Marie Curies Erbinnen: Die Nobelpreis-Anwärterinnen von morgen
Der L'ORÉAL-UNESCO-Preis stärkt Frauen in der Wissenschaft
Paris (ots)
Ihr Vater riet Elaine Fuchs zu einer Karriere als Lehrerin - doch die Frauen in ihrer Familie ermutigten sie, sich noch höhere Ziele zu stecken. "Meine Mutter war eine Hausfrau, aber sie war der Meinung, ich würde eine gute Chemikerin abgeben", erinnert sich die Amerikanerin, die zu den fünf diesjährigen Gewinnerinnen des L'ORÉAL-UNESCO For Women in Science-Preises gehört. Unterstützung erhielt Elaine Fuchs auch von ihrer Tante, einer Biologin. "Sie war Feministin und ihrer Zeit voraus. Sie war für mich ein exzellentes Vorbild. Genau wie meine Schwester, die als Neurowissenschaftlerin arbeitet."
Nicht viele Frauen schaffen es wie Elaine Fuchs, die Karriereleiter in ihrer akademischen Laufbahn ganz nach oben zu klettern. Noch immer sind Frauen in der Wissenschaft in der Unterzahl. Weniger als ein Drittel der Wissenschaftler weltweit sind Frauen. Das zeigen Daten aus 121 Ländern, die das Statistik-Institut der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) ausgewertet hat. In der EU lag der Anteil der Wissenschaftlerinnen im Jahr 2007 bei 31 Prozent, in Deutschland waren es mit 23 Prozent weniger als ein Viertel, wie Erhebungen des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaft zeigen. Bei den Natur- und Ingenieurswissenschaften ist der Anteil an Frauen noch geringer. "Am oberen Ende der Erfolgsleiter gibt es immer weniger Frauen, die ihre männlichen Kollegen daran erinnern, wie wichtig es ist, die wissenschaftlichen Erfolge ihrer Kolleginnen nicht zu ignorieren", sagt Professor Elaine Fuchs.
Um mehr Frauen für eine Karriere in der Wissenschaft zu motivieren, vergeben die L'Oréal-Foundation und die UNESCO jedes Jahr den L'ORÉAL-UNESCO For Women in Science-Preis im Wert von jeweils 100.000 US-Dollar an die herausragendsten Wissenschaftlerinnen aller fünf Kontinente. Eine 18-köpfige Jury unter der Leitung des Medizin-Nobelpreisträgers von 1999, Professor Günter Blobel, wählte 2010 jeweils eine Siegerin jedes Kontinents aus dem Bereich Lebenswissenschaften aus.
Zu den ehemaligen Gewinnerinnen gehören auch zwei Nobelpreisträgerinnen des vergangenen Jahres: Professor Elizabeth Blackburn (Medizin) und Professor Ada Yonath (Chemie). "Diese Auszeichnung zeigt, dass die Preisträgerinnen des L'ORÉAL-UNESCO Awards zu den besten Talenten in der Wissenschaft zählen und zu Vorbildern für den wissenschaftlichen Nachwuchs werden", sagt Professor Günter Blobel.
Die Preisträgerinnen 2010 und ihre Forschungsthemen:
Für 2010 haben Vertreter der Wissenschaft insgesamt 1000 Kandidatinnen für den Preis vorgeschlagen. Vergeben wird die Auszeichnung heute im Hauptsitz der UNESCO in Paris von Sir Lindsay Owen-Jones, dem Aufsichtsratsvorsitzenden von L'ORÉAL sowie Koïchiro Matsuura, dem Generaldirektor der UNESCO.
Auch in diesem Jahr haben die Preisträgerinnen wegweisende wissenschaftliche Leistungen vorzuweisen. Elaine Fuchs, die als Professorin an der Rockefeller University in New York arbeitet, befasst sich mit dem größten Organ unseres Köpers: der Haut. Die Preisträgerin für Nordamerika identifizierte durch ihre Forschung an Haut-Stammzellen die genetischen Grundlagen zahlreicher Hautkrankheiten.
Professor Alejandra Bravo vom Institut für Biotechnologie an der Universidad Nacional Autonoma de Mexiko forscht seit vielen Jahren an einem "grünen" Mittel gegen Insekten, die Krankheiten übertragen und ganze Ernten vernichten können. Die Preisträgerin für Südamerika nutzt die Proteine des Bakteriums Bacillus thuringiensis, um sie als Insektizid einzusetzen, das für den Menschen gesundheitlich unbedenklich ist.
Auch Professor Lourdes J. Cruz, die Preisträgerin für Asien und den pazifischen Raum, nutzt den Chemiebaukasten der Natur. Die Professorin am Institut für Meereskunde der Universität der Philippinen, Quezon City, war eine der ersten Wissenschaftler, die sich mit den Toxinen der Kegelschnecken beschäftigte. Dabei beinhaltet jedes der Toxine 100 bis 200 verschiedene Wirkstoffe. In der Medizin können diese Komponenten dazu verwendet werden, neue Medikamente gegen Schmerzen, Epilepsie oder andere neurologische Störungen zu entwicklen.
Über 200 Millionen Menschen weltweit sind von der parasitären Erkrankung Schistosomiasis, auch bekannt als Bilharziose, betroffen. Professor Rashika El Ridi von der Wissenschaftlichen Fakultät in Kairo widmet sich dem Kampf gegen die zweithäufigste Tropenkrankheit, die besonders bei Kindern schwerwiegend verlaufen kann. Die Preisträgerin für Afrika und die arabischen Staaten hat jahrelang die Biologie dieser speziellen Parasiten erforscht und damit die Entwicklung eines effektiven Gegenmittels in greifbare Nähe gerückt.
Professor Anne Dejean-Assémat vom Pasteur Institute in Paris wurde für ihre Erfolge in der Krebsforschung als Preisträgerin für Europa ausgewählt. Sie wirkte unter anderem an der Entdeckung neuer genetischen Faktoren mit, die für die Entwicklung von Krebszellen im Körper mitverantwortlich sind.
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