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DUH wirft Sachsen-Anhalts Umweltministerin Petra Wernicke "skandalöse Täuschung" der Bürger vor

Radolfzell/Berlin (ots)

Erklärte Erweiterung des
Biosphärenreservats "Flusslandschaft Elbe" entpuppt sich als 
Verkleinerung um mehr als ein Drittel - Ministerpräsident Wolfgang 
Böhmer soll Machtwort sprechen
23. März 2006: Entgegen den Behauptungen der 
sachsen-anhaltinischen Umweltministerin Petra Wernicke vom 
Wochenanfang hat das Land seinen Teil des UNESCO Biosphärenreservats 
"Flusslandschaft Elbe" nicht erweitert, sondern im Gegenteil 
verkleinert. Darauf hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) 
hingewiesen. "Kurz vor der Landtagswahl erleben wir eine skandalöse 
Täuschung der umweltbewegten Bürgerinnen und Bürger", erklärte 
DUH-Bundesgeschäftsführer Jörg Dürr-Pucher. "Faktisch wird die 
Abgrenzung des von der UNESCO anerkannten Gebietes nämlich nicht 
vergrößert, sondern im Gegenteil von 190.000 auf knapp 126.000 
Hektar, also um rund ein Drittel der Fläche, drastisch verkleinert." 
Frank Neuschulz, Leiter Naturschutz der DUH, forderte 
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer auf, "ein Machtwort zu sprechen und
die Fehlentscheidung seiner Umweltministerin rückgängig zu machen."
Umweltministerin Wernicke hatte am 20. März im Zusammenhang mit 
der Umbenennung der Elbe-Flusslandschaft in "Biosphärenreservat 
Mittelelbe" erklärt, das bestehende "Biosphärenreservat werde nun 
deutlich vergrößert".
Zur Erinnerung: Im Dezember 1997 hatten Vertreter der UNESCO in 
Brambach an der Elbe (Sachsen-Anhalt) die Anerkennung zum 
Biosphärereservat "Flusslandschaft Elbe" überreicht. Grundlage 
hierfür war seinerzeit ein Antrag des Landes Sachsen-Anhalt, der am 
25. April 1997 von der damaligen Umweltministerin Heidrun Heidecke im
Auftrag von fünf weiteren beteiligten Bundesländern an die UNESCO 
eingereicht und wenige Monate später genehmigt worden war. Der 
Flächenanteil in Sachsen-Anhalt umfasste damals rund 190.000 Hektar. 
Hierin eingeschlossen war auch das bereits seit 1979 bestehende und 
1990 erweiterte Biosphärenreservat "Mittlere Elbe" mit einem 
Flächenumfang von 43.000 Hektar.
Damit entstand das deutschlandweit größte und international viel 
beachtete Großschutzgebiet, mit einem Verlauf über 400 Kilometern 
entlang der Elbe.
Besonders hoch waren die Erwartungen hinsichtlich der 
länderübergreifenden Zusammenarbeit, da sich nur so ein effektiver 
und modellartiger Auenschutz realisieren lässt. Von Seiten des 
Umweltministeriums in Sachsen-Anhalt wurde jedoch seit längerem eine 
Verkleinerung diskutiert. Man argumentierte, das Gebiet sei zu groß, 
nicht handlich genug und man wolle mehr auf Qualität statt auf 
Quantität setzen. In der Außendarstellung wird nun versucht, die 
Verkleinerung des Gebiets auf 125.700 Hektar zu kaschieren und die 
Veränderungen dreist in eine Vergrößerung zu verwandeln. Der Trick 
des Ministeriums, um dies nach außen zu verschleiern: Als Bezugsbasis
wurde statt des 1997 von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservat 
"Flusslandschaft Elbe" das bereits zu DDR-Zeiten ausgewiesene, viel 
kleinere Biosphärenreservat "Mittlere Elbe" herangezogen.
Tatsächlich liegen jetzt fast nur noch die Elbauen zwischen den 
Deichen im Biosphärenreservat. Diese Flächen sind aber heute schon 
als Naturschutz-, FFH- oder Vogelschutzgebiete geschützt. Dagegen 
liegen weite Landschaftsräume in der angrenzenden Aue nach der 
Entscheidung Wernickes nun außerhalb. Für die UNESCO kommt aber 
gerade den Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsräumen bei einer 
Gebietsentwicklung eine besonders wichtige Funktion zu, da vor allem 
hier das Miteinander von Mensch und Natur modellartig zu praktizieren
ist. Ob es eine Abstimmung mit den zuständigen Gremien der UNESCO in 
Paris oder zumindest mit den anderen beteiligten Bundesländern des 
gemeinsamen Biosphärenreservates gegeben hat, ist bisher nicht 
bekannt, aber nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe wenig 
wahrscheinlich.
Für Rückfragen:
Jörg Dürr-Pucher, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V. , 
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732/9995-15, Mobil: 
0175/5724848, Fax.: 07732/9995-77, E-Mail:  duerr-pucher@duh.de
Dr. Frank Neuschulz, Leiter Naturschutz, Deutsche Umwelthilfe e.V., 
Gartenstr. 7, 29475 Gorleben, Mobil.: 0160/8950556, Fax.: 05882 220, 
E-Mail:  neuschulz@duh.de

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