Umfrage der Deutschen Umwelthilfe zur gefährlichen Silvester-Böllerei: Immer mehr Händler stoppen Verkauf von Pyrotechnik zum Jahreswechsel
Berlin (ots)
- DUH hat 61 Handelsunternehmen zum Verkauf von Böllern und Raketen befragt: Waren es letztes Jahr nur 11, sind es dieses Jahr schon 16 Unternehmen, die den Verkauf stoppen
- DUH veröffentlicht Liste der 40 Unternehmen, die eine "Rote Karte" für ihr unverantwortliches Verhalten zum weiteren Verkauf von Raketen und Böllern erhalten und kritisiert "Wegtauchen" des Einzelhandelsverbandes HDE massiv
- Billig-Discounter wie Aldi und Lidl stellen Gewinnmaximierung über den Schutz von Gesundheit und Umwelt: Neue Studie von YouGov zeigt, dass 61 Prozent der Menschen in Deutschland gegen Silvesterböllerei in ihrer Wohnumgebung sind
- DUH fordert Handelsunternehmen in einem Brandbrief auf, den Verkauf von Pyrotechnik einzustellen, um den wegen der Covid-19-Pandemie überlasteten Rettungsdiensten, Krankenhäusern und Feuerwehren zu helfen, aber auch um Umwelt, Tiere und Luftqualität zu schützen
Deutlich mehr Handelsunternehmen in Deutschland verbannen Pyrotechnik aus ihrem Sortiment als im Vorjahr. Das hat eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 61 Unternehmen ergeben. Trotz dieser Verbesserung hält nach wie vor eine große Zahl an Händlern daran fest, Pyrotechnik zu verkaufen - entgegen aller Warnungen von Ärztevertretern, der Gewerkschaft der Polizei sowie Umwelt- und Tierschutzorganisationen. Auch die Billig-Discounter Aldi und Lidl stellen die Gewinnmaximierung mit dem Verkauf von Böllern über den Schutz von Gesundheit und Umwelt. Mit positivem Beispiel gehen überwiegend große, bekannte Baumarktketten voran. Während letztes Jahr nur 11 Handelsunternehmen der Aufforderung der DUH nachkamen und den Verkauf von Pyrotechnik gestoppt haben, sind es dieses Jahr schon 16. Diese Firmen erhalten für ihr vorbildliches Verhalten die "Grüne Karte" für einen verantwortungsvollen Stopp der sinnlosen Silvesterböllerei mit umweltschädlichen Schwarzpulverprodukten.
Massive Kritik richtet die DUH an die 40 Handelsunternehmen, die nach wie vor Pyrotechnik verkaufen und daher die "Rote Karte" erhalten. In einer Liste gibt die DUH einen Überblick über diese verantwortungslosen Handelsunternehmen gegenüber der Covid-19 Pandemie und der Umwelt. Eine klare Mehrheit der Menschen in Deutschland fordert zudem den Stopp der Silvesterböllerei. Ende November hat eine neue repräsentative Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov bestätigt, dass 61 Prozent der Befragten sich gegen das Zünden von Feuerwerken in ihrer Wohnumgebung aussprechen. Aufgrund der katastrophalen Entwicklung der Covid-19-Pandemie ist es dieses Jahr wichtiger denn je, die zusätzliche Belastung von Rettungsdiensten, Kliniken und medizinischem Personal zu verhindern und den Verkauf von Pyrotechnik zu unterbinden.
Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Es reicht nicht, dass fünf weitere Handelsketten den Verkauf von Pyrotechnik zum Jahreswechsel stoppen. Wir werden mit aller Härte gegen die verantwortungslos agierenden Händler vorgehen, die ungeachtet der Covid-19-Pandemie und dem absehbaren Notstand in den Krankenhäusern einseitig auf Profitmaximierung setzen und Millionengewinne durch den Verkauf von Schwarzpulver-Böllern und Raketen erzielen wollen. Wie bereits im Vorjahr versagt der Einzelhandels-Verband HDE auch in diesem Jahr, ein bundesweites Böller-Verkaufsverbot unter seinen Mitgliedern durchzusetzen. Wir übernehmen daher dessen Aufgabe und rufen mit einem aktuellen Brandbrief alle Handelsunternehmen dazu auf, bis zum Freitag, den 3. Dezember den Verzicht auf den Verkauf jeglicher Pyrotechnik zu erklären. Verbraucher fordern wir dazu auf, persönlich diese Forderung gegenüber ihren Händlern zu erheben."
16 der insgesamt 61 befragten Händler erhalten eine "Grüne Karte", weil sie keine Pyrotechnik zum anstehenden Neujahr verkaufen. 5 Baumärkte und Handelsketten bekommen die "Gelbe Karte" verliehen, weil noch in einzelnen ihrer Filialen Feuerwerk verkauft werden kann. Insgesamt 40 Unternehmen wollen auch dieses Jahr wieder entgegen aller Einwände Pyrotechnik verkaufen - weswegen sie eine "Rote Karte" von der DUH erhalten.
Archaische Feuerwerksraketen und Böller führen jedes Jahr zu hoher Luftbelastung, schädigen Millionen ihnen schutzlos ausgelieferte Haustiere sowie Nutz- und Wildtiere und verschmutzen die Umwelt. Dazu sorgen sie durch tausende teils schwere Verletzungen für die Überlastung von Einsatzkräften und Krankenhäusern, die durch die Pandemie sowieso schon an der Belastungsgrenze arbeiten. Bis die Politik verschärfte gesetzliche Vorschriften beschließt, steht jedoch vor allem der Handel in der Pflicht, etwas gegen den alljährlichen Böllerwahnsinn zu unternehmen. Die DUH ruft all jene Handelsunternehmen, die eine "Rote Karte" erhalten haben, dazu auf, endlich ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst zu nehmen und den Verkauf von Pyrotechnik einzustellen.
Hintergrund:
Zu den 16 Unternehmen mit einer "Grünen Karte" zählen viele Baumarktketten wie Hornbach, Bauhaus, Hagebau, die Raiffeisen Waren GmbH, ZG Raiffeisen eG, tedox, Stabilo Werkzeugfachmarkt, Landfuxx, Agavis und aber auch die Drogerie DM und die Handelsketten K+K Klaas & Kock und TEDi. Auch Amazon verzichtet auf den Verkauf von Pyrotechnik zu Silvester.
Die 5 Baumärkte und Handelsketten mit einer "Gelben Karte", weil noch in einzelnen Filialen Feuerwerk verkauft wird oder es nicht ausgeschlossen werden kann, sind Edeka, Obi und NBB Bau- und Heimwerkermärkte, Rewe und Tegut.
In einem breiten Bündnis gemeinsam mit Vier Pfoten, dem Deutschen Tierschutzbüro, Tasso, dem Jane Goodall Institut Deutschland, der Gewerkschaft der Polizei sowie Ärztevertretern fordert die DUH deshalb den Verkaufs- und Gebrauchsstopp privater Pyrotechnik.
Links:
- Link zur Händlerampel: http://l.duh.de/p211201
- Link YouGov: https://ots.de/j43ymE
- Link zur Change-Petition: www.change.org/silvesterfeuerwerk
- Link zur Infoseite Silvester mit Bündnispartnern: https://www.duh.de/projekte/silvesterfeuerwerk/
- Link zur Silvester-Parteienabfrage: http://l.duh.de/p211201
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
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