All Stories
Follow
Subscribe to Deutsche Umwelthilfe e.V.

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Photovoltaik-Förderung: Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe fordert Korrekturen an
Planungen von Bundesumweltminister Röttgen zur Reduzierung der 
Vergütungssätze für Strom aus Solaranlagen - Für den Verbraucher 
kostengünstige Freiflächenanlagen nicht doppelt belasten - Längere 
Fristen zur Anpassung an neue Bedingungen ermöglichen - Neue Kultur 
des Durchregierens nicht an Solarbranche durchexerzieren
Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) fordert Bundesumweltminister 
Norbert Röttgen (CDU) auf, bei der Nachsteuerung der 
Photovoltaik-Förderung mit Augenmaß vorzugehen und den betroffenen 
Privatpersonen und Unternehmen die notwendige Zeit zur Umstellung auf
neue Vergütungssätze zu gewähren. Es komme darauf an, das dynamische 
Wachstum der Sonnenenergie zu tragbaren Kosten für die 
Stromverbraucher sicherzustellen, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer 
Rainer Baake. Ziel müsse es sein, die Vergütung möglichst schnell 
unter den "Steckdosenpreis", den die Kunden heute ihrem 
Stromversorger zahlen, zu senken, ohne auf dem Weg dorthin die in 
Deutschland und Europa produzierenden Unternehmen zu strangulieren.
"In diesen Tagen feiert das Erneuerbare Energien Gesetz, das zu 
Recht als das weltweit effektivste Instrument zur Markteinführung und
Kostensenkung erneuerbarer Energietechnologien gefeiert wird, seinen 
zehnten Geburtstag", erinnerte Baake. Der Erfolg des EEG beruhe vor 
allem darauf, dass es einerseits Investoren und Produzenten große 
Planungssicherheit garantiere und sie andererseits durch eine 
anspruchsvolle Degression zu raschen Kostensenkungen anhalte. "Beides
gehört zusammen und deshalb ist es richtig, jetzt auf eine 
außergewöhnliche Marktentwicklung bei den Modulpreisen sozusagen 
außerplanmäßig zu reagieren", sagte Baake und mahnte die 
Bundesregierung gleichzeitig bei der nun zu beschließenden 
"Sonderdegression mit Augenmaß vorzugehen und das Kind nicht mit dem 
Bade auszuschütten". Dafür müssten die von Umweltminister Röttgen 
vorgestellten Eckpunkte an mehreren Stellen korrigiert werden.
Dies gelte insbesondere für die Freiflächenanlagen. Ihr großer 
Vorteil sei, dass sie Photovoltaik-Strom zu erheblich geringeren 
Kosten für die Stromverbraucher lieferten als die zumeist 
kleinteiligen Dachanlagen. Deshalb sei es im Ansatz falsch, die 
kostengünstigere Variante durch eine noch einmal um 10 Prozent 
verringerte Vergütung faktisch auf so genannte vorbelastete Flächen 
(munitionsbelastete Militärflächen, geschlossene Mülldeponien ...) zu
reduzieren, die kaum noch zur Verfügung stehen. Die geplante 
Absenkung um 15 plus 10 Prozent für Freiflächenanlagen auf ehemaligen
Ackerflächen würde sich mit den regulären Degressionsschritten von 
Anfang 2010 und Anfang 2011 auf 45 Prozent binnen 13 Monaten 
addieren. Das werde absehbar zum völligen Zusammenbruch dieses 
Marktes führen, was offensichtlich auch politisch gewollt sei. "Ob 
und wo in einer Kommune eine Freiflächenanlage errichtet wird, 
sollten die Städte und Gemeinden in ihren Parlamenten entscheiden. 
Sie sind Träger der Planungshoheit. Bei der Ausweisung von Flächen 
haben sie Belange des Landschaftsschutzes und andere 
Gemeinwohlbelange zu berücksichtigen", so Baake. "Die Entscheidung, 
ob eine Ackerfläche für eine Photovoltaikfläche genutzt wird, gehört 
nicht nach Berlin."
Für eine Anpassung der PV-Vergütung müssten außerdem die 
Einführungsfristen der 15-prozentigen Sonderdegression so gestaltet 
werden, dass es zu keinen unnötigen Verwerfungen wegen bereits 
angelaufener Kapazitäts- und Projektplanungen der Herstellerfirmen 
und der Investoren komme. Die DUH schlägt deshalb vor, die 
Sonderdegression für Dachanlagen, wie ursprünglich geplant, auf den 
1. Juli 2010 (statt auf den 1. April) zu terminieren und die für 
Freiflächenanlagen auf den 1. Oktober 2010 (statt auf den 1. Juli). 
Baake: "Eine Hoppla-Hopp-Reform hilft niemandem, sondern erzeugt nur 
eine neue Welle im Auf und Ab von Hochkonjunktur und Depression des 
Modulabsatzes, der dann hinterher wieder allseits beklagt wird."
Baake lobte ausdrücklich das vom Bundesumweltministerium 
vorgeschlagene jährliche Ausbauvolumen von 3.000 Megawatt und die 
Möglichkeit, in Zukunft flexibel auf eine davon wesentlich 
abweichende Ausbauleistung reagieren zu können. "An der Durchsetzung 
dieses Zielkorridors werden wir die Reform messen. Er darf 
keinesfalls zur Verhandlungsmasse im Abstimmungsprozess werden." Mit 
dem vorgesehenen Zielkorridor bewege sich die Photovoltaik "auf einem
Pfad, der sie in absehbarer Zeit nicht nur industriepolitisch, 
sondern auch energiewirtschaftlich zu einem gewichtigen Faktor in 
Deutschland macht."  Allerdings werde dies nur gelingen, wenn den 
Unternehmen die notwendige Zeit zur Anpassung gewährt werde. Dagegen 
spreche gegenwärtig die Hektik, mit der versucht werde, die Reform 
durch das Gesetzgebungsverfahren zu treiben. Baake rief den Bundestag
auf, die betroffenen Kreise in einem seriösen Gesetzgebungsverfahren 
zu hören. Dies sei nach der gegenwärtigen Planung offenbar ebenso 
wenig vorgesehen wie eine angemessene Beteiligung des Bundesrates und
der besonders betroffenen ostdeutschen Bundesländer.
Der Leiter Politik und Presse der DUH, Gerd Rosenkranz, warnte die
Bundesregierung davor, die Photovoltaikindustrie zum "Versuchsobjekt 
einer neuen Kultur des Durchregierens" zu machen. "Norbert Röttgen 
bewegt sich auf einem schmalen Grat. Er muss wissen, dass ihm auch im
eigenen Lager nicht verziehen wird, wenn er im Ergebnis eine der 
wenigen aufstrebenden Branchen in Deutschland außer Landes treibt". 
Er werde dann als der Minister in die Annalen eingehen, der den von 
der Bundesregierung vollmundig angekündigten "Weg in das regenerative
Zeitalter" mit gleich drei Entscheidungen als reinen Budenzauber 
entlarvt habe: Mit der Durchsetzung längerer Laufzeiten für 
störanfällige Atomkraftwerke, mit seinem Einsatz für neue 
Kohlekraftwerke und mit der Beendigung des Booms der solaren 
Stromerzeugung in Deutschland.

