Friedliches und böllerfreies Silvester: Deutsche Umwelthilfe, Gewerkschaft der Polizei und Bundesärztekammer zeigen mit wachsendem Bündnis, wie es geht und fordern endgültiges Böllerverbot
Berlin (ots)
- Aktionsbündnis für ein friedliches Silvester wächst weiter: Neu dabei ist die Bundesärztekammer
- Neue augenärztliche Studie: Immer mehr Verletzte durch Silvesterböllerei, Kinder besonders betroffen
- Bündnis fordert Innenministerin Faeser auf, Verkauf und Verwendung von Böllern und Raketen sofort zu verbieten
- Schon über 168.000 haben einen Offenen Brief an Bundesinnenministerin Faeser #böllerciao unterschrieben: DUH ruft Bürgerinnen und Bürger auf, unter duh.de/boellerfrei Offenen Brief zu unterzeichnen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das von ihr ins Leben gerufene Bündnis aus Umwelt-, Verbraucher-, Tierschutz- und Gesundheitsorganisationen bekräftigen ihre Forderung an Bundesinnenministerin Faeser, sowohl ein Verkaufs- als auch ein Verwendungsverbot für Böller und Raketen durchzusetzen. Mit einer begeisternden Drohnenshow im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark Berlin hat die DUH zuvor gezeigt, wie eine friedliche Alternative zum Feuerwerk aussehen kann - ohne Rekord-Feinstaubbelastungen, Millionen in Panik geratende Tiere, tausende Verletzungen und Tonnen Müll.
Nach zwei Jahren Pause hat der vergangene Jahreswechsel 2022/23 gezeigt, dass ein endgültiges Böllerverbot dringender ist denn je: In der Silvesternacht gab es die heftigsten Attacken mit Pyrotechnik auf Einsatzkräfte. Außerdem verzeichneten laut einer bisher unveröffentlichten Studie der bundesweiten Feuerwerks-Verletzungen-Studiengruppe von Augenärzten die Kliniken in Deutschland einen Höchststand an Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper: 838 Patientinnen und Patienten wurden deswegen medizinisch behandelt - ein Anstieg um rund 300 im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie. Besonders besorgniserregend ist mit 40 Prozent der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten.
Auch deshalb treten immer mehr Organisationen dem Bündnis der DUH für ein Böllerverbot bei, zuletzt die Gewerkschaft der Polizei und die Bundesärztekammer. Eine wachsende Mehrheit der Bevölkerung steht ebenfalls mit 59 Prozent hinter einem Böllerverbot.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Wie viele Brände und Verletzte braucht es noch, bevor Nancy Faeser zwei Sätze aus der Sprengstoffverordnung streicht und so den Weg frei macht für ein endgültiges Böllerverbot? Die Menschen wollen die jährliche ohrenbetäubende und gefährliche Böllerei nicht mehr. Es ist höchste Zeit, dass sich diese überholte Tradition zeitgemäßen Werten anpasst. Unsere Drohnenshow hat eindrücklich bewiesen, dass ein stimmungsvolles und festliches Silvester auch ohne Knall und Rauch möglich ist. Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern fordern wir Nancy Faeser auf, endlich Menschen, Tiere und Umwelt zu schützen und die Silvesterböllerei zu verbieten!"
Um den Druck auf Innenministerin Faeser zu erhöhen, hat die DUH unter duh.de/boellerfrei einen Offenen Brief gestartet und ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, zu unterzeichnen. Eine gleichgerichtete Petition haben bereits mehr als eine halbe Million mitgezeichnet.
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei: "Wir werden im Silvestereinsatz mit Raketen und Böllern beschossen und dadurch schwer verletzt. Immer mehr Angriffe und Verletzte, das muss ein Ende haben. Das Böllerverbot muss kommen, damit Einsatzkräfte unverletzt aus dem Einsatz kommen. Dieses starke Bündnis setzt sich für ein friedliches Silvester ein und stärkt uns, den Polizistinnen und Polizisten, den Rücken."
Ameli Gabel-Pfisterer, Leitende Öberärztin für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann: "Zahl und Trend der von uns erfassten Verletzungen durch Silvesterfeuerwerk sind alarmierend. Im vergangenen Jahr erlitten 838 Menschen aufgrund von Feuerwerkskörpern Augenverletzungen, die in Kliniken ambulant oder stationär behandelt werden mussten. Das ist die höchste je von uns erfasste Zahl. Unsere Untersuchungen verdeutlichen beunruhigenderweise, dass etwa 60 Prozent der Betroffenen Unbeteiligte sind. Besonders schlimm dabei ist der hohe Anteil von 40 Prozent an Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten."
Moira Gerlach, Tierärztin, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund: "Haus- und Wildtiere können den ohrenbetäubenden Lärm, grelle Lichtblitze und den Brandgeruch von Silvesterraketen und Böllern nicht einordnen. Stress und Angst sind die Folge. Durch ihr sensibles Gehör leiden Tiere besonders. Sie verkriechen sich zitternd, versuchen in Panik zu fliehen, verletzen sich dabei oder verlieren wichtige Energiereserven. Besonders dramatisch ist, dass die Tiere all diesem nicht ausschließlich in den Stunden um den Jahreswechsel ausgesetzt sind, sondern oftmals auch an den Tagen davor und danach, an denen ebenfalls geböllert wird."
Hintergrund:
Dem Bündnis gehören neben der DUH folgende 18 Organisationen an: Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Bundesärztekammer, Bundesverband Tierschutz, Deutscher Tierschutzbund, Deutsche Tinnitus-Liga, Gewerkschaft der Polizei, Bundesverband Bürohunde, Jane Goodall Institut Deutschland, Bundesverband Menschen für Tierrechte, Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg, NaturFreunde Deutschlands, PETA Deutschland, Pro Wildlife, TASSO, Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft, Tierschutz-Netzwerk Kräfte Bündeln, VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz, das Haustierregister FINDEFIX.
Für ein bundesweites Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk muss der letzte Satz der 1. Sprengstoffverordnung § 23 Abs. 2 S. gestrichen werden. Dort heißt es: "(2) Pyrotechnische Gegenstände der Kategorie 2 dürfen in der Zeit vom 2. Januar bis 30. Dezember nur durch Inhaber einer Erlaubnis nach § 7 oder § 27, eines Befähigungsscheines nach § 20 des Gesetzes oder einer Ausnahmebewilligung nach § 24 Absatz 1 verwendet (abgebrannt) werden. Am 31. Dezember und 1. Januar dürfen sie auch von Personen abgebrannt werden, die das 18. Lebensjahr vollendet haben."
Link:
- Bilder und Videos von der Drohnenshow: https://l.duh.de/p231129
- Mitmachaktion: duh.de/boellerfrei
- Link zur Studie von 2022 der bundesweiten "Feuerwerks-Verletzungen-Studiengruppe": https://link.springer.com/article/10.1007/s00347-022-01778-1
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de
Pressestelle Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
0711 8931 641, ullrich@medizinkommunikation.org
Pressestelle Gewerkschaft der Polizei (GdP)
030 399921-113, gdp-pressestelle@gdp.de
Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin Heimtiere Deutscher Tierschutzbund e.V.
0228 60496-24, presse@tierschutzbund.de
DUH Newsroom:
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