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Deutsche Umwelthilfe stellt bei Abgasuntersuchungen von Diesel-Pkw auf der Straße bis zu über 9-fache Überschreitungen der Grenzwerte fest

Berlin (ots)

DUH präsentiert umfassende Abgasuntersuchung an insgesamt 36 Diesel- und drei Benzin-Pkw zu den realen Stickoxid- und CO2-Emissionen - Schmutzigste Modelle sind der Ford Mondeo 2.0 Duratorq TDCi, der Nissan Qashqai 1.6 dCi sowie der Renault Scenic 1.6 dCi - Drei Fahrzeuge halten den Grenzwert ein und zeigen damit die Machbarkeit einer wirksamen Abgasreinigung - DUH erwartet für die nun startenden Tests bei niedrigen Außentemperaturen bei vielen Fahrzeugen eine weitere Verschlechterung der Werte durch die illegalen temperaturgesteuerten Abschaltungen - DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch wirft Bundesverkehrsminister Dobrindt Rechtsbeugung bezüglich seiner Entscheidung, dass der Porsche Macan unterhalb 5 Grad Celsius die Wirksamkeit seiner Abgasreinigung vermindern darf, vor

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) stellt ihre bisher umfangreichste Abgasuntersuchung im realen Straßenbetrieb von 36 Diesel- sowie drei Benzin- bzw. Benzinhybridfahrzeugen der Abgasstufe Euro 6 vor. Obwohl die Messungen zwischen Mai und September bei überwiegend sommerlichen Temperaturen erfolgten, überschreiten 33 der 36 Fahrzeuge die Stickoxid-Grenzwerte um das bis zu 9,2-fache. Die Tatsache, dass drei Fahrzeuge die Grenzwerte unterschreiten, zeigt die grundsätzliche Machbarkeit einer wirksamen Abgasreinigung. Mit den nun sinkenden Außentemperaturen überprüft die DUH nun auch das Abgasverhalten im Winterhalbjahr. Von mehreren Herstellern ist bekannt, dass sie unterhalb von +19 Grad (Fiat), +17 Grad (Opel, Porsche, Renault) bzw. +10 Grad (Mercedes) die Abgasreinigung massiv reduzieren, obwohl die Zulassungsvorschriften die Funktionstüchtigkeit der Abgasreinigung auch für niedrige Außentemperaturen vorschreiben und zwei Tests bei -7 bzw. -15 Grad Celsius vorsehen.

Die heute vorgestellten Messungen wurden im Rahmen des in diesem Frühjahr neu eingerichteten "Emissions-Kontroll-Instituts" (EKI) der DUH durchgeführt. Die fachliche Leitung hat Dr. Axel Friedrich, international tätiger Verkehrsexperte und ehemaliger Leiter der Abteilung Verkehr, Lärm des Umweltbundesamtes. Getestet wurden zwischen Mai und September Fahrzeuge der Euronorm 6, die aktuell verkauft werden. Ein Schwerpunkt der Auswahl lag auf Fahrzeugen der Top 30 der meistverkauften Diesel-Modelle in Deutschland.

Unter den sieben Fahrzeugen mit den schlechtesten Abgaswerten finden sich gleich drei Fahrzeuge der Herstellers Ford. Diesel-Pkw der Hersteller Ford, Opel(GM) und Renault/Nissan zeigten durchgehend hohe Stickoxidwerte (NOx). Der Ford Mondeo erreicht die höchsten NOx-Emissionen mit durchschnittlich 739 mg NOx/km, das entspricht einer Überschreitung des Grenzwertes um den Faktor 9,2. Aber auch weitere Ford Modelle wie der Ford Kuga 2.0 TDCi oder der Ford Focus 1.5 TDCi liegen mit 614 mg/km bzw. 554 mg/km weit oberhalb des erlaubten Emissionswertes. Die mit einem Renault Motor ausgestattete Mercedes A-Klasse überschreitet den Grenzwert um den Faktor 6,1. Der BMW 520d Touring, Volvo XC60 2.0D und Jeep Renegate 1.6 Multijet zeigen Überschreitungen um den Faktor 4,8 bis 6,3.

Zwei Diesel-Pkw halten den Euro 6 Grenzwert für Diesel-Pkw von 80mg NOx/km auch im realen Betrieb ein: ein Audi Q3 sowie ein Mercedes E 220d der neuen Motorengeneration, der dem EKI vom Hersteller zur Verfügung gestellt wurde. Auch ein leichtes Nutzfahrzeug von VW, der T6, hielt den für dieses Fahrzeug geltenden Euro 6 Grenzwert von 125 mg NOx/km auf der Straße ein.

Zu Vergleichszwecken wurden drei Benzin- bzw. Benzinhybridfahrzeuge gemessen. Ein vom Hersteller bereitgestellter Toyota Prius 1.8 Hybrid erreichte mit 5 mg/km mit Abstand die geringsten Emissionen aller getesteten Fahrzeuge. Ein weiterer Prius 4 aus dem Feld erreichte 15 mg/km. Sehr geringe NOx Werte mit nur 11 mg/km zeigte auch ein Opel Mokka 1.4 ecoFlex.

"Selbst bei sommerlichen Temperaturen verpesten die aktuell verkauften Euro 6 Diesel-Pkw die Luft in unseren Städten 70-mal mehr als moderne Benzin- bzw. Benzin-Hybrid Fahrzeuge. Es fehlt allerdings der politische Wille, die Autokonzerne zu zwingen, alle ausgelieferten Euro 5 und Euro 6 Dieselfahrzeuge so nachzubessern, dass sie die Grenzwerte für das Dieselabgasgift NOx auf der Straße auch einhalten. Unsere Untersuchung zeigt, dass es technisch möglich ist. Wenn jedoch der politische Wille fehlt, die Einhaltung der Grenzwerte im Fahrbetrieb durchzusetzen, bleibt nur ein Fahrverbot für alle Diesel in den Innenstädten. Bislang weigert sich das verantwortliche Bundesverkehrsministerium ganz offensichtlich, die Hersteller hier in die Pflicht zu nehmen und so die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Nachdem nun Verkehrsminister Dobrindt, das Recht beugend, dem Sportwagenhersteller Porsche zugestanden hat, eine funktionierende Abgaseinigung nur bei Temperaturen oberhalb von 5 Grad Celsius einhalten zu müssen, werden sich andere Hersteller auch darauf berufen," so Resch weiter.

Auffällig ist, dass die getesteten Modelle von VW im Mittel niedriger lagen als die der meisten anderen Hersteller. "Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass VW offenbar aus dem massiven öffentlichen Druck der letzten Monate gelernt hat", so der Experte Axel Friedrich. "Es ist dringend nötig, dass andere Hersteller dies auch endlich verstehen und auch die Fahrzeuge im Felde nachbessern." Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel des Opel Zafiras. Nach der Nachbesserung durch Opel sind die Stickoxidemissionen um mehr als 75 Prozent niedriger als bei vorangegangenen Messungen.

Links:

Zu den Messergebnissen: http://l.duh.de/p160907a 
Hintergrundpapier: http://l.duh.de/p160907a 
Pressefotos: www.duh.de/eki_fotos.html

Kontakt:


Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater
0152 29483857, axel.friedrich.berlin@gmail.com

DUH-Pressestelle:

Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, Laura Holzäpfel
030 2400867-20, presse@duh.de, www.duh.de

www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

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