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Deutsche Umwelthilfe enthüllt internes Strategiepapier von Coca-Cola gegen den Mehrwegschutz - Einweg-Ministerin Barbara Hendricks unterstützt Brausekonzern

Berlin (ots)

Ein aus der Coca-Cola Europazentrale geleaktes, internes Dokument belegt: Der amerikanische Getränkehersteller bekämpft Mehrwegsysteme und höhere Umweltstandards - Durch Coca-Colas Mehrwegausstieg in Deutschland sind seit Frühjahr 2015 insgesamt 857 "grüne" Jobs an 16 Standorten vernichtet worden - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert Stopp des aktuellen Entwurfs des Verpackungsgesetzes, mit dem sich die Umweltministerin vom Mehrwegschutz verabschiedet

Der amerikanische Getränkekonzern Coca-Cola versucht gezielt europaweit Mehrwegsysteme zu bekämpfen. Besonders betroffen ist Deutschland mit dem weltweit größten Mehrweg-Getränkesystem. Darauf macht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aufmerksam und verweist auf ein durch die Organsation DCLeaks ans Tageslicht gekommenes, internes Strategiepapier von Coca-Cola. Das Dokument skizziert die Ausrichtung von dessen europäischer Unternehmenspolitik. Neben Mehrwegsystemen sollen auch bessere Umweltstandards, die Erhöhung der Sammelmengen von Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen sowie die Anhebung von Recyclingquoten verhindert werden. Der amerikanische Getränkegigant möchte bestehende Umweltstandards absenken, anstatt sie weiterzuentwickeln (http://l.duh.de/p301116).

Die wirtschaftlichen Folgen der letztjährigen Entscheidung, sowohl aus der 0,5 wie aus der 1,5 Liter Mehrwegflasche auszusteigen, sind fatal. Coca-Colas Mehrwegausstieg in Deutschland vernichtete allein in den letzten 19 Monaten 857 grüne Jobs an 16 Standorten (http://l.duh.de/p301116). Weitere Schließungen werden nach der DUH vorliegenden Informationen aus der Belegschaft folgen.

"Weltweit zählt Coca-Cola zu den am rücksichtslosesten gegen den Umweltschutz agierenden Unternehmen. Der Profitmaximierung ordnet der Konzern alles unter. Mit dem unfreiwilligen Bekanntwerden seiner wirklichen Europastrategie zeigt der amerikanische Brausekonzern der ganzen Welt sein wahres Gesicht", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Coca-Cola kämpft bereits seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aktiv gegen das deutsche Mehrwegsystem. Bundesumweltminister Klaus Töpfer reagierte 1988 mit einer Verordnung auf die damalige Ankündigung von Coca Cola, aus der 1-Liter Mehrwegflasche aussteigen zu wollen. Mit einer "Lex Coca-Cola" genannten Pfandverordnung für Einweg-Plastikfaschen bewegte er den Brausekonzern zur Einführung der 1,5 Liter PET-Mehrwegflasche. Seit 1991 existiert bis heute in der Verpackungsverordnung eine Mehrwegschutzquote. Praktisch in jeder Legislaturperiode griff Coca-Cola das Mehrwegsystem an - bisher ohne Erfolg: Alle auf Klaus Töpfer folgenden Bundesumweltminister - Jürgen Trittin, Sigmar Gabriel, Norbert Röttgen und Peter Altmaier - standen klar zum Mehrwegschutz.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ist die erste bundesdeutsche Umweltpolitikerin, die den Mehrwegschutz beenden möchte. Seit Beginn ihrer Amtszeit hat sie die Interessen großer Industrie- und Handelskonzerne höher und die umweltfreundlicher Mittelständler niedriger bewertet als alle ihre Vorgänger. Konsequenterweise hat sie als erste Umweltministerin sämtliche Gesprächswünsche der mittelständisch geprägten, auf Mehrweg setzenden Getränkeabfüller, des Getränkefachhandels und der DUH zum Mehrwegschutz abgelehnt. Selbst ihr für Kreislaufwirtschaft zuständiger Staatssekretär Adler verweigert seit zwei Jahren jeglichen Dialog. Umso intensiver stimmt sich die Umweltministerin mit den großen Handelsunternehmen und Getränkekonzernen zur freiwilligen statt gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung, zur Streichung der zusätzlichen Wertstofferfassung aus dem Wertstoffgesetz und zur profitsteigernden Senkung von Recyclingquoten ab. Während frühere Umweltpolitiker über klare Regelungen in Gesetzen und Verordnungen regierten, setzt Barbara Hendricks auf "freiwillige Absichtserklärungen" und Absenkungen von Standards. Wenn dabei grüne Arbeitsplätze verloren gehen ist dies für die Ministerin scheinbar nebensächlich.

"Umweltminister wie Klaus Töpfer, Jürgen Trittin oder Sigmar Gabriel traten den früheren Attacken von Coca-Cola auf das deutsche Mehrwegsystem entschieden entgegen und erließen eine Mehrwegquote bzw. setzten das Dosenpfand um. Es ist eine Bankrotterklärung wenn nun Barbara Hendricks die Mehrwegquote abschaffen will. Coca Cola ist dies ausgerechnet zu deren 25-jährigen Jubiläum gelungen. Mit dem seit wenigen Tagen bekannt gewordenen, nochmals verschlechterten Entwurf eines Verpackungsgesetzes mutiert Barbara Hendricks endgültig zur 'Einweg-Ministerin'", so Resch. Nach Auffassung der DUH muss die Bundesregierung dem Angriff von Coca-Cola auf das Mehrwegsystem entschieden entgegensteuern. Hierfür ist zusätzlich zu einer verbindlichen Mehrwegquote im Verpackungsgesetz, eine verpflichtende Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf dem Produkt sowie eine Abgabe auf unökologische Einweggetränkeverpackungen in Höhe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand notwendig.

"Durch Coca-Colas Mehrweg-Ausstieg erfolgen schon jetzt 600 Millionen Abfüllungen pro Jahr in unökologische Einweg-Plastikflaschen und Dosen anstatt in umweltfreundliche Mehrwegflaschen. Das führt zu deutlich höheren Ressourcenverbräuchen und belastet das Klima", erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene betreibt Coca-Cola Lobbyarbeit gegen die Umwelt. So steht die Ellen MacArthur Foundation, deren Mitglied Coca-Cola ist, in engem Austausch mit der EU-Kommission zur Überarbeitung der europäischen Abfallpolitik. Die DUH warnt davor, dass das Unternehmen die Nähe zur EU-Kommission missbrauchen könnte. Deshalb fordert die DUH von der EU-Kommission, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände deutlich stärker als bisher in die Erstellung des Circular Economy Package einzubinden und sich nicht von den Studien externer Berater abhängig zu machen.

Links:

Geleaktes Strategiepapier zur europäischen Unternehmenspolitik von 
Coca-Cola: http://l.duh.de/p301116 
Aufstellung und Grafik zum Verlust an Arbeitsplätzen bei Coca-Cola 
aufgrund des Mehrwegausstiegs: http://l.duh.de/p301116 
Faktencheck zum Mehrwegausstieg von Coca-Cola: http://l.duh.de/r4psu
Forderungspapier der deutschen Umweltverbände DUH, BUND, NABU und DNR
für ein ambitioniertes Wertstoffgesetz http://l.duh.de/p301116

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer@duh.de

DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, 030 2400867-20
presse@duh.de, www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
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