Der Tagesspiegel: Bundesagentur für Arbeit erwartet 3,5 Millionen Arbeitslose im Herbst
Berlin (ots)
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen noch weiter deutlich sinkt. "Die aktuellen Zahlen liegen noch nicht vor, aber ich erwarte, dass man in diesem oder im nächsten Monat auf 3,5 Millionen kommen kann", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise dem Tagesspiegel (Montagausgabe). Weise wies jedoch darauf hin, dass dieser Wert nicht bis in den Winter hinein zu halten sei. "Im Jahresschnitt werden wir immer noch eine Erwerbslosenzahl von 3,7 Millionen haben. Und damit etwas mehr, als manch einer versucht hat herbeizureden." Im kommenden Jahr solle sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt aber noch weiter entspannen. Die Behörde rechnet dann mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 3,5 Millionen. "Man kann das schon relativ gut vorhersagen, weil in den Unternehmen die Aufträge da sind und mehr Menschen eine Beschäftigung haben", erklärte Weise.
Die BA erwarte in diesem Jahr einen reinen Haushaltsüberschuss von 2,5 Milliarden Euro, obwohl die Behörde ein Defizit budgetiert hatte, sagte Weise weiter. Diese zusätzlichen Einnahmen könnten für eine weitere Absenkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags verwendet werden. "Das wäre eine von vielen Möglichkeiten, die man mit dem zusätzlichen finanziellen Spielraum hätte." Weise wollte sich aber nicht festlegen, wie weit der Beitrag abgesenkt werden könnte. Bislang ist eine Herabsetzung von derzeit 4,2 Prozent auf 3,9 Prozent zum 1. Januar 2008 geplant.
Die gute wirtschaftliche Lage wirke sich in diesem Jahr auch auf die Ausbildungsplatzsituation aus, sagte der BA-Chef dem Tagesspiegel. So werde erwartet, dass weniger Jugendliche ohne Lehrstelle blieben als in den Vorjahren. "Alle Indikatoren zeigen, dass die Lücke tatsächlich kleiner sein könnte, obwohl es mehr Bewerber gibt." Die Unternehmen bildeten aber immer noch nicht genug aus. Von zwei Millionen Unternehmen in Deutschland, die Lehrstellen anbieten könnten, täten das nur 500.000. Die 40.000 außerbetrieblichen Ausbildungsplätze, die die Behörde mitfinanziert, würden deshalb voraussichtlich noch bis 2012 gebraucht. Dann aber wirke sich der demografische Wandel aus und die Bewerberzahl werde schrumpfen.
Weise räumte ein, dass Langzeitarbeitslose noch immer am wenigsten von der Erholung des Jobmarkts profitierten. "Für viele Langzeitarbeitslose geht es langsamer", sagte er der Zeitung. Ein Teil dieser Gruppe sei aber schwer in den ersten Arbeitsmarkt integrierbar. "Wir kennen 600.000, die die vergangenen sechs Jahre nicht gearbeitet haben." Ursache seien in diesen Fällen häufig nicht nur eine fehlende Qualifizierung, sondern auch soziale Probleme, wie Sucht oder Verschuldung. "Das sind Menschen, die ganz weit weg vom Arbeitsmarkt sind und besondere Hilfe brauchen."
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