Schicksale hinter Gittern - Alltag im größten Frauengefängnis Deutschlands
München (ots)
686 Türen, 278 Zellen und 331 Häftlinge: Die Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main III ist das größte Frauengefängnis Deutschlands. Zum ersten Mal konnte ein Kamerateam einen Blick hinter die Gefängnismauern werfen. "Galileo Spezial: Leben hinter Gittern" am Donnerstag, 16. Februar 2006, um 19.00 Uhr auf ProSieben.
Frankfurt am Main. Im größten Frauengefängnis Deutschlands, der Justizvollzugsanstalt III (JVA III) sitzen zur Zeit 312 Frauen im Alter zwischen vierzehn und achtzig Jahren ihre Haftstrafen ab. Niemand "brummt" ohne Grund: Jede der Frauen hat eine Straftat begangen - und jede ihre eigene Vergangenheit ...
7.30 Uhr: In der JVA beginnt der Arbeitstag der Häftlinge. Emil Erdem, verurteilt wegen schweren Raubüberfalls, macht während der Haft eine Ausbildung zur Köchin. Ein erlernter Beruf soll den Frauen nach ihrer Entlassung den Weg in eine neue, straffreie Zukunft erleichtern. Zehn Lehrer aus den umliegenden Berufsschulen unterrichten deshalb fünf Mal die Woche im Gefängnis. Der Unterrichtsstoff ist derselbe wie an "normalen" Berufsschulen. Bei Prüfungen schneiden die Frankfurter Häftlinge durchschnittlich sogar besser ab als die Schüler "draußen." "Man hat hier drin ja nicht so viel Ablenkung. Deshalb können wir uns vollkommen auf die Ausbildung konzentrieren", so die 27-jährige Emil Erdem.
Eine Besonderheit der JVA III ist das Mutter-Kind-Heim: Hier wohnen 18 junge Mütter zusammen mit ihren Kindern. Gibt es keine Angehörigen, die sich um die Kinder der Häftlinge kümmern, dürfen die Kleinen bis zum Vorschulalter mit im Gefängnis wohnen. So auch Alicia (1½ Jahre): Weil ihre Mutter Dorota Zagorská (wegen Körperverletzung zu zwei Jahren Haft verurteilt) den Säugling nicht zu Pflegeltern geben will, verbringt Alicia die ersten Jahre ihres Lebens im Gefängnis. Neben der normalen "Knast"-Mahlzeit gibt es in der JVA III spezielle Babynahrung für die Kleinen ...
Anstaltsleiter Norbert Müller: "Unsere Aufgabe besteht darin, die Frauen zu motivieren, an ihren Persönlichkeitsdefiziten zu arbeiten. Nur so können sie in Zukunft ein Leben führen, ohne andere Menschen zu schädigen. Wenn uns das gelingt, ist der Aufenthalt im Gefängnis eine konstruktive - und keine verlorene Zeit." Offensichtlich mit Erfolg, denn viele Frauen kommen nach ihrer Entlassung nie wieder zurück.
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