"Was kann jeder von uns tun, damit der Hass nicht überkocht?" ProSieben-Reporter Thilo Mischke spricht über seine Recherchen zur Reportage "Deutschland radikal - Wie Hass unsere Gesellschaft spaltet"
Unterföhring (ots)
5. September 2021. "Dafür oder dagegen. Angriff statt Austausch. Deutschland ist gespalten. Das Thema scheint dabei fast schon egal: Diskussionen sind unmöglich," mit diesen Worten beginnt Investigativ-Reporter Thilo Mischke seine "ProSieben Thema"-Reportage "Deutschland radikal - Wie Hass unsere Gesellschaft spaltet" am Montag, 6. September, 20:15 Uhr. Monatelang ist der Journalist dafür durch Deutschland gereist, hat mit Verschwörungsgläubigen wie dem YouTuber AktivistMann, mit Medienmachern wie BILD-Chef Julian Reichelt oder Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, mit Verschwörungsexpertin Katharina Nocun und mit Bundesverfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang gesprochen.
Bei seinen Recherchen hat Thilo Mischke erlebt, wie schnell man selbst Opfer von Fake News wird. Wie schwer es ist, mit Fakten zu überzeugen. Wie leicht manche den Anschluss zu Freunden und Familie verlieren. Wie zerbrechlich die deutsche Demokratie doch ist. Und er wollte verstehen, wie dieser Graben überwunden werden kann. Hier spricht Thilo Mischke über seine Erfahrungen:
Welche ist die alarmierendste Erkenntnis, die du aus deinen Recherchen ziehst?
Thilo Mischke: "Zwar wird von Menschen, die sich an Anti-Maßnahmen-Demos beteiligen, immer wieder betont, wie friedlich sie sind, aber wer sich mit der Bewegung auseinandersetzt - kritisch - wird feststellen: Fast alle Beteiligten in öffentlicher Funktion haben das gleiche Motiv. Es geht nur um sie, es geht nicht um die Bewegung. Ob ein Boris Reitschuster, der sich von Demonstranten beklatschen lässt, ob Mitglieder einer Schweizer Sekte, die aktiv an der Demokratiezersetzung arbeiten, Spendensammler, die das Geld nie einsetzen oder Rechtsextreme, die Lieder mit Xavier Naidoo aufzeichnen."
Was kann jeder von uns tun, damit der Hass nicht überkocht?
"Da jeder eine Person kennt, die an der Pandemie und den dazugehörigen Maßnahmen zweifelt: Nicht von Covidioten sprechen, von Schwurblern oder Querdenkern, sondern darüber sprechen, was sie sind: unsere Väter, Mütter, Freunde, Verwandte und genauso auf sie zugehen. Keine Faktendebatten führen, sondern emotionale Debatten führen: 'Wie fühlst du dich, wenn du mich verlierst, weil du denkst, hinter der Pandemie steckt ein Plan,' ist wirksamer, als mit Statistiken vom RKI zu kommen."
Wie hat sich deine Einstellung zum Thema "Wie Hass unsere Gesellschaft spaltet" geändert, nachdem du diese Reportage gemacht hast?
"Hass ist demokratiezersetzend. Und das ist gefährlich. Meine Einstellung hat sich nach den Recherchen nicht geändert: Unsere Demokratie ist schützenswert und - was die meisten Menschen nicht wissen - extrem fragil. Unsere Gesellschaft hat jetzt die Aufgabe, sich um jene zu kümmern, die an der Demokratie zweifeln. Kümmern heißt: aufmerksam zuhören, Hände reichen und den großen Graben, der entstanden ist, zuschütten."
"ProSieben Thema: Deutschland radikal - Wie Hass unsere Gesellschaft spaltet" - am Montag, 6. September 2021, um 20:15 Uhr auf ProSieben.
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