Pressekontakt:

Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil: 0151 55016943, Tel.: 030 2400867-0, Fax: 030
2400867-19, E-Mail: baake@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Mobil: 0171 5660577, Tel.: 030 2400867-21, Fax: 030
2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de

Original content of: Deutsche Umwelthilfe e.V., transmitted by news aktuell

More stories: Deutsche Umwelthilfe e.V.
More stories: Deutsche Umwelthilfe e.V.
  • 25.01.2010 – 10:31

    Mehrwegallianz fordert Lenkungsabgabe auf Einweggetränke und eine klare Kennzeichnung

    Berlin (ots) - Allianz aus mehrwegorientierten Betrieben der Getränkewirtschaft und der Deutschen Umwelthilfe legt Maßnahmenpaket für einen besseren Schutz des umweltfreundlichen Mehrwegsystems vor - Getränke in Einwegverpackungen sollen mit einer Lenkungsabgabe von 20 Cent verteuert werden - Wachsende Zahl der einwegorientierten Betriebe der ...

  • 22.01.2010 – 10:18

    Verwaltungsgericht stoppt Minister Sander

    Berlin (ots) - Verwaltungsgericht Hannover bringt Umweltminister Sander zum Verzicht auf fristgerechte Umsetzung seines Umweltzonenerlasses - Einfahrt in die Umweltzone von Hannover ab sofort nur mehr mit grüner Plakette zulässig - Deutsche Umwelthilfe wirft Sander "Klientelpolitik zugunsten der Automobilindustrie" vor - DUH-Geschäftsführer Resch: "Auch ein Minister muss bei seinen Entscheidungen die ...