder teure Nachrüstinvestitionen 
erzwingen oder wahrscheinlicher die Stilllegung des Meilers. 
Rosenkranz erinnerte daran, dass in der Mängelliste die drohende 
Gefahr terroristischer Angriffe aus der Luft kaum eine Rolle spiele. 
Schließlich hatte das KKB seinen ersten Bericht schon vor dem 11. 
September 2001 abgeliefert. Wegen seines Alters ist Brunsbüttel 
besonders anfällig gegen Angriffe aus der Luft.

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil.: 0171 3649170, Fax.: 030 258986-19, E-Mail:
resch@duh.de

Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: Mobil.: 0151 55 01 69 43,, E-Mail: baake@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

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