"Ich war das Opfer meines eigenen Experiments!" "Die Welle"-Lehrer Ron Jones im Interview mit ProSieben.de über sein Experiment, Guantanamo und Barack Obama
München (ots)
München, 14. März 2008. "Der größte Schock war für mich, dass ich dieses Machtgefühl und diese Art der Anerkennung sehr genossen habe." Eigentlich wollte Ron Jones "nur" ein guter Lehrer sein. In einer Projektwoche zum Thema Autokratie und Diktaturen im Jahre 1967 wollte er seinen Schülern im Rahmen eines pädagogischen Experiments die Anfälligkeit für Faschismus veranschaulichen - ohne zu ahnen, welche Folgen dieser Versuch haben würde.
Das Experiment geriet außer Kontrolle - und zwar spätestens in dem "Moment, als mir ein Schüler ins Lehrerzimmer folgte, mit der Begründung, er wolle von nun an mein Leibwächter sein." Jones wurde fristlos aus dem Schuldienst entlassen. Heute, vier Jahrzehnte später, spricht er anlässlich des Filmstarts im Interview mit ProSieben.de über Folter, die Elektrizität von Macht und seine große Hoffnung Barack Obama: "Er wäre ein Mann ohne Altlasten, der Brücken schlagen könnte."
"Die Welle" war an seinem gestrigen Starttag der mit Abstand erfolgreichste Kinofilm in Deutschland! Nach den eigenen Erfahrungen, die er mit seinen Schülern gemacht hat, weiß Jones: "Faschismus kann überall auftauchen, in der Familie, in der Kirche, am Arbeitsplatz. Ich denke, dass die Welle ein sehr mutiger Film ist. In Amerika untersuchen wir diese Mechanismen nicht. Und wir sprechen auch nicht über unsere Schuld, wir sprechen nicht über die Bombardements von Dresden und Hiroshima. 'Die Welle' erlaubt es uns nun, uns selbst zu betrachten. Und deshalb ist dieser Film ein Geschenk, gerade auch für uns Amerikaner."
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