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Der Tagesspiegel: Ärztekammer schließt Überversorgung von Privatpatienten nicht aus

Berlin (ots)

Die Bundesärztekammer hat den Vorwurf privater
Krankenversicherer zurückgewiesen, Ärzte und Kliniken würden sich 
gezielt mit falschen oder überhöhten Rechnungen bei ihnen schadlos 
halten. "Kollektivvorwürfe" seien nicht angebracht, sagte 
Ärztekammer-Vize Frank Ulrich Montgomery dem Berliner "Tagesspiegel" 
(Montagsausgabe).  Zuvorderst seien die gestiegenen Leistungsausgaben
die "natürliche Antwort auf die von der Regierung geförderte 
Zwei-Klassen-Medizin". Tatsache sei, dass den Ärzten erbrachte 
Leistungen für Privatpatienten voll und ohne Zeitverzug erstattet 
würden - "ganz anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung". 
Montgomery schloss aber nicht aus, dass bei Privatpatienten "das ein 
oder andere Mal auch zu viel getan wird".
Auch der FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr beklagte "Auswüchse" 
bei der Behandlung von Privatpatienten. Während gesetzlich 
Versicherte die Folgen von Rationierung und Budgetierung erlebten, 
würden privat Versicherte oft überversorgt. Vor allem im Westen 
nutzten immer mehr Mediziner die Privatpatienten, "um in den Praxen 
noch auf ihren Schnitt zu kommen". Anders als Kassenpatienten könne 
aber jeder privat Versicherte seine Arztrechnung kontrollieren "und 
sollte dies auch tun".
Montgomery bestätigte, dass Mediziner bei Privatrechnungen bis an 
die Grenzen des Möglichen gehen. Der 2,3- und 3,5-fache Grundpreis 
sei "quasi zum Regelsatz geworden", sagte er. Dies hänge aber mit 
einer "völlig veralteten" privatärztliche Gebührenordnung zusammen, 
in der viele moderne Behandlungsmethoden nicht abgebildet seien. Um 
angemessen entlohnt zu werden, seien Mediziner deshalb gezwungen, 
vergleichbare Leistungen zu höheren Sätzen abzurechnen. Dabei komme 
es auch zu Fehlern und Irrtümern. Um diese auszuschließen, sei eine 
neue Gebührenordnung nötig, "auf die wir schon lange drängen". Da es 
sich um eine Rechtsverordnung des Bundes handle, stehe die 
Gesundheitsministerin "hier in der Verantwortung".

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
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