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Deutsche Umwelthilfe warnt vor gefährlichem "Chemiecocktail" in Autoklimaanlagen

Berlin (ots)

Autoindustrie setzt weiter auf
gesundheitsschädliches Kältemittel 1234yf in Autoklimaanlagen - 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) bestätigt 
Praxistests der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur Gefährlichkeit von 
1234yf bei Unfällen - DUH fordert die Umsetzung der Ankündigung von 
VDA-Präsident Matthias Wissmann, Neuwagen ab 2011 mit dem natürlichen
Kältemittel CO2 auszuliefern
Das chemische Kältemittel 1234yf für Autoklimaanlagen ist brennbar
und entwickelt in Unfallsituationen giftige Flusssäuregase. Das 
belegen Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und - 
prüfung (BAM), die die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) heute 
veröffentlicht. Die BAM bestätigt damit einen entsprechenden Test der
DUH aus dem vergangenen Jahr und andere, bislang unter Verschluss 
gehaltene Untersuchungen von Autoherstellern. "Die Autoindustrie 
handelt grob fahrlässig, wenn sie weiterhin auf den Chemiecocktail 
1234yf setzt und damit Autofahrer und andere Unfallbeteiligte einem 
lebensbedrohlichen Risiko aussetzt", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer 
Jürgen Resch. Er forderte die Autokonzerne auf, zu ihrem Wort aus dem
Jahr 2007 zu stehen und das natürliche Kältemittel CO2 in 
Autoklimaanlagen einzusetzen. Die Hersteller hatten vor zwei Jahren 
anlässlich der so genannten "grünen IAA" im Vorstand des Verbands der
Automobilindustrie (VDA) medienwirksam beschlossen, in Zukunft nur 
mehr das natürliche Kältemittel CO2 einzusetzen.
Inzwischen sind die Hersteller umgeschwenkt und betreiben in 
Deutschland und auf EU-Ebene intensive Lobbyarbeit für das von den 
US-Chemiekonzernen DuPont und Honeywell auf den Markt gebrachte 
Kältemittel 1234yf - eine leicht entzündliche und im Brandfall 
potenziell tödliche Chemikalie. Die Gefährlichkeit hat bereits 
Eingang gefunden in das so genannte Datenblatt der Chemiekonzerne. Im
Auftrag der DUH hat die BAM Auswirkungen von Kältemittelleckagen im 
Motorraum eines Fahrzeugs untersucht. Die Ergebnisse wurden in einem 
Video dokumentiert. "Die BAM bestätigt unsere Tests aus dem 
vergangenen Jahr: Das von der Automobilindustrie favorisierte 
chemische Kältemittel 1234yf ist brennbar und setzt hochgiftige 
Flusssäure frei. Wer die Chemikalie in Fahrzeugklimaanlagen einfüllt,
handelt unverantwortlich gegenüber allen Menschen, die in Zukunft 
unmittelbar oder mittelbar an Autounfällen beteiligt sind, sagte 
Resch. Die Materialforscher haben unter Laborbedingungen 
Flusssäure-Konzentrationen von über 90 ppm (parts per million) 
gemessen und in der Folge schwere Korrosionen an der Fensterscheibe 
des Testautos festgestellt. Flusssäure ist bereits in geringsten 
Konzentrationen gesundheitsschädlich und kann irreversible Schäden 
hervorrufen.
VDA-Präsident Matthias Wissmann stehe vor einem "Scherbenhaufen 
seiner Glaubwürdigkeit", kommentierte Resch. Wissmann hatte sich 2007
dafür feiern lassen, den Beschluss der Vorstandsvorsitzenden der 
deutschen Autokonzerne über den Einsatz des natürlichen Kältemittels 
CO2 in Autoklimaanlagen herbeigeführt zu haben. "Seit der ruhmreichen
Ankündigung der Deutschen Automobilindustrie, als Weltmarktführer für
natürliche Klimaanlagentechnik voranzugehen, ist faktisch nichts 
passiert", so Resch weiter. Entgegen den Zusagen würden zum 1. Januar
2011 keine neuen Auto-Modelle mit Klimaanlagen auf Basis natürlicher 
Kältemittel ausgeliefert. Die Automobilindustrie verstoße mit ihrer 
Verzögerungstaktik eindeutig gegen Sinn und Wortlaut einer 
EU-Richtlinie, die ab diesem Stichtag für neue Fahrzeugtypen weniger 
Klima schädigende Kältemittel als den bisher verwendeten 
Fluorchlorkohlenwasserstoff R134a vorschreibt.
Die Autoindustrie will mit ihrem Schwenk zu 1234yf offensichtlich 
Investitionskosten sparen und nimmt die Belastung mit hochgiftiger 
Flusssäure in Unfallsituationen billigend in Kauf. "Bereits bei 4 ppm
Flusssäurekonzentrationen müssen Rettungskräfte der Feuerwehr eine 
spezielle Ausrüstung tragen. Das Risiko, dass sich Fahrzeuginsassen 
und Rettungskräfte bei einem Autounfall schwere Verätzungen der Luft-
und Atemwege zuziehen, ist enorm", sagte der Verkehrsexperte Dr. Axel
Friedrich. Die im Herbst 2008 im Auftrag der DUH durchgeführten 
ähnlichen Tests zum Brandverhalten chemischer Kältemittel waren von 
Automobilherstellern und Chemieindustrie als "manipuliert" 
zurückgewiesen worden. Als Versuchsfahrzeug der BAM kam nun ein VW 
Golf III zum Einsatz, der gemäß den Herstellerangaben mit der 
vorgegebenen Menge für Kältemittel und Öl befüllt war. "Die neuen 
Untersuchungen wurden von einer Bundesbehörde überwacht und 
durchgeführt. Sie bestätigen die Versuchsergebnisse der DUH aus dem 
vorigen Jahr", sagte Friedrich.
Die DUH forderte den Verband der Automobilindustrie auf, die 
Einhaltung der Vorstandsentscheidung des VDA sicherzustellen und in 
neuen Fahrzeugtypen nur noch das natürliche Kältemittel CO2 
einzusetzen. Die Auswahl des Kältemittels hat Einfluss auf die 
Effizienz der Fahrzeugklimaanlage und damit auf die 
Treibhausgasemissionen des jeweiligen Fahrzeugs. CO2 als natürliches 
Kältemittel ist die sicherste und umweltverträglichste Lösung. 
Zahlreiche Tests von unabhängigen Instituten bestätigen die Vorteile 
von CO2. Auch Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt fordern 
seit Jahren seine Einführung in Fahrzeugklimaanlagen. "Die innovative
Technik ist serienreif entwickelt, CO2-Anlagen arbeiten effizient und
können weltweit eingesetzt werden", sagte Eva Lauer, Projektleiterin 
bei der DUH: "Die Hersteller müssen es nur noch tun."
Das Video über die durchgeführten Tests bei der BAM können Sie auf
www.duh.de/klimaanlage_film.html ansehen.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.:
030 2400867 -76, lauer@duh.de

Dr. Axel Friedrich, Verkehrsberater, Mobil: 0152 2948 3857,
axel.friedrich.berlin@gmail.com

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 0302400867 - 86, 0151 - 55 01 70 09, fokken@duh.de

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