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Der Tagesspiegel: SPD wirft Meinungsforschern Meinungsmache vor - Sozialdemokraten sehen sich durch eine Forsa-Umfrage benachteiligt

Berlin (ots)

Der SPD geht es schlecht. Glaubt man der aktuellen
Umfrage der Meinungsforscher von Forsa sogar schlechter als je zuvor.
Die SPD wertet die jüngsten Zahlen als gezielten Angriff auf die 
Partei. Brandenburgs SPD-Generalsekretär Klaus Ness hält die 
Ergebnisse der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für "hochgradig 
unseriös". Forsa-Chef Manfred Güllner betreibe Politik statt 
Meinungsforschung, sagte Ness dem Tagesspiegel.
Demnach wäre die SPD in keinem der 16 Bundesländer mehr stärkste 
Kraft. Laut Forsa fiel die SPD im Vergleich zu den Bundestagswahlen 
2005 in Niedersachsen von 43 auf 25, in Bremen sogar von 43 auf 23 
Prozent. Bei den Bundestagswahlen käme sie im Moment auf den 
historischen Tiefstand von nur 22 Prozent. Im Gegensatz dazu hatte 
Infratest-dimap vergangene Woche für die SPD bundesweit einen 
Stimmanteil von 28 Prozent ermittelt, die Forschungsgruppe Wahlen kam
unlängst sogar auf 29 Prozent. Für ihre Umfrage hatte Forsa 
bundesweit 2000 Personen befragt.
"Repräsentativ ist es nicht möglich, aus bundesweit so wenig 
Befragten für jedes Bundesland einen Trend herauszurechnen", sagte 
Ness. Güllner gehe es vornehmlich darum, Steinmeier statt Beck zum 
Kanzlerkandidaten der SPD zu machen. Bei der Sonntagsfrage zur 
Bundestagswahl in Brandenburg binnen einer Woche um zehn Prozent 
abzustürzen, hält Ness schlicht für nicht möglich. Erst in der 
Vorwoche hätte die SPD bei der Sonntagsfrage 35 bis 40 Prozent 
erreicht und vor der Linken gelegen. Laut Forsa liegt die SPD nun bei
25 Prozent.
Institute kommen  häufig zu verschiedenen Ergebnissen. "Eine 
Abweichung von 3,5 Prozent ist durchaus nicht ungewöhnlich", sagte 
Wichard Woyke, Parteienforscher an der Universität Münster. Ein 
einziger Tag zwischen zwei Umfragen reiche mitunter aus, um zu 
unterschiedlichen Ergebnissen zu kommen. Größere Abweichungen könnten
dadurch erfolgen, dass die Befragten der Institute sich hinsichtlich 
der Repräsentativität unterscheiden, erklärte er.
  So beobachtet auch die Forschungsgruppe Wahlen,  dass die SPD in 
Forsa-Umfragen seit längerem deutlich niedrigere Werte erzielt als 
bei anderen Instituten. Ihr Leiter Matthias Jung vermutet, dass Forsa
ein statistisches Verfahren anwendet, bei dem die SPD besonders stark
herunter gewichtet wird.  Forsa weist  die Vorwürfe zurück. "Unser 
Institut hat keine Tendenz", sagte Instituts-Chef Güllner dem 
Tagesspiegel. Dass Politiker mit den Ergebnissen  unzufrieden sind, 
sei er gewohnt, auch CDU und FDP hätten sich in der Vergangenheit 
schon beschwert. Alle Zahlen und Verfahren seien handwerklich 
ordentlich und sauber.
Klaus-Peter Schöppner vom Meinungsforschungsinstitut Emnid bestätigt,
dass Umfragen durchaus politischer Manipulation dienen können. 
"Demoskopen entscheiden, zu welchen Themen sie zu welchem Zeitpunkt 
fragen", sagt er. An dem Wählerverlust der SPD bestehe jedoch kein 
Zweifel. Die SPD hätte nur 70 Prozent der Wähler von der 
Bundestagswahl 2005 behalten können. 15 Prozent seien  zur Linken 
gewechselt, weitere 15 Prozent zur CDU, den Grünen und den 
Nichtwählern.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